Weiser durch den Wedding

Von | 18. Januar 2014
Egal wie kuschelig es bei uns in Pankow sein kann, hin und wieder blickt man den Flugzeugen nach, die über unsere Köpfe hinweg fliegen und wünscht sich, auch einfach mal raus zu kommen. Dem Trott des Alltags zu entfliehen. Durch unbekannte Straßen zu laufen, in denen alles anders ist als zu Hause. Wie gut haben wir es dann im Florakiez, denn die andere, aufregende Welt, sie ist nicht weit. Sie beginnt direkt am S-Bahnhof Wollankstraße. Sie ist der Wedding!

Hier verläuft die Grenze zwischen dem Florakiez und Gesundbrunnen. Die Wollankstraße.

Zugegeben, das Wetter ist weitgehend das gleiche wie in Pankow, die BVG-Monatskarte gilt auch jenseits des S-Bahn-Viadukts, aber kaum hat man die Bezirksgrenze zum Gesundbrunnen passiert und die ersten Bausünden der Neuzeit hinter sich gelassen, beginnt die Großstadt mit ihren Kneipen, Restaurants und Cafés. Okay, gut, zunächst beginnt die Großstadt mit Dönerläden, Spielhallen, MrsSporty und einem fast durchgängig geöffneten Penny-Markt, aber dann gibt es auf der Wollankstraße, bald Prinzenallee, bald Pankstraße Dinge, die wir Florakiez-Bewohner nur vom Hörensagen kennen. Damit wir all das besser kennenlernen, stellt uns Joachim Faust seinen Stadtteil vor. Er betreibt seit 2010 den lesenswerten Lokalblog weddingweiser.de, der die schönen Seiten des Weddings beleuchtet und erklärt uns in Teil 1 unsere unmittelbare Nachbarschaft.

Herrschaftliche Bebauung an der Nordbahnstraße

Teil 1: Vom Wedding an den Wannsee

Vielleicht fällt dem aufmerksamen Beobachter auf, dass die Wollankstraße und die Wilhelm-Kuhr-Straße auch hinter der S-Bahn noch immer den gleichen Namen tragen. Das ist kein Wunder, denn das „Nordbahnviertel“ gehörte noch bis zu einer Korrektur der Bezirksgrenzen im Jahr 1938 zu Pankow. Einige Weddinger Straßennamen wie Steegerstraße und Gottschalkstraße verweisen auch auf Bürger des einst selbständigen Vororts Pankow.

Die Kattegatstraße im Wedding. Hier stehen noch die alten Berliner Gaslaternen.

Wer genau hinsieht, wird am Bahnhofsgebäude Wollankstraße, aber auch an den manchmal noch vorhandenen Vorgärten und vereinzelten großbürgerlichen Fassaden der Mietshäuser ablesen können, dass es sich beim „Nordbahnviertel“ sicher um kein typisches Weddinger Altbaugebiet mit Mietskasernen handeln kann. Bis zur Bildung von Groß-Berlin 1920 war das Viertel rund um die Sternstraße also einfach ein Pankower Neubaugebiet, das direkt vor der Stadtgrenze Berlins lag. Mit dem rautenförmigen Sternplatz an der Kreuzung von Stern- und Kattegatstraße verfügt das übersichtliche Viertel über einen markanten Mittelpunkt. In der Gottschalkstraße ist übrigens die Schauspielerin Cornelia Froboess aufgewachsen, die als „Kinderstar“ mit „Pack die Badehose ein“ nüscht wie raus nach Wannsee wollte – und genau dahin fährt auch heute noch die S-Bahn ab dem Bahnhof Wollankstraße. Kurios: Die evangelische Kirchengemeinde Martin Luther wurde durch den Mauerbau in zwei Hälften getrennt. Der im Wedding befindliche Teil trug noch zur Fusion mit der Nachbargemeinde vor wenigen Jahren den Namen „Pankow-West“.

Was der weddingweiser zu florakiez.de sagt? Das steht hier: http://weddingweiser.wordpress.com/2014/01/16/florakiez-de-nah-dran/

Autor Teil 1: Joachim Faust


Die Panke. Hinten: die Norbahnstraße. Rechts: der Kinderbauernhof Pinke Panke