Die schwarz-gelbe Pracht vor dem Eckhaus Florastraße 79 beschäftigt die Behörden weiter. Die Gemüter befinden sich immer noch in Wallung, auch wenn sich einige Bewohner des Florakiezes mittlerweile an den umstrittenen Zaun gewöhnt haben. Das Gebilde könnte nun doch zum dauerhaften Bauwerk werden.
Noch im Januar schien klar zu sein, dass der Zaun illegal errichtet worden ist. Doch die Situation ist komplizierter. Der Hauseigentümer hat dem Bezirksamt inzwischen eine sanierungsrechtliche Genehmigung aus dem Jahr 2008 vorgelegt, die auch den Zaun umfasst. Das Papier stammt aus der Zeit als Michail Nelken Baustadtrat war. Das ist der Linken-Politiker, in dessen Amtszeit auch die Genehmigung der Zerstörung eines Teils der Kleingartenanlage Famos in der Brehmestraße fällt.
Der heutige Baustadtrat, Jens-Holger Kirchner von den Grünen, muss sich mit den Folgen herumschlagen. Die Juristen seiner Behörde prüfen, wie das Papier zu bewerten ist. Denn der Hausbesitzer kann zwar auf die sanierungsrechtliche Genehmigung pochen, hat aber keine Baugenehmigung und auch kein Okay des Denkmalschutzes. Außerdem steht der Zaun teilweise auf öffentlich gewidmeten Straßenland – auch wenn sich das Grundstück in Privatbesitz befindet.
Der Ausgang sei “völlig offen”, sagte Kirchner gegenüber florakiez.de. Es müsse geklärt werden, welches Recht Vorrang habe. Es sei sowohl denkbar, dass der Zaun zurückgebaut werden muss, als auch, dass er stehen bleiben kann. Für die Interessen des Hausbesitzers spreche, dass der Zaun im Prinzip nur den Verlauf der früheren Vorgärten nachempfinde und den Gehweg nicht schmaler mache als vor den übrigen Häusern in der Florastraße.
Die Immobilie mit 32 Wohnungen und Gewerbeeinheiten sowie die direkt anschließende Brachfläche in der Neuen Schönholzer Straße gehören laut der Hausverwaltung seit über zehn Jahren einem italienischen Geschäftsmann, der jetzt auf der Hofseite mehrere Fahrstühle und zusätzliche Balkone anbauen lassen möchte. Maßnahmen, die den Komfort steigern, aber auch zu steigenden Nebenkosten führen. Das sorgt genau wie die regelmäßig erfolgenden Mieterhöhungen nicht bei allen Bewohnern für Begeisterung. Wie im gesamten Kiez gibt es auch unter den Mietern im Haus die Angst vor Aufwertung und Verdrängung.
Denn frei werdende Wohnungen werden nach Angaben des Verwalters aufwändig renoviert und unter anderem mit Parkett ausgelegt. Bei Neuvermietungen liegt die Kaltmiete dann bei ungefähr 10 Euro pro Quadratmeter. Auf dem leeren Grundstück soll “in näherer Zukunft” ein Mietshaus mit Tiefgarage entstehen.
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