Auf dem Nassen Dreieck zwischen Pankow und Wedding leben mindestens 50 Zauneidechsen. Das ist eine der Erkenntnisse der Informationsveranstaltung am Dienstagnachmittag im Rathaus Pankow. Rund 20 Interessierte waren in den Ratssaal gekommen, die meisten aus kinderpädagogischen Projekten, aber auch Anwohner, Naturfreunde und zwei Polizisten der Abteilung Städtebauliche Kriminalprävention des Landeskriminalamts. Christoph Funk von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt stellte zusammen mit Jeanette Münch vom Jugendamt Pankow und einem Vertreter des Büros für Landschaftsentwicklung Fugmann/Janotta die bisherigen Planungen vor. Wie berichtet, soll das Nasse Dreieck ein Naturraum für alle Generationen werden. Mit einem Naturerfahrungsraum für Kinder, Ballspielmöglichkeiten, Erholungszonen und viel sich selbst überlassener Natur. Das Nasse Dreieck wird eingebunden in das Grüne Band und soll weiterhin an die Mauer erinnern, denn das Gelände ist Teil des ehemaligen Kolonnenwegs der DDR-Grenzsoldaten. Das meiste der vorgestellten Ergebnisse war bereits bekannt.
Giftstoffe im Boden
Eine große Unbekannte dagegen ist, welche Altlasten im Boden des Nassen Dreiecks schlummern. Klar ist bisher nur, dass das Grundwasser in dem Gebiet belastet ist. Die Senatsverwaltung vermutet, dass die Deutsche Reichsbahn zu DDR-Zeiten früher Schlacken ihres Gaswerkes an der südlichen Spitze des Geländes verklappt hat. Sicher ist das aber nicht. Der Bezirk wurde informiert und aufgefordert, mit dem Eigentümer des Grundstücks, der Deutschen Bahn, zu sprechen. Der Bezirk könnte die Bahn anweisen, den Boden zu erkunden, Bohrungen vorzunehmen und eventuelle Altlasten zu entsorgen. Doch zum Verdruss der Senatsverwaltung ist der Bezirk bisher sehr zurückhaltend. Kleiner Trost: Auf der Oberfläche soll es keine Giftstoffe geben, eine unmittelbare Gefahr für spielende Kinder bestehe daher nicht.
Poller gegen kaputte Sofas
Die abwartende Rolle des Bezirks war einer der Hauptkritikpunkte auf der Veranstaltung. So hat eine Vertreterin des Berliner Netzwerks für Grünzüge darauf hingewiesen, dass sie bereits im August 2013 den Antrag eingereicht hätten, am südlichen Zugang zum Nassen Dreieck Poller aufzustellen. Damit könnte die Verbindung in den Wedding und nach Prenzlauer Berg wieder geöffnet werden, ohne das erneut Autos auf das Nasse Dreieck fahren und dort kaputte Sofas und anderen Müll abladen. Der Antrag wurde vom zuständigen Bezirksausschuss angenommen. Seitdem ist jedoch nichts mehr passiert. Die zuständigen Stadträte, Kirchner (Stadtentwicklung/ Grüne) und Kühne (Umwelt und Ordnungsamt/ CDU) kennen das Problem, gehen es aber nicht an, so der Vorwurf.
Schließlich wurden alle Anwesenden aufgefordert, selber Vorschläge zu machen. Dafür standen Tafeln bereit, auf die jeder Stichworte schreiben konnte. Die Wünsche waren vielseitig: Barfußpfad, Insektenhotel, Zirkuswagen, Grillplatz, Baumaterialien für Kinder, Wasserspielmöglichkeiten,… Extra notiert wurde der Hinweis von zwei Pädagoginnen, dass die Brehmestraße immer gefährlicher werde. Es müsse ein sicherer Übergang geschaffen werden, zum Beispiel durch einen Zebrastreifen. Nur so könnten Kinder zukünftig auch alleine zum Nassen Dreieck gehen. Im nächsten Schritt werden die Vorschläge darauf hin überprüft, ob sie in Übereinstimmung mit dem Pflege- und Entwicklungsplan und dem Landschaftsschutzgebiet stehen. Beete, die einzelnen Freizeitgärtnern gehören, stehen zum Beispiel im Widerspruch mit dem Grundsatz, dass der öffentliche Naturraum für alle da sein soll.
Noch ist das Nasse Dreieck allerdings kein öffentlicher Raum. Der Eigentümer, die Deutsche Bahn, duldet lediglich die Nutzung des Geländes. Übergeben wird es erst, wenn die Dresdner Bahn in Tempelhof wieder fährt – als Ausgleichsmaßnahme für die damit verbundene Zerstörung von Natur im Süden Berlins.
Auf diesem Wege sind auch die Zauneidechsen im Nassen Dreieck ansässig geworden. Die Bahn hat sie auf dem Gelände ausgewildert, nachdem Bahnmitarbeiter die bis zu 20cm langen Echsen auf anderen Baustellen einzeln mit einem Käscher eingefangen hatten. Ein mühseliges aber von der EU vorgeschriebenes Unterfangen, denn die Zauneidechse gilt als stark gefährdet und steht unter besonderem Schutz. Ausgesetzt wurden die grün-braunen Reptilien entlang der Gleise (Richtung Bahnhof Pankow), abgegrenzt durch einen extra dafür aufgestellten Blechzaun. Doch die Echsen sind umtriebig und erobern sich nach und nach die gesamte Fläche – so wie wir Menschen auch.
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Wie geht es weiter mit dem Nassen Dreieck?
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