Was macht der Bruder im Bauch der Mama?

Von | 5. Mai 2014

Die Kinder im Florakiez sehen ihn überall, beim Eisessen im Café Paula, im Kindercafé Schönhausen, auf dem Spielplatz, im Bürgerpark und vielleicht sogar bei der eigenen Mutter: den schwangeren Bauch. Dazu haben sie tausend Fragen. Kann mein Geschwisterchen mich hören? Was isst es überhaupt? Und warum kommt es nicht einfach kurz raus und geht wieder rein? Heute soll auf das Thema Geburt und Schwangerschaft besonders geachtet werden, denn heute ist auf der „Internationale Tag der Hebamme“. Aus diesem Anlass widmet sich die Freitagslesung im Kinderbuchladen Buchsegler an der Florastraße in Pankow dem Thema Kind und Geburt. florakiez.de sprach mit Hebamme Christiane Hammerl, die Inhaberin Wiebke Schleser bei der Lesung unterstützt.

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Das Schaufenster des Buchseglers – gestaltet von Judith Drews. Foto: Buchsegler

 

florakiez.de: Was passiert hier am Freitag?

Christiane Hammerl: Wiebke liest für Kinder zwischen drei und sechs aus dem Buch „Wer wohnt denn da in Mamas Bauch“ von Lars Daneskov, in dem gezeigt wird, wie ein Kind im Bauch heranwächst, wie sich die Sinne entwickeln, und was das Kind eigentlich den ganzen Tag lang macht. Darin geht es aber auch um die Mutter; warum hat sie während der Schwangerschaft Gelüste auf bestimmte Speisen oder weshalb entwickelt sie gewisse Launen?

Wie ergänzt Du Wiebke?

Ich halte für die Kinder, die an der Lesung teilnehmen, eine Hebammensprechstunde ab. Denn sicher kommen Fragen zu Schwangerschaft, Stillzeit und Geburt auf, die die Kinder sofort beantwortet haben möchten. Dafür bringe ich kindgerechte Modelle mit, also ein Becken, eine Plazenta und eine Nabelschnur, alles aus Filz. Denn dieser Stoff ist haptisch. Die gleichen Modelle aus Plastik machen den Kindern leicht Angst. Außerdem habe ich Schaubilder für die Kinder dabei, die zeigen wie groß das Kind vom 1. bis zum 9. Monat im Bauch ist. Anhand des Modells kann ich auch erklären, wie die Geburt abläuft, wie sich der Muttermund weitet und sich das Kind durch das Becken dreht.

Interessiert das Kinder oder sind sie eher abgeschreckt? 

Früher habe ich in Marburg gewohnt und dort an Schulen über die gleichen Themen gesprochen. Die Kinder haben sich immer brennend dafür interessiert. Sie kommen dann mit Fragen, an die man als Erwachsener nicht direkt denkt. So hat mich ein Mädchen mal gefragt, wie man denn die Plazenta wieder in die Mutter herein bekommt, wenn man sich ein Geschwisterchen wünscht.

Hat das Interesse auch etwas mit der kindlichen Identität zu tun?

Ganz bestimmt. Kinder möchten einfach wissen, wo sie herkommen. Sie beschäftigt stark, was sie wohl im Bauch der Mutter gemacht haben. Als Illustration und Werbung für unsere Lesung hat Judith Drews das Schaufenster des Buchseglers mit großen, schwangeren Bäuchen gestaltet. Das sieht toll aus.

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Christiane Hammerl antwortet auf Fragen der Kinder

Wie seid Ihr auf die Idee der Lesung gekommen? 

Mich fragen Eltern, die ich betreue, oft nach Kinderbüchern zum Thema Schwangerschaft, so bat ich Wiebke und eine Empfehlung. Dadurch sind wir, da wir einander aber auch gut kennen, auf die Idee einer gemeinsamen Lesung gekommen. Den Zeitpunkt haben wir dann mit Bedacht um den Tag der Hebamme herum gelegt, auch um noch mehr auf die Problematik der Haftpflichtversicherung aufmerksam zu machen.

Die Versicherung ist von etwa 500 Euro im Jahr auf über 5000 Euro in diesem Jahr angestiegen und wird demnächst auf etwa 6000 erhöht. Das führt dazu, dass viele Hebammen ihren Beruf kaum noch ausüben können, wenn sie auch etwas verdienen möchten. 

Genau. Und es betrifft eben nicht nur die Hebammen, die außerklinische Geburtshilfe leisten, sondern auch freiberufliche Hebammen, die Vorsorge, Wochenbettbetreuung, Kurse und Vorsorge anbieten. Die Kinder, die zur Lesung kommen, sollen selbstverständlich nicht mit dieser politischen Komponente belastet werden. Aber es wäre schön, wenn wir die Eltern anregen, darüber nachzudenken.

Kennst Du denn einige Kinder aus dem Florakiez von deiner Arbeit?

Ja, ich betreue gerne Frauen und Familien aus der Nachbarschaft. Das freut mich dann besonders, wenn ich die Kinder auch beim Aufwachsen sehe.

9. Mai, 16.30 Uhr, Lesung aus „Wer wohnt denn da in Mamas Bauch?“ von Lars Daneskov (Text) und Claus Bigum (Illustration, Übersetzung: Angelika Kutsch) im Buchsegler an der Florastraße 88/89, 13187 Berlin, Tel. 43724120. Dazu Hebammensprechstunde für Kinder mit Christiane Hammerl. Um Anmeldung wird gebeten.