In „Mein Berlin, dein Berlin“ stellen die Fernsehjournalisten Tim Evers und Jens Staeder Paare zusammen, die einander Orte aus ihrer Berliner Jugend zeigen. Das besondere daran: Jeweils ein Ostler und Westler ziehen gemeinsam los, so dass die Teilung der Stadt, die DDR und das alte West-Berlin auch immer Thema sind. Evers, selbst in der Nähe von Potsdam aufgewachsen, lebt heute im Florakiez.
Wie entstand die Idee zu diesem Film und was ist da in Zukunft noch geplant?
Die Idee stammt von Jens, der ein richtiger West-Berliner ist und aus Hermsdorf stammte. Wir arbeiten sonst für Formate wie „Bauer sucht Kultur“ mit Max Moor zusammen. Eines Tages erzählte er mir von seiner Idee, einen Film über das alte West-Berlin zu machen – Leute zeigen einander die Orte, die wichtig für ihre Jugend waren, machen daraus einen Wettbewerb, was der coolere Ort ist. Ich fragte dann irgendwann, warum es denn nur West-Berliner sein sollten, die da miteinander losziehen.
Und dann?
Dann stellten wir das Konzept der Redaktion vor und es kam gut an, passte ja auch gut zu 25 Jahre Mauerfall. Wenn dieser erste Film jetzt ankommt und Beachtung findet, könnte es sogar sein, dass es weitere Folgen gibt. Das kommt ein bisschen auf die Resonanz an.
Hast du bei den Dreharbeiten auch ein Stück Pankow entdecken können?
In unserem Film haben wir ja drei Paare zusammengestellt: Barnaby Metschurat mit Marion Brasch, Christian „Flake“ Lorenz (Rammstein) mit dem Ex-Bassisten der Ärzte, Hagen Liebing, und dann noch Meret Becker mit Andrej Hermlin. Hermlin stammt aus Niederschönhausen und lebt dort auch noch im Haus seines Vaters Stephan Hermlin, da haben wir auch gedreht. Er sagte, dass bei ihm zu Hause die DDR so war, wie sie hätte sein sollen. Weltoffen, kritisch, mit Auslandsreisen und der FAZ im Abo. Und während Meret Becker erzählte, dass ja nicht nur die DDR, sondern auch ihr altes West-Berlin verschwunden ist, hat Andrej Hermlin nicht das Gefühl, dass er etwas verloren hat. Normalerweise ist es ja immer andersherum…
Damals war Berlin für mich ein Sehnsuchtsziel, das für mich erst nach dem Mauerfall zum Ausgehen richtig erreichbar wurde, in dem Moment, in dem wir die S-Bahn von Wannsee aus nehmen konnten. Ich bin 1973 geboren, da war die Zeit um 1990/1992 prägend. Wir sind dann immer zu Orten gefahren, wo man eher dazu gehören wollte, als wirklich dazu gehört hat, beispielsweise das „Obst und Gemüse“ mit seinen Künstlertypen. Die fanden wir toll, waren aber keine Künstler, sondern 17.
Funktioniert euer Format eigentlich nur mit dem Gegensatz zwischen Ost und West?
Nein, das ist im Grunde in jede Richtung erweiterbar. Es ist immer dort interessant, wo man seine Jugend verbracht hat. Dabei ist egal, ob man diese Orte genau so wiederfindet, wie sie waren, oder ob man sie überhaupt wiederfindet. Als ein Freund von mir geheiratet hat, sind wir auf den Spuren seiner Jugend durch Berlin gezogen. Einer seiner prägenden Orte war die Kulturbaracke am Hackeschen Markt, hinter dem S-Bahnhof.
Und steht die noch?
Nein, wo die war, befindet sich heute eine Straßenbahnhaltestelle.
„Mein Berlin, dein Berlin“ läuft am Dienstag, den 9. Dezember, um 21.00 Uhr im rbb. Da der Film aus rechtlichen Gründen nicht in die Mediathek gestellt werden kann, sollte man ihn auf keinen Fall verpassen.
Tim Evers, Jahrgang 1973, lebt seit kurzem im Florakiez. Der Fernsehjournalist hat an der HU Theater- und Kulturwissenschaften studiert. Seit dem Jahr 2000 arbeitet er im Fernsehbereich, vor allem für den rbb. Im Florakiez gefallen ihm vor allem die Atmosphäre entlang der Florastraße und dass sich hinter jedem Haus eine grüne Oase verbirgt.