In Pankow wird viel gelächelt – Ein Blick in die „Ekelliste“

Von | 24. März 2014
Die Hygiene-Ampel

Die Hygiene-Ampel

Immer freitags veröffentlicht der Bezirk Pankow die aktuelle Smileyliste, im Volksmund auch „Ekelliste“ genannt. Sie gibt einen schnellen Überblick darüber, ob ein Restaurant,  Café oder Imbiss ein hygienischer Ort ist oder nicht. 710 Lebensmittelbetriebe wurden seit Mai vergangenen Jahres in Pankow überprüft. Die gute Nachricht für den Florakiez: die meisten der kontrollierten Betriebe haben gut oder sehr gut abgeschnitten. Restaurants waren bisher nur wenige dabei.

In der Florastraße glänzen mit einem „sehr gut“ das Café „Wo der Bär den Honig holt“, der Drogeriemarkt dm am Garbátyplatz und der Feinkostwagen mit den Pasten vor dem U-Bahnhof Pankow. Mit „gut“ bewertet wurden das Wichelhaus, die Bäckerei Gabriel, die Bioquelle und das Café Tiriki. Auch das Pankow Bistro am U-Bahnhof und das Flora Bistro ein paar Meter weiter schnitten mit gut ab.

In der Wollankstraße wurden zum Beispiel bereits das Esstilo und das Franziskaner Kloster kontrolliert und die hygienischen Zustände für „gut“ befunden. Das Milchmanns in der Berliner Straße kann sogar ein „sehr gut“ vorweisen.

Beruhigend zu wissen ist auch, dass der Gastronomie im Rathauscenter vertraut werden darf. Das Eiscafé Capriccio und die Fruchtoase  holten ein „sehr gut“; Hussel, Kaufland, SB Bäckerei und die Bio Company dürfen sich über ein „gut“ freuen. MC Asia dagegen erhielt ein „zufriedenstellend“.

Auch bei den Ständen auf dem Wochenmarkt vor dem Rathauscenter haben die Kontrolleure keine gravierenden Mängel festgestellt.  Das gleiche gilt für die bereits überprüften Kitas und Supermärkte in der Umgebung. Auf der Shell-Tankstelle in der Breitestraße braucht man sich ebenfalls nicht ekeln und –kleiner Abstecher – bei Mitte Meer in der Gotlandstraße kann man bedenkenlos Fisch kaufen.

Einziger Ausreißer im Florakiez ist der kleine Pizzalieferdienst Ciao Amigo in der Florastraße. Hier stellten die Kontrolleure erhebliche Hygienemängel fest und kamen zu dem Ergebnis „nicht ausreichend“.

Kontrolliert wird jeden Tag und das unangemeldet.  Dafür stehen dem Bezirk 10 Prüfer zur Verfügung, die auf rund 10.000 Kontrollen pro Jahr kommen, wie der für Verbraucherschutz, Kultur, Umwelt und Bürgerservice zuständige Bezirksstadrat Torsten Kühne zu florakiez.de sagte. Demnach gibt es rund 7500 Lebensmittelbetriebe in Pankow, dazu gehören auch Kioske, Apotheken und Drogerien. Denn auch Kosmetika gelten als Lebensmittel, da sie in Kontakt mit der Haut kommen. Die Prüfintervalle reichen theoretisch von täglich (Schlachterei) bis zu alle drei Jahre (Kiosk).

Schwarze Schafe planen Strafen ein

Betriebe, bei denen Mängel auftreten, müssen ein Bußgeld zahlen. Das können 25€ für einen in der Küche rauchenden Mitarbeiter sein, oder bis zu 10.000€ für einen schwerwiegenden Mangel. „Wenn Ratten durch die Küche laufen, ist Schluss“, so Kühne. Der Laden wird vorläufig geschlossen. Nach zwei bis drei Wochen erfolgt eine Nachuntersuchung, und je nach Ausgang dürfen wieder Kunden empfangen werden. Das nutzen einige Betriebe im Bezirk aus. Strafe und Schließzeit werden in Kauf genommen und sind im Budget bereits mit eingerechnet. Putzen für die Nachprüfung sei billiger, als zu investieren und Mängel grundsätzlich zu beseitigen. Kühne kennt die Schwarzen Schafe, nennt aber keine Namen.

Die Kontrolleure waren zufrieden

Die Kontrolleure waren zufrieden

Ob Kontrolleure einen Betrieb geschlossen haben, kann man in der Liste nicht erkennen. Es ist aber nachvollziehbar, ob der Betrieb seine Mängel beseitigt hat. Auswirkungen auf den Smiley hat das jedoch nicht.  Das wird zum Beispiel das Café Nord in der Grunowstraße ärgern. Bei der ersten Kontrolle gab es nur ein zufriedenstellend. Bei der Nachkontrolle bescheinigten die Kontrolleure dem Café,  die Mängel „überwiegend beseitigt“ beseitigt zu haben. Der Smiley lächelt trotzdem nicht. Ihn kann nur die nächste reguläre Prüfung aufheitern.

Bewertet werden nur  Kriterien, die der Betrieb selber beeinflussen kann, wie z.B. Sauberkeit in Küche und Verkaufsraum, Schädlingsbekämpfung und Hygiene des Personals. Erst seit Mai 2013 wird nach diesen neu festgelegten Kriterien kontrolliert.  Das heißt, alle anderen Ergebnisse seit Einführung des Smiley-Systems 2009 sind nicht mehr vorhanden; die Liste wurde praktisch auf Null gesetzt. Geschäfte und Restaurants, die in der „Ekelliste“ bisher nicht auftauchen, sind seit der Umstellung noch nicht überprüft worden.

Die Smileyliste ist eine PDF-Datei, die wöchentlich aktualisiert und online gestellt wird. Das ist einerseits aktuell und kundenfreundlich, andererseits sind die Möglichkeiten der Suche stark begrenzt. Das wäre nicht weiter tragisch, wenn die Betriebe nach einem durchschaubaren System sortiert wären. Sind sie aber nicht. Jede Woche würfelt ein Computersystem eine neue Ausgabereihenfolge aus. Einen Trick gibt es aber: öffnet man die Datei mit dem Acrobat Reader, lässt sich nach Straßen und Namen suchen. Gerne würde der Bezirk die Liste in eine richtige Datenbank umwandeln, doch das ist teuer. So wird erst einmal abgewartet, wie die laufenden Gerichtsverfahren ausgehen. Mehrere Gastronomen haben gegen die Smileyliste geklagt; es kann also sein, dass sie erneut überarbeitet oder gar abgeschafft werden muss.

 

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http://www.florakiez.de/2014/03/25/aufregung-um-die-smileyliste/