Straßenkunst mit Haltung: Die Street-Yogis

Von | 2. Januar 2014
Sie sind klein, bestehen aus Bambus und Kork, sind leicht zu übersehen und doch ein Stück Kunst auf den Straßen Berlins: winzige Street-Yogis, die auf zahlreichen Straßenschildern herumturnen. Drei Männchen in verschiedenen Yoga-Posen stehen auf Straßenschildern entlang der Florastraße. Einer dehnt sich an der Wollankstraße, ein anderer betrachtet die Florapromenade und der dritte schaut an der Mühlenstraße in den Himmel.

Weniger auffällig als das Wandbild im Mucha-Stil, dafür gelenkig: Street-Yogi an der Wollankstraße

Installiert hat sie Josef Foos, der die Street-Yogi-Idee in Berlin verbreitet hat. 2011 begann er, angeregt durch einen Tagesspiegel-Artikel über eine ähnliche Aktion des Londonder Künstlers Slinkachu, im Schatten der Nacht an Straßenschildern hochzuklettern, um seine Männchen zu installieren. Seit 1976 lebt Foos in Berlin und vor den Street-Yogis war er noch nicht künstlerisch in Aktion getreten. Mehr als 1000 hat er bis jetzt angebracht, so dass es langsam schwierig für ihn wird, den Überblick zu behalten, welchen er selbst und wie positioniert hat. Sollten die Pankower Street-Yogis doch von jemand anderen angebracht worden sein, es wäre keine Überraschung für ihn. Die meisten seiner Werke, schätzt Foos, sind schon abgefallen, andere geklaut, viele stehen jedoch noch und bereiten ihren Entdeckern einen kurzen Moment der Freude.

Trotz seines Engagements möchte Foos nicht als einziger Herr über die Street-Yogis gelten. „Es ist ein offenes Projekt,“ so der 57-jährige, „an dem jeder mitmachen kann.“ Solang er sich nur dazu verpflichtet, kein Eigentum zu zerstören. So dokumentiert Foos seine Yogis wie die anderer Künstler auf seiner Webseite, die meisten Männchen finden sich in in Kreuzberg und Neukölln. Das für die Schilder zuständige Grünflächenamt hat sich noch nicht bei ihm gemeldet, und Foos hofft, dass es auch so bleibt.

Schaut den Flugzeugen hinterher: Street-Yogi an der Kreuzung zur Mühlenstraße

Nun wirkt er durch seine Installation in Alt-Pankow. Die Kombination aus hohen Straßenschildern und aufgelockertem Altbaubestand in der Nachbarschaft sei ideal für seine Männchen, bei niedrigen Schildern bestehe die Gefahr, dass die kleinen Kunstwerke schon bald verschwunden seien. „Im Florakiez habe ich dieses Jahr und im letzten welche geklebt.“

Hat es sich an der Florapromenade gemütlich gemacht

Und warum Yogis und nicht etwa andere Sportarten? „Yoga ist einfach meins“, sagt Foos, der Yoga nicht nur betreibt, sondern auch unterrichtet. Die Männchen in die verschiedenen Positionen zu bringen und dann auf die Schilder anzubringen, für ihn ist das kein Problem. Doch dienen die Männchen nicht als Vorlage für eine spontane Übung, wie mitunter angenommen, sondern sind ganz ausschließlich dem Zweck gewidmet, Freude zu bringen.

Inzwischen produziert Foos seine Yogis in Farbe, kürzlich hat er einen Drachenkämpfer-Yogi als Geschenk für einen Jungen geklebt, der auf diese Wesen abfährt. Außerdem ist Foos schon auf neue Ideen gekommen, er klebt nun Birnen-förmige Figuren und bemalte Collagen an Berliner Hauswände – vielleicht bald auch im Florakiez.