Was mal ein Beet werden will…

Von | 24. April 2014

Unser Bezirk war grün. Genau genommen war der Bezirk noch ein Dorf und das Grün an der Florastraße, die um 1892 nach der römischen Göttin der Blumen und der Jugend benannt wurde, stammte von den vielen Gärtnereien die hier mit ihren Blumenfeldern betrieben wurden. Und wie sieht es heute auf den 1.130 Metern zwischen Wollankstraße und Garbátyplatz aus aus? Werden sie ihrer Namenspatronin gerecht? Jugend, ja die gibt es. Aber Blumen eher weniger. Doch es tut sich etwas. Die Baumscheiben im Florakiez werden von Anwohnern und engagierten Ladenbesitzern aufgehübscht.

Noch vor zwei Jahren musste Annie Rosenthal vom Café Schönhausen eine Bank entfernen, die sie um den Baum vor ihrem Lokal hatte bauen lassen. Der Grund: Es ist zwar im Bezirk bekannt, dass die Baumscheiben, also die Flächen um die Bäume herum, verkrauten und vermüllen. So ist es zwar erlaubt, „die Bepflanzung und Pflege einer Baumscheibe“ dauerhaft zu übernehmen. Doch in einem Schreiben von Inspektionsleiter Ralf Heymach vom Straßen- und Grünflächenamt in Pankow an florakiez.de heißt es: „Bauliche Anlagen (z.B. Zäune, Bänke, Schilder, Wasserspiele u.ä.) sind in den Baumscheiben auszuschließen“. Pankow hatte damit seine ganz eigene Bankenkrise geschaffen.

beetschoenhause

So sieht es heute aus…

Die Gewerbetreibenden an der Florastraße wollen der Verkrautung dieser Mini-Grünflächen nicht einfach zusehen. Zunächst war in diesem Frühling eine liebevoll bepflanzte und beschilderte Baumscheibe vor dem Café Eigenartich zu entdecken, dann noch eine vor einer Bäckerei nahe des S-Bahnhofs Pankow. Am anderen Ende hat das Café Tiriki Stiefmütterchen gepflanzt. Zu diesen Blumen kann man stehen wie man will, zumindest sehen sie besser aus als der Hundedreck, der sich unter vielen Bäumen im Florakiez findet.

In diesem Frühling hat Rosenthal aus dem Quadrat um die Bäume vor ihrem Lokal herum wieder einen Ort zum Verweilen geschaffen. Sie stellte Pflanzkübel und Bänke, wenn auch keine festinstallierten, auf und sorgt nun dafür, dass der Ort ansprechend ausschaut. Mit anderen Gewerbetreibenden möchte sie sich dafür einsetzen, dass dauerhafte Banklösungen in unserem Kiez doch erlaubt werden. Wer sich ebenfalls dafür engagieren möchte, kann sich im Schönhausen melden.

bankschoenhausen

…und so damals.

Weniger für Bänke, sondern für die Blumen und Pflanzen selbst setzt sich Andreas Gerts vom Wortraum in der Görschstraße ein. Er möchte einen Antrag auf Gelder aus dem Fördertopf des Bürgermeisters stellen, damit die Geschäftsleute an der Florastraße einen Zuschuss zur Begrünung bekommen.

Der Bepflanzung der Baumscheiben steht der Bezirk offen, gar dankbar gegenüber. Denn kleine Pflanzen tragen dazu bei, dass der Boden um den Baum herum aufgelockert wird. Wo etwas blüht, wird meistens kein Sperrmüll abgeladen, und Hundebesitzer werden durch die bunte Pracht auch zur Rücksichtnahme angehalten. Wer die Baumscheibe vor seiner Wohnung oder seinem Geschäft bepflanzt, der schafft eine win-win-Situation.

Dabei sollten ein paar Dinge beachtet werden, die auf der Seite des Umweltbüros Weißensee zusammengefasst werden. Wer „seine“ Baumscheibe einfassen möchte, muss vorher mit dem Tiefbauamt reden, denn auch hier gibt es Möglichkeiten, aber gleichzeitig auch Grenzen. So dürfen die Gehweg- und Straßeneinfassungen nicht verändert werden.  Es ist erlaubt, Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblumen anzupflanzen, auch Stauden und Gräser bis zu einer Höhe von 50 Zentimetern sind in Ordnung. Verboten sind Efeu, das um den Baum herum rankt, Gehölze und Rosen. Wer einmal einen kleinen Bambus in seinen Garten gesetzt hat, und fünf Jahre später in einem Hain lebte, in dem jeder Panda frohlocken würde, weiß warum: Gehölze wuchern und entziehen den Bäumen Wasser.

Ganz auf der sicheren Seite ist man, wenn man nicht nur die Vorschriften des Bezirks beachtet, sondern auch die Bauernregeln. Die besagen: „Pflanze nie vor der kalten Sophie“. Richtig losgehen kann es also nach dem 15. Mai, dann sind die Eisheiligen vorbei.