Jetzt offen: Der Weinrebell

Von | 2. Mai 2015

Am Donnerstag eröffnete der „Weinrebell“ im ehemaligen Backshop an der Florastraße / Ecke Görschstraße. Noch ein Weinladen? Wunderten sich nicht wenige im Kiez. Wäre es nicht endlich Zeit für ein gutes asiatisches Restaurant, einen Schuhladen oder einen vernünftig sortierten Zeitschriftenladen? Einen akzeptablen Wein könne man am Abend zwischen Wollankstraße und S-Bahnhof Pankow inzwischen auch bekommen. Was bringt da noch ein Weinladen? Betonung auf „noch“.

Aber wie sagte ein Mitbewerber im Kiez unter der Hand? „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Soll heißen, im Florakiez klaffen noch gewaltige gastronomische Lücken. Und wenn es eine bestimmte Anzahl von Möglichkeiten zum Ausgehen im Kiez gibt, wie die Eiche und die Bar, dann muss man abends nicht den Prenzlauer Berg oder Mitte ansteuern. Schon aus dem Gedanken heraus ist also der neue Weinrebell eine Bereicherung für die Nachbarschaft.

Das Konzept von Betreiber Jan Nemitz lautet schlicht, dass man hier Wein aus Deutschland zu günstigen Preisen kaufen, aber auch trinken kann, dazu gibt es Käsehappen und Suppen. Dass hier jemand mit Professionalität an die Sache heran geht, sieht man beim Weinrebellen auf den ersten Blick. Das große Lokal wurde weitreichend umgebaut, eine neue Decke eingezogen, ein neuer Fußboden verlegt, Regale errichtet, die mit ihren vielen Weinflaschen für Gemütlichkeit sorgen. Das, was früher wie ein düsterer Schlauch wirkte, ist nun ein einladender Gastraum mit Platz für etwa 25 Gäste geworden. Ein langer, rustikaler Tisch in der Mitte dominiert den Raum, noch stehen um ihn herum Mietstühle und Tische. Geplant ist noch eine gemütliche Sofaecke, und vor den bodengleichen Fenstern zur Görschstraße hin soll der Besucher in Clubsesseln sitzen.

Prima, wenn es noch schöner wird, den Gästen am ersten und zweiten Abend, gefällt es jetzt schon.  Anders als erwartet, ist der Weinrebell nicht brechend voll, aber gut besucht. Vor allem am zweiten Abend kommen Besucher rein und raus, treffen sich zum Schwatz und oder essen eine Suppe. Ein Pärchen aus den Floragärten preist das Konzept. Eine andere Gruppe freut sich darüber, dass das Lokal in Babyphonereichweite liegt. Andere Eltern kommen gleich mit ihren Kindern vorbei. Alle, bis auf die Kinder, die eine Limonade bekommen, loben den Wein, der hier ausgeschenkt wird. Nemitz, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „Riesling rockt“ trägt, erklärt, dass er die Winzer, deren Weine er verkauft, persönlich kennt. Seine Hoffnung ist, dass sich der Laden zum Treffpunkt entwickelt, aber nicht zum „Klugscheißerhotspot“ wird. Und genau das ist der Eindruck, den der Weinrebell hinterläßt. Hier kann man gut zusammensitzen und quatschen, ohne dass der Laden überkandidelt wirkt. Wenn es einen Kritikpunkt gäbe, dann vielleicht, dass das Licht etwas weiter runter gedimmt werden könnte, und dass die Terrassenmöbel leider nicht der große Wurf sind. Aber das ist wahrscheinlich, wie beim Wein, Geschmackssache.

Weinrebell
Florastraße 15
Telefon 030 400 472 41
Mo – Do 12 – 0 Uhr, Fr – So 12 – 2 Uhr
Riesling 0,1 l 3,60 Euro, Kuchen 2 – 3 Euro

Mehr zum Thema:
Weinrebell in der Florastraße

3 Kommentare zu “Jetzt offen: Der Weinrebell

  1. Jan Nemitz

    Tolle Kritik! Vielen Dank! Das Licht ist noch veränderbar, wir proben noch. Immerhin hat der Elektriker verschiedene Szenen eingebaut. Wenn es „dunkler“ geregelt werden kann, machen wir das. Mit den Terrassenmöbeln sind wir auch nicht ganz zufrieden. Manchmal hat man leider nicht alles Gute beisammen …

  2. Flora85

    Die Erklärung was an diesem Laden rebellisch sein soll bleibt das Konzept leider schuldig. Wenn man draußen an der Scheibe in großen Lettern „Hausgemachte (suggeriert Qualität aber was bedeutet es wirklich?) Bowle für knapp 4€ das Gläschen“ liest dann erscheint es doch eher als ein weiterer Schritt Richtung Preistreiberei und zweites Prenzlauer Berg. Wer dabei wohl als potenzieller Kunde angesprochen wird…? Ansonsten eher positiv gestalteter Laden und Logotyp, bisschen zu hell im gesamten aber das wurde ja schon angesprochen. Man kann außerdem nur hoffen, dass es nun nicht lauter wird in den Abenstunden.

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