Monats-Archiv: März 2016

Klassik im Kiez

Geschafft. Dorothe Ingenfeld (links) nach einem Wichelhauskonzert.

Geschafft. Dorothe Ingenfeld (links) nach einem Wichelhauskonzert.

Die ganz große Bühne fehlt dem Kiez, im Kleinen gibt es aber dann doch ein umfangreiches Angebot (einen Überblick demnächst hier): Für Klassikfreunde etwa die Wichelhausmusik.

Seit 2012 veranstalten die Mezzosopranistin Dorothe Ingenfeld und der Betreiber des Wichelhaus, Steffen Hermann, im Wichelhaus Kammermusikabende. Begleitet von einer Pianistin treten dort diverse Musiker und immer auch Ingenfelds Gesangsschüler auf. Geprobt wird am gleichen Abend in Ingenfelds Studio, eingeübte Gastformationen dürfen ebenfalls auf die Bühne. Meist werden auch die Zuhörer gesanglich einbezogen. Bisheriger Höhepunkt war die Aufführung der Oper Orpheus und Eurydike mit dem Publikum als Chor inklusive Proben. Im Normalfall beschränkt sich die Mitwirkung dann aber doch auf leichter handhabbares Liedgut wie den Zyklus über die schöne Müllerin von Schubert („Das Wandern ist des Müllers Lust…“).

Club der toten Urheber

Beschränkungen beim Repertoire gibt es erstmal nur zwei: Klassik sollte es sein und der Urheber muss mindestens 70 Jahre tot sein, sonst würden GEMA-Gebühren anfallen.

Der Eintritt ist frei, wobei eine kleine Spende nach dem Konzert goutiert wird. Da das Wichelhaus in erster Linie ein Weinladen ist, gibt es natürlich passende Getränke, selbst für Bierfans gibt es zwei, drei spannende Nischenbiere. Das eigentliche Programm dauert eine Stunde, der Abend meist deutlicher länger.

Die nächsten Termine sind diese Woche und Ende April. Zuhörer müssen sich nicht vorher anmelden, interessierte Gastmusiker – Instrumentalisten sind besonders begehrt – sollten vorab aber den Kontakt zu Veranstalterin Ingenfeld suchen.

Wichelhausmusik
Donnerstag, 17. März und 
Freitag, 22. April,
jeweils um 20.30 Uhr
Wichelhaus
Florastraße 74
13187 Berlin
(030) 4372 4299

Der BER wird „schön“. Aber wann?

Die Unterlagen für den 5. Nachtrag zur Baugenehmigung. (© Günter Wicke Flughafen Berlin Brandenburg)

Flughafenchef Karsten Mühlenfeld hält eine Eröffnung des BER im nächsten Jahr weiter für möglich. Zwar habe das Bauordnungsamt 13 von 188 Brandszenarien bemängelt, man könne aber auch ohne große bauliche Änderungen Lösungen finden, erklärte der Manager in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (Wirtschaftsteil).

Vom bisher kolportierten Eröffnungstermin am 29. Oktober 2017 rückte Mühlenfeld indirekt ab. „Auch im November oder Dezember kann man einen Flughafen in Betrieb nehmen.“ Eine rein symbolische Inbetriebnahme mit nur wenigen Flügen werde es aber nicht geben. Die Flughafengesellschaft wolle einen kompletten Umzug innerhalb weniger Wochen. Wenn der BER dann endlich am Netz ist, werden die Berliner ihn laut Mühlenfeld „auf jeden Fall mögen“. Denn er sei übersichtlich und nicht so verwirrend wie andere Flughäfen. „Er ist einfach schön“.

Mühlenfeld äußerte sich auch zu einem möglichen Weiterbetrieb von Tegel: „Der Aufsichtsrat hat beschlossen, dass die Region Berlin-Brandenburg nur einen zentralen Flughafen betreiben sollte. Punkt!“

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Bahn baut Lärmschutz nur für Altbauten

Die ICE sind fast lautlos, aber die S-Bahnen summen, die Regionalzüge brummen und die nächtlichen Güterzüge durchqueren den Kiez rumpelnd und quietschend. Nun soll die Gegend rund um die Florastraße leiser werden. Die Deutsche Bahn wird die S- und Fernbahntrasse im Rahmen des freiwilligen Lärmsanierungsprogramms stellenweise mit neuen Lärmschutzwänden ausstatten. Wo das nicht genügt, sollen die betroffenen Wohnungen mit Lärmschutzfenstern nachgerüstet werden.

Was genau geplant ist, wurde am Dienstagabend auf einer Informationsveranstaltung des Bezirksamtes und der Bahn im Rathaus Pankow erläutert. Rund 50 Anwohner der Bahnstrecke Gesundbrunnen – Blankenburg waren gekommen, um sich die Ausführungen von Susanne Müller, DB Netz AG, und dem Schallschutz-Gutachter Torsten Olbrich anzuhören.

Folgende Lärmschutzwände sind im Florakiez geplant:

  • Dolomitenstraße bis Mühlenstraße: Stadtauswärts gesehen auf der rechten Seite neben der Fernbahn, 788 m lang, Wandhöhe 3 m über Schienen-Oberkante
  • Florastraße: Auf Höhe der Mühlenstraße, stadtauswärts gesehen links neben der S-Bahn, 238 m lang, Wandhöhe 3 m
  • Granitzstraße und Hadlichstraße, hinter dem S-Bahnhof Pankow auf beiden Seiten. Neben der Fernbahn, 598 m lang und 2 m hoch sowie links neben der S-Bahn 428 m lang und 3 m hoch
  • Weitere Wände im Verlauf der Strecke bis zum Bahnhof Blankenburg

Im Bereich des S-Bahnhofs Pankow können aus technischen Gründen keine Lärmschutzwände errichtet werden.

Präsentation im Ratssaal

Von den Maßnahmen profitieren in erster Linie Altbauten. Denn das Programm berücksichtigt nur Häuser, die vor 1990 und damit vor dem Inkrafttreten des Bundes-Immissionsschutzgesetzes gebaut oder genehmigt wurden. In Westdeutschland ist der Stichtag das Jahr 1974. Bei neueren Häusern, die in der Nähe von Bahntrassen oder Straßen gebaut wurden oder werden, muss sich der Bauherr um den Schallschutz kümmern. Im Florakiez lässt sich das an den Neubauten in der Brehmestraße und der Florapromenade erkennen. Sie liegen zwar unmittelbar an der Bahnlinie, bleiben aber unberücksichtigt. Auf dieser Seite der Trasse wird keine Schallschutzwand gebaut. Grundlage der Berechnungen war die Verkehrsprognose 2025, die von einem steigenden Bahnverkehr ausgeht.

Wo die Lärmschutzwände allein nicht genügen, können die Hausbesitzer Schallschutzfenster und gegebenenfalls Lüfter einbauen lassen. 75 % der Kosten übernimmt der Bund, das restliche Viertel müssen die Eigentümer tragen. Die betroffenen Hausbesitzer werden von der Bahn angeschrieben, danach erfolgt eine Begehung der Liegenschaft. Vorher darf kein Handwerker beauftragt werden.

Auf den Karten sind die Immobilien, bei denen die Werte trotz der Lärmschutzwände zu hoch sind, rot gekennzeichnet. Grün zeigt an, dass die Lärmbelastung im akzeptablen Bereich liegt. Ist ein Haus rot markiert, bedeutet das nicht, dass alle Wohnungen betroffen sind. Häufig sind es nur die oberen Stockwerke, die von Schallschutzwänden nur wenig oder gar nicht profitieren.

Der Baubeginn ist für das 4. Quartal 2017 vorgesehen, Mitte 2018 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Insgesamt werden auf dem Abschnitt Gesundbrunnen – Blankenburg rund 6,5 Millionen Euro investiert. Hinzu kommen 170.000 Euro für Schallschutzmaßnahmen an Gebäuden. Während der Bauarbeiten wird es zu Unterbrechungen des Bahnverkehrs kommen. Teilweise muss auch nachts gearbeitet werden.

„Kein Murks“ am Pankower Tor – verspricht Krieger

Krieger_Kirchner

Ein Kompromiss macht glücklich: Investor Kurt Krieger und Stadtrat Jens-Holger Kirchner

Es waren einfach zu viele, die sich für den Informationsabend über den ehemaligen Güterbahnhof Pankow und die Elisabethaue interessierten. Kurz nach halb sechs wurde keiner mehr in die völlig ausgelastete Aula des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums gelassen. Die Stimmung vor dem Gebäude war dementsprechend aufgeheizt – anders als im Saal.

Vielel mussten draußen bleiben

Viele mussten draußen bleiben

Die Gäste auf dem Podium für das Pankower Tor, der Eigentümer der Freifläche entlang der Granitzstraße, Kurt Krieger, Baustadtrat Jens-Holger Kirchner und Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, zeigten sich gut gelaunt und aufgeräumt. Die Erleichterung über den – nach 11 Jahren Planungsphase und zwei Moderationsverfahren – gefundenen Kompromiss war deutlich zu spüren. „Der Schmerz ist überwunden“ fasste es Kurt Krieger zusammen.

Der Unternehmer ist bereit, das geplante Einkaufszentrum an den Bahnhof Pankow zu verlegen und die Senatsverwaltung verzichtet im Gegenzug auf die sogenannte POW (Planstraße Ost-Westverbindung), eine vierspurige Entlastungsstraße entlang der Granitzstraße bis zur Mühlenstraße. Interessant waren die Begründungen.

Nicht nur die Bevölkerungszahl in Berlin und vor allem in Pankow sei gewachsen, sondern auch die Kaufkraft. Zudem seien die Anwohner mit dem Pankower Zentrum und seinen Einkaufsmöglichkeiten unzufrieden. Mehr Wettbewerb könne also nicht schaden, meinte Senator Geisel. Mit dem neuen Einkaufszentrum am Bahnhof Pankow werde das gesamte Zentrum bis zum Rathaus belebt. Ein weiteres Argument für den neuen Standort ist die gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Baustadtrat Kirchner verwies darauf, dass beispielsweise 95 Prozent der Kunden der Schönhauser Allee Arcaden mit dem ÖPNV kämen und versuchte so, den Bedenken der Zuhörer zu begegnen. Das hat nicht geklappt. Die Sorge vor einem Verkehrschaos war eins der Hauptthemen in der anschließenden Fragerunde. Durch den Saal geisterte immer wieder die Zahl von 36.000 Fahrten, die durch das Einkaufszentrum hinzukämen. Hinfällig, betonte Kirchner wiederholt, diese seien für den alten Standort an der A114 berechnet worden. Dort würden für die nun entstehenden Möbelhäuser nur 7.000 Fahrten erwartet (an Samstagen) und das sei durchaus stemmbar.

Das Gelände wird aufgeräumt

Das Gelände wird aufgeräumt

Kritik gab es von den Anwohnern auch daran, dass der ursprünglich geplante Park wegfällt. Darauf antworte Senator Andreas Geisel mit einem Plädoyer für die städtebauliche Verdichtung. Berlin sei in den vergangenen Jahren um die Größe Potsdams gewachsen, jetzt komme Bochum. Berlin brauche Wohnungen, eingeschossige Supermärkte seien nicht mehr genehmigungsfähig und so könnten die geplanten Wohnhäuser auch gerne vier- bis fünf- statt nur dreigeschossig werden. Krieger selbst ist das egal. Für die 1000 Wohnungen, von denen 250 für 5,50 Euro pro qm vermietet werden sollen, startet im März ein Architekturwettbwerb. Alles ist möglich, im Sommer wird entschieden. Krieger verspricht nur, es wird „kein Murks entstehen“, er sei in Pankow groß geworden und stehe mit seinem Namen für das Projekt.

Überhaupt bekommt Krieger, der in die Entwicklung des Geländes 500 Millionen Euro investieren will, auffällig viel Applaus. Ein Anwohner bedankt sich für sein Durchhaltevermögen und seine Geduld, was der Unternehmer relativiert und dafür nutzt, sich erneut für seinen ersten Entwurf zu entschuldigen. Er habe nicht richtig hingehört und sei im Unrecht gewesen. Es klingt fast kokett. Es ist offensichtlich: niemand der Verantwortlichen will den neuen Frieden stören.

Im Sommer will Kurt Krieger ein Modell der Planungen anfertigen lassen, das auf einer weiteren Infoveranstaltung und vielleicht auch in der roten Infobox am Bahnhof Pankow begutachtet werden kann. Über den Baubeginn war nichts konkretes zu erfahren, vor 2018 ist aber nicht damit zu rechnen.

Links Grundschule und Einkaufszentrum, in der Mitte Wohnhäuser, rechts Möbelmärkte und Oberschule.

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Fundstück: Abgesägt

Gesehen in der Florastraße (Namen wurden unkenntlich gemacht)

Vor dem Grundstück mit der weißen Villa wurde ein Straßenbaum gefällt. Er stand den Baumaschinen für den Neubau im Weg.

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Infoabend mit Kurt Krieger zum Pankower Tor

Jahrelang passierte gar nichts, doch jetzt ist schweres Gerät auf dem Geländes des ehemaligen Güterbahnhofs zwischen Berliner Straße und der Zufahrt zur A114 unterwegs. Das Grundstück wird gerodet. Es tut sich also etwas, aber was?

Darüber werden die Bürger am kommenden Dienstag informiert. Der Verein „Für Pankow e.V.“ lädt zu einer Infoveranstaltung über den Stand der zwei größten Bauvorhaben im Bezirk ein: Den Güterbahnhof Pankow und die Elisabethaue am nördlichen Rand Pankows.

Über das Projekt Pankower Tor bzw. die Bebauung der riesigen Freifläche entlang der Granitzstraße wird seit Jahren gestritten. Vor allem das von Kurt Krieger (Möbel Höffner) geplante Einkaufszentrum stieß auf Ablehnung bei Baustadtrat Jens-Holger Kirchner. Mitte vergangenen Jahres wurde dann offenbar ein Kompromiss erzielt.

Links Grundschule und Einkaufszentrum, in der Mitte Wohnhäuser, rechts Möbelmärkte und Oberschule. Quelle: Bezirksamt

Demnach soll das Einkaufszentrum jetzt nicht mehr in der Mitte des Geländes, sondern direkt am Bahnhof Pankow entstehen. Zusätzlich sind drei Möbelhäuser, mehrere Wohnhäuser mit fast 1.000 Wohnungen, zwei Schulen, Parkplätze und Tiefgaragen sowie eine Fahrradgarage geplant. Streitpunkte sind weiterhin das steigende Verkehrsaufkommen und die Auswirkungen auf den vorhandenen Einzelhandel in Alt-Pankow (Rathaus-Center, kleine Geschäfte). Vielleicht werden hierzu am Dienstag neue Lösungsvorschläge präsentiert, auf jeden Fall wird ein „inhaltlicher und terminlicher Ausblick auf die weiteren Verfahrensschritte“ versprochen. Mit dem Baubeginn ist in zwei Jahren zu rechnen.

Die Gesprächsgäste des Infoabends:

  • Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt
  • Jens-Holger Kirchner, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung
  • Kurt Krieger, Eigentümer und Projektentwickler des Güterbahnhofes Pankow
  • Dr. Ursula Flecken, Vorstandsvorsitzende der Planergemeinschaft Kohlbrenner eG, (beauftragt mit dem städtebaulichen Entwicklungskonzept zur Elisabethaue)

Moderiert wird die Veranstaltung von Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg

Termin: Dienstag, 8. März 2016, 18.00 Uhr
Ort: Carl-von-Ossietzky-Gymnasium, Görschstraße 42/44

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Lärmschutz in Pankow

Gleise_mit Schallschutz

Eine Lärmschutzmaßnahme in Pankow

Dass es im Florakiez mitunter laut wird, ist kein Geheimnis. Die Flugzeuge donnern über uns hinweg, die Autos und Busse brummen durch die Straßen. Hinzu kommt die Bahn, die quietscht und rattert. Das soll jetzt besser werden.

Was genau entlang der Bahntrasse von der Esplanade bis zum S-Bahnhof Pankow geplant ist, können alle Interessierten bei einer Informationsveranstaltung im Rathaus erfahren. Dort stellt die Deutsche Bahn ihr schalltechnisches Gutachten und die geplanten Schallschutzmaßnahmen für Pankow vor. Und damit es nicht so einseitig wird, dürfen die Anwohner Fragen stellen.

Die Deutsche Bahn informiert über Lärmsanierung in Berlin Pankow
8. März, 17.00 Uhr
Rathaus Pankow, Großer Saal

Grünkohl-Wahlkampf mit Trittin

Während der rot-grünen Bundesregierung stritten sich SPD und Grüne noch, wer Koch und wer Kellner sei. Einer der damaligen grünen Protagonisten gab jetzt in den Heynstudios ganz eindeutig den Koch: Jürgen Trittin. Hintergrund ist eine Wahlkampf-Idee der Grünen Direkt-Kandidatin für das Abgeordnetenhaus Cordelia Koch. Die will im Kampf um den hiesigen Wahlkreis 3, zu dem auch der Florakiez gehört, unter dem Motto „Meet a Koch“ mit Anwohnern beim Essen ins Gespräch kommen. Und so setzt die 43-jährige Verwaltungsjuristin darauf, von Interessierten und Sympathisanten zum gemeinsamen Kochen eingeladen zu werden. Dabei will sie mit ihren Gastgebern sowie deren Freunden und Nachbarn über aktuelle Themen debattieren – also ein bisschen das Konzept Tupperparty in die Politik tragen.

Improvisierter Herd

Zum Start der Reihe konnte Koch, die auch Kreisvorsitzende der Pankower Grünen ist, einen prominenten Anwohner präsentieren: Ex-Umweltminister Jürgen Trittin, der seit 1999 im Kiez wohnt. Der lud nicht zu sich nach Hause, sondern in die Heynstudios. Dort zauberte er aber persönlich auf einem ziemlich improvisierten Herd ein traditionelles Gericht seiner niedersächsischen Heimat: Grünkohl. Davor eine Steckrübensuppe, danach einen Korn und dabei lokales Bier (Eschenbräu aus dem Wedding) und angeregte Debatten mit der Direktkandidatin Koch über die Themen, die den Kiez bewegen: Wachstum, Veränderung, eine überlastete Infrastruktur, das Bauvorhaben am Pankower Tor und Tegel. Von den neun Gästen waren die meisten Grüne, aber auch einige „neutrale“ Esser diskutieren engagiert mit.

Nicht nur kulinarisch eine Herausforderung

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Koch hat sich bis zur Wahl ihre Freitage für dieses Format freigehalten und sucht derzeit noch Gastgeber. Ihre Aufgabe ist dabei nicht nur kulinarisch durchaus eine Herausforderung. Seit zwei Legislaturen wird der Wahlkreis von Torsten Schneider gehalten. Bei der letzten Wahl hat der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus mit einem Drittel der Stimmen den Wahlkreis deutlich gewonnen.

Eine Erkenntnis brachte der Abend schon mal: Jürgen Trittins Grünkohl ist wirklich lecker.