Neuer Look statt altem Trödel

Von | 30. Juni 2014

Letzte Woche gab es Post. In vielen Briefkästen im Kiez steckte ein Hochglanz-Flyer des Immobilienentwicklers David Borck.  Sein Büro veranstaltete am vergangenen Wochenende einen Tag der offenen Tür in der Florastraße 34b, zu dem interessierte Kiezbewohner kommen sollten.

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Ehemaliger Trödelladen

Auf der Einladung der Firma (als Referenz angegeben ist unter anderem die „Prominentenwohnung in Best-Lage von Dr. Alfred Biolek“) war die adrett in mattgrün sanierte Fassade des Hauses zu sehen. Und im Erdgeschoss, wo bis vor einigen Tagen ein Trödler sein Geschäft betrieb, hat man einen Blumenladen visualisiert. Wurde der arme, alte Trödler vielleicht vertrieben? Konnte er sich auch die Miete für seine Wohnung im Vorderhaus nicht mehr leisten? Es sah nicht aus, als sei er mit dem Verkauf von Bavaria-Kaffeekannen und DDR-Vasen reich geworden. Dabei liebten gerade Neubaubewohner im Kiez den Laden, denn hier war alles „Vintage“. Wer hier nette Kleinigkeiten kaufte, konnte seine nüchterne Luxus-Maisonnette charmant aufhübschen, ohne im Möbelhaus in die gräßliche Shabby-Schick-Abteilung wandern zu müssen.

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Vorderhaus-Wohnung

Die Nachfrage vor Ort am Samstag ergab jedoch, dass man sich um den Trödler nicht sorgen muss: Wo er genau hin ist, weiß man zwar nicht. Wohl aber, dass es ihm finanziell sicher gut geht. Denn ihm habe das ganze Haus gehört und er habe es verkauft, so die Aussage eines Angestellten von David Borck. Nun wird das Objekt renoviert und die 19 Wohnungen und Gewerberäume einzeln veräußert. Deswegen standen im ganzen Haus die Wohnungen offen, die unvermietet verkauft werden. Um eine gründliche Renovierung wird man bei keiner herum kommen, der Preis liegt trotzdem um die 2300 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Nebenkosten. Aber Vorsicht: Vor dem Einbau eines zweiten Bads oder eines Kamins, sollte man sich mit dem Milieuschutz vertraut machen. Wie die noch im Haus verbliebenen Mieter die bevorstehenden Arbeiten und Umwälzungen sehen, ist nicht bekannt.

Ein wenig Unmut gab es am Samstag jedoch in der Flora34b. Zwei ältere Damen, die eine gemeinsame Bleibe zum altersgerechten Wohnen suchen, waren zur Besichtigung gekommen. Sie meinten, nur seine Immobilie vorzuführen sei kein richtiger Tag der offenen Tür. „Wir hatten mindestens mit einem Grill im Innenhof gerechnet“, sagte die eine. „Mit ein paar Würsten drauf“, fand die andere.