Als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass die S-Bahn rund um den Bahnhof etwa 300 neue Stellplätze durch doppelstöckige Fahrradparker schaffen will, klang das nach einer guten Idee. Das Vorhaben war mit dem Bezirk abgestimmt und wird durch Fördermittel der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt finanziert. Die Ausschreibung ist mittlerweile abgeschlossen und nun geht es los.
Doch es wurde etwas Wichtiges vergessen: Der Feinkostwagen von Faruk Fadan. Seit 2001 steht der Wagen mit den vielfarbigen Pasten und Oliven vor dem Bahnhof Pankow, der dazugehörige Obst- und Gemüsestand sogar bereits seit 1991. Faruk Fadan ist ein Kiezgesicht und nun soll er den neuen Fahrradstellplätzen weichen. Nicht nur deswegen hält er von den Plänen der S-Bahn gar nichts: Die Fußgänger seien jetzt schon genervt, mit den neuen Fahrradparkern gäbe es noch weniger Platz zum Durchkommen und noch mehr Verstecke für Obdachlose und Trinker. Das Chaos werde zunehmen, sagt Faruk Fadan zu florakiez.de. Also hat er einen Gegenvorschlag gemacht.
Zentraler Punkt ist ein neuer Glaspavillion an der rechten Seite des U-Bahneingangs, in dem er in Zukunft Pasten, Obst und Gemüse verkaufen könnte. Zudem will Fadan bewachte Fahrradparkplätze im Bahnhof anbieten, auch am Südeingang an der Berliner Straße Doppelstockparker aufstellen und die bereits geplanten Stellplätze etwas anders anordnen. So könnten insgesamt noch mehr Fahrradstellplätze entstehen und die bisherigen Planungen müssten nicht komplett über den Haufen geworfen werden.
So einfach ist das Konzept der S-Bahn aber nicht zu ändern, zumal die beauftragte Firma Strabag am Freitag bereits mit den ersten Arbeiten beginnen wollte. Doch Fadan hat einen starken Unterstützer, Cord Meyer, Leiter Immobilienmanagement der DB Netz AG. Denn manche der Flächen, um die es geht, gehören der Deutschen Bahn und man kennt sich von einer früheren Projektidee und so setzt sich Meyer, der für die Bahn-Immobilien in drei Bundesländern zuständig ist, auf hyperlokaler Ebene für den Erhalt eines Gemüsestandes ein. Er vermittelt zwischen Baustadtrat Kirchner, der Denkmalschutzbehörde und dem Tiefbauamt – und hier hakt es anscheinend. Das Tiefbauamt sei noch nicht überzeugt, sagt Meyer. Die Argumentation des Amtes: Öffentlicher Raum sei wichtiger als ein Imbisswagen. Der Bahnhof Pankow müsse für den bevölkerungsstärksten Bezirk auch ein angemessenes Erscheinungsbild haben. Bleibt die Frage, was angemessen ist und wer das letztlich zu entscheiden hat. (Und wie es bei diesem Anspruch überhaupt zum schwarzen Klotz am Garbátyplatz kommen konnte…).
Bis zum 14. November soll der Imbisswagen von seinem jetzigen Platz verschwunden sein, sagt Faruk Fadan. Bis dahin müsse eine Entscheidung gefallen sein. Cord Meyer versucht dagegen, den Druck rauszunehmen: Zunächst werde das vom Senat geförderte Konzept umgesetzt und dann könnte es in einem zweiten Schritt immer noch optimiert und weiterentwickelt werden – wenn der Bezirk mitmacht. Und wenn nicht? Fadans Kunden haben bereits angekündigt, für ihn kämpfen und z.B. Unterschriften sammeln zu wollen.
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