Mitten in Pankow, aber kein DSL

Von | 15. Januar 2014

FritzBox DSLEs gab eine Zeit, in der in Pankow ganze Häuserzeilen von einer schnellen Internetverbindung ausgenommen waren. Streams liefen dort nur ruckelig, Anhänge mit Fotos ließen sich nur mit viel Geduld öffnen und mal eben einen Film oder ein Album herunterzuladen, war kaum möglich.

Was nach Vergangenheit klingt, ist immer noch aktuell. Denn auch heute noch müssen im Florakiez Haushalte auf einen schnellen Internetzugang verzichten. „Für meine künftige Anschrift (in der Florastraße) besagt der Verfügbarkeitscheck der Telekom weiterhin: DSL nicht verfügbar“, schreibt uns ein Leser, der bald nach Pankow zieht. „Ich frage mich, wie das sein kann?“

Tatsächlich waren bis vor wenigen Jahren weite Teile von Alt-Pankow so etwas wie Internet-Notstandsgebiet. Nach der Wende hatte die Telekom hier ein sogenanntes OPAL-Netz verlegt Das ist eine inzwischen überholte Glasfasertechnik. Ihr großer Nachteil ist, dass über ein solches Netz keine DSL-Anschlüsse realisiert werden können.

DSLnachPankow

Auch der Politologe und PR-Berater Jens Peter Franke wohnt in einem solchen Haus. Er saß 2005 an seinem Schreibtisch in der Florastraße und ärgerte sich darüber, dass mehr als eine 56K-Verbindung per Modem nicht möglich war. Er wusste aber, dass in einigen Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite schnelle Anschlüsse zur Verfügung standen. Daraufhin begann er, sich intensiv mit dem Thema Breitbandversorgung zu beschäftigen und gründete mit dem Softwaretechniker Martin Schauerhammer die Initiative DSLnachPankow. „Damals wusste keiner nichts Genaues und deshalb musste man aktiv werden“, erzählt Franke von den Anfängen. „Privatpersonen und Freiberufler waren dabei, ganz unterschiedliche Leute.“

In jahrelanger Arbeit schafften es Franke und seine Mitstreiter, die Telekom und andere Anbieter für das Thema zu sensibilisieren und unter Druck zu setzen. DSLnachPankow holte mit Maxxonair einen Anbieter von Internet per Funkverbindung nach Pankow. „Dadurch gelang es, Wettbewerb zu schaffen. Die Telekom ist dann aktiv geworden und hat die Gegend in ihren Planungen vorgezogen“, so Franke. Später stiegen dann auch TV-Kabel-Anbieter wie Primacom, Telecolumbus und Kabel Deutschland in das Geschäft ein und machten ihre Netze internetfähig.

Alternative Mobilfunk

Trotzdem gibt es heute noch Häuser ohne entsprechende Anbindung. Wer feststellt, dass kein DSL oder Kabel-Internet zur Verfügung steht, dem rät Franke zu mobilem Breitband: „Inzwischen gibt es brauchbare Alternativen, die man vom Smartphone kennt: UMTS, HSDPA und jetzt den noch schnelleren Mobilfunkstandard LTE. Das ist eine realistische Alternative. Es hat Nachteile, aber ist deutlich mehr als hier lange möglich war.“ Die Kürzel stehen für drei Generationen Mobilfunktechnik, die modernste Ausbaustufe ist Long Term Evolution, kurz LTE. Entsprechende Angebote gibt es unter anderem bei der Telekom (Call & Surf per Funk) und bei Vodafone (LTE Zuhause). Die Preise starten bei rund 25 Euro pro Monat und sind nach Geschwindigkeit und Datenvolumen gestaffelt.

Es kann auch helfen, mit der Hausgemeinschaft oder dem Vermieter auf die Anbieter zuzugehen. Wenn eine größere Zahl von Anschlüssen realisiert werden kann, sind insbesondere die Kabel-TV-Anbieter gesprächsbereit. Dadurch ist auch zu erklären, dass es in den diversen Neubauprojekten rund um die Florastraße keine Internet-Probleme gibt. So sind beispielsweise kürzlich die Häuser der Genossenschaft DPF in der Görschstraße von Kabel Deutschland erschlossen worden. Jetzt sind dort, wo es lange gar kein Netz gab, Bandbreiten von bis zu 100 MBit/s möglich.

Hanno Hall

Lebt seit 1997 in Berlin und seit 2010 im Kiez. Verantwortet ntv.de und die ntv Apps. Interessiert sich für Baustellen, Flughäfen und Politik. Geht zu Fuß, fährt Rad, BVG und Auto.