Droht dem Feinkostwagen am Bahnhof Pankow das Aus?

Von | 28. Oktober 2015
Feinkostwagen

Seit fast 25 Jahren steht der Wagen am Bahnhof Pankow

Als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass die S-Bahn rund um den Bahnhof etwa 300 neue Stellplätze durch doppelstöckige Fahrradparker schaffen will, klang das nach einer guten Idee. Das Vorhaben war mit dem Bezirk abgestimmt und wird durch Fördermittel der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt finanziert. Die Ausschreibung ist mittlerweile abgeschlossen und nun geht es los.

Doch es wurde etwas Wichtiges vergessen: Der Feinkostwagen von Faruk Fadan. Seit 2001 steht der Wagen mit den vielfarbigen Pasten und Oliven vor dem Bahnhof Pankow, der dazugehörige Obst- und Gemüsestand sogar bereits seit 1991. Faruk Fadan ist ein Kiezgesicht und nun soll er den neuen Fahrradstellplätzen weichen. Nicht nur deswegen hält er von den Plänen der S-Bahn gar nichts: Die Fußgänger seien jetzt schon genervt, mit den neuen Fahrradparkern gäbe es noch weniger Platz zum Durchkommen und noch mehr Verstecke für Obdachlose und Trinker. Das Chaos werde zunehmen, sagt Faruk Fadan zu florakiez.de. Also hat er einen Gegenvorschlag gemacht.

Anbau_Simmulation

Links bereits bestehender, rechts neuer Anbau ©Olesch&Partner Architekten

Zentraler Punkt ist ein neuer Glaspavillion an der rechten Seite des U-Bahneingangs, in dem er in Zukunft Pasten, Obst und Gemüse verkaufen könnte. Zudem will Fadan bewachte Fahrradparkplätze im Bahnhof anbieten, auch am Südeingang an der Berliner Straße Doppelstockparker aufstellen und die bereits geplanten Stellplätze etwas anders anordnen. So könnten insgesamt noch mehr Fahrradstellplätze entstehen und die bisherigen Planungen müssten nicht komplett über den Haufen geworfen werden.

So könnte es in echt aussehen ©Olesch&Partner Architekten

So könnte es in echt aussehen ©Olesch&Partner Architekten

So einfach ist das Konzept der S-Bahn aber nicht zu ändern, zumal die beauftragte Firma Strabag am Freitag bereits mit den ersten Arbeiten beginnen wollte. Doch Fadan hat einen starken Unterstützer, Cord Meyer, Leiter Immobilienmanagement der DB Netz AG. Denn manche der Flächen, um die es geht, gehören der Deutschen Bahn und man kennt sich von einer früheren Projektidee und so setzt sich Meyer, der für die Bahn-Immobilien in drei Bundesländern zuständig ist, auf hyperlokaler Ebene für den Erhalt eines Gemüsestandes ein. Er vermittelt zwischen Baustadtrat Kirchner, der Denkmalschutzbehörde und dem Tiefbauamt – und hier hakt es anscheinend. Das Tiefbauamt sei noch nicht überzeugt, sagt Meyer. Die Argumentation des Amtes: Öffentlicher Raum sei wichtiger als ein Imbisswagen. Der Bahnhof Pankow müsse für den bevölkerungsstärksten Bezirk auch ein angemessenes Erscheinungsbild haben. Bleibt die Frage, was angemessen ist und wer das letztlich zu entscheiden hat. (Und wie es bei diesem Anspruch überhaupt zum schwarzen Klotz am Garbátyplatz kommen konnte…).

Bis zum 14. November soll der Imbisswagen von seinem jetzigen Platz verschwunden sein, sagt Faruk Fadan. Bis dahin müsse eine Entscheidung gefallen sein. Cord Meyer versucht dagegen, den Druck rauszunehmen: Zunächst werde das vom Senat geförderte Konzept umgesetzt und dann könnte es in einem zweiten Schritt immer noch optimiert und weiterentwickelt werden – wenn der Bezirk mitmacht. Und wenn nicht? Fadans Kunden haben bereits angekündigt, für ihn kämpfen und z.B. Unterschriften  sammeln zu wollen.

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14 Kommentare zu “Droht dem Feinkostwagen am Bahnhof Pankow das Aus?

  1. Andrea Louis

    Heute muss ich hier auch mal meine Meinung loswerden, weil der Bahnhofsvorplatz schon lange auch mein persönliches Thema ist.
    Oft habe ich mich mit Herrn Fadan ausgetauscht und das eine oder andere Schreiben zum Problem Bahnhofsvorplatz/Fahrräder losgeschickt. Aber leider ergebnislos oder nur von kurzer Dauer.
    Jetzt will man also den beliebten „Gemüsemann“ vertreiben. Ich fände es sehr schade, wenn er weichen müsste. Neben seiner eigentlichen Tätigkeit ist er nämlich ein „Kümmerer“ im Kiez. Alle kennen ihn. Und jeder mag ihn.
    Schade, dass seine Ideen rund um „seinen Arbeitsplatz“ nicht erhört werden.
    Ich würde auch auf einer Unterschriftenliste für ihn kämpfen – gibt es schon irgendwo eine, die in Arbeit ist? Her damit! 🙂

  2. Janna

    Ich bin zwar noch ziemlich „neu“ hier, kaufe aber seit März immer wieder dort ein und bin unbedingt dafür, Herrn Fadan zu unterstützen! Bitte hier eventuelle Listen oder Aktionen weitergeben….

  3. Uwe

    Bürgerschaftliches Engagement ist zu unterstützen.
    Warten auf die Unterschriftenliste.

  4. Liat

    Ich schreibe lieber in Englisch. I am trully hoping that this plan won’t go through because i really love buying the gemuse and obst there! Their taste is the best and also that of the Feinkost shop. I would also not like to see his livelihood hurt for such a reason. Another solution should be found. Please allow him to stay!

  5. KNUST

    FARUK – Wahrzeichen der neuen Zeit – nicht nur von Alt Pankow. Seit 22 Jahren Inbegriff von Qualität und Auswahl an Obst, Gemüse und Feinkost, beliebte Tradition am S+U-Bahnhof Pankow für Anwohner und Durchreisende. Gelungener Farbkontrast zum grauen Trauerklotz gegenüber. Seinen guten Ruf haben sich der deutsche Faruk mit türkischen Wurzeln und seine Famile durch pausenlose harte Arbeit erworben und gehalten. Das verdient Achtung, Würdigung und auch Hilfe. Das Fahrraddebakel am Bahnhof mit Faruks Abschiebung lösen zu wollen, zerschlägt als Schikane gedankenloser Obrigkeit nur politisches Geschirr. Es trifft nicht nur ihn, sondern uns alle, egal welcher Coleur. Das Problem kann nur m i t Faruk gelöst werden, nicht ohne ihn. Wir brauchen Faruk und wir wollen ihn behalten!
    KNUST, 29–10-15

  6. Poltergeist rettet Florakiez!

    BUHU – auch ich unterstütze Faruk Fadan und werde trotz voller Beschäftigung wegen der weißen Villa hier (und beim Tiefbauamt) ein bissel rumpoltern!
    Es kann doch nicht so schwierig sein, auch hier eine vernünftige Lösung zu finden (siehe Gegenvorschlag von Herrn Fadan). Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

    BUHU! Ich bin Poltergeist und liebe die weiße Villa UND die mobile weiße Villa mit Feinkost!

  7. Sebastian

    Ich lebe seit 5 Jahren im Florakiez und bin seither Kunde bei Herrn Fadan. Als Persönlichkeit und eines der Gesichter des Kiezes ist er mit seiner freundlichen, hilfsbereiten Art ein letztes Überbleibsel der alten Marktkultur und ein schöner und für mich notwendiger Kontrast zu niedrigpreisigen und lieblosen Supermärkten.
    Auch wenn der Ansatz die ansteigende Zahl an Fahrrädern zu bändigen richtig ist, sollten die Planer alle Aspekte mit einbeziehen. Der Gegenvorschlag von Herrn Fadan zeigt wie es gehen kann. Einlenken und Pläne überdenken ist keine Schwäche!
    Unterschriftenliste gerne gesehen!

  8. Karina

    Ich finde es immer schwierig das solche Vorhaben nicht mit den Menschen besprochen werden die betroffen sind oder in unmittelbarer Nähe wohnen. Ich persönlich kaufe sehr gerne Obst und Pasten bei Faruk Fadan. Jeder kennt es, man kommt von der Arbeit und weiß nicht was man essen soll. Da kommen die verschiedenen Köstlichkeiten gerade recht. Die beiden Stände gehören einfach zu Pankow. Hier geht es um eine Existenz und da können Fahrräder nicht das Problem sein. Ich hoffe, dass eine Lösung gefunden wird.

  9. Lea

    Ich finde so etwas unmöglich. Wieso achtet man nicht auf die Menschen die soetwas betrifft.

    Die Idee von Herrn Fadan wäre für beide Parteien die beste Lösung.
    Und was die Fahrradständer betrifft sollte man erstmal die alten und kaputten Räder entsorgen. Dann wäre wieder genug Platz vorhanden.

  10. Dörthe Peglow

    Ich möchte auch meine Meinung sagen. Faruk Fadan kenne ich seit 14 Jahren und gehe immer wieder sehr gern bei ihm am Feinkostwagen einkaufen. Heute Abend habe ich nun von ihm erfahren das sein Wagen weg soll für Fahrradparkplätze. Was soll das? Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gibt es genug Platz. Wo sollen Fußgänger dann noch genügend Raum haben. Ich möchte das Faruk Fadan dort an seinem bisherigen Standplatz bleiben kann, seine Spezialitäten sind bei vielen Leuten beliebt und er hat viele Stammkunden. Warum wird so sinnlos geplant wer braucht solche Fahrradparkplätze? Ich fahre auch mit dem Rad aber der Feinkostwagen ist mir wirklich wichtiger.
    DER FEINKOSTWAGEN MUSS BLEIBEN!!!!

  11. Gerd

    Wir sind seit Jahren Kunden bei Herrn Faruk Fadan und schätzen neben den köstlichen Pasten und anderen Feinkostartikeln seine umgängliche Art, mit der er der Bahnhofshektik eine menschliche Note verleiht. Auch das und gerade das ist Kultur! Seit längerer Zeit bemüht er sich, einen festen Standort für sein Geschäft zu bekommen. Dies sollte nicht an engstirnigen bürokratischen Hürden scheitern. Also: Willkommenskultur auch für hart arbeitende Feinkosthändler!

  12. PankowerHimmel

    Die beiden Stände vorm Bahnhof behindern die Zugänge. An eine mögliche Flucht aus einem brennenden U-Bahnhof möchte man gar nicht denken. Die Situation an diesem Knotenpunkt ist unhaltbar, natürlich besonders wegen der vielen Fahrräder. Es ist zu begrüßen, wenn hierfür Unterstellmöglichkeiten zwischen den beiden Gebäuden von U-Bahn und S-Bahn geschaffen werden. Die Standorte der beiden Marktstände sind Relikte aus einer Zeit, als der Andrang geringer war. Sie sollten sich zusammentun und in der Umgebung ein Ladengeschäft anmieten. Ihre „Fanbase“ scheinen sie ja einigen der anderen Kommentare zum Artikel zufolge zu haben.

  13. PankowerHimmel

    Nachtrag: Wenn dann noch die Plätze von Taxistand und Bushalte getauscht würden, dürfte sich auch das Verkehrschaos in Richtung Kreuzung Berliner Straße reduzieren. Stehen Fahrzeuge vor der roten Ampel und Taxen am Stand, bleibt für den Gelenkbus kein Platz, seine Bushalte anzufahren und Radfahrer haben das Nachsehen irgendwo zwischen aufstauenden und parkenden, kurz: verkeilten Fahrzeugen, und kommen nicht auf ihre Spur. Außerdem dürfte sich das Problem, das Taxifahrer offenbar nicht bis drei zählen können – denn das ist die Limitierung für die Anzahl von Taxen vor dem Bahnhof – auflösen. Die Nachrückplätze sind in der Grunowstraße.

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