Kiezkinder beschenken Flüchtlingskinder

Von | 24. Dezember 2014

Die Kinder aus dem Florakiez hatten fleißig gesammelt, verpackt und dekoriert – und so dafür gesorgt, dass ihre Altersgenossen im seit gut einem Jahr bestehenden Flüchtlingsheim in der Mühlenstraße vom Weihnachtsmann persönlich ein eigenes Geschenk überreicht bekommen. Ausgegangen war die Idee von den Alt-Pankowerinnen Anne Straube und Caroline Ehrenberg. Sie wollten ein klares Zeichen dafür setzen, dass die Flüchtlinge in unserem Kiez willkommen sind. „Wir waren von den Vorgängen in Buch schockiert“, erzählt Straube, und erinnert an die dortigen Protesten gegen eine geplante Unterkunft.

Zunächst dachten sie lediglich darüber nach, wie die Kinder aus dem Kiez den 93 im Heim lebenden Kindern eine Freude machen könnten. In einer Rundmail und einem kleinen Aufruf im engeren Umfeld (Motto: „Kiezkinder schenken Freude“) baten die beiden, die dritte Mitstreiterin fiel krankheitsbedingt aus, um altersgerechte Spielzeugspenden. Ihre Devise: Es sollten in dieser Aktion eben keine nützlichen und notwendigen Dinge wie Kleidung, Handtücher oder ähnliches gesammelt werden. Stattdessen sollten Kinder für Kinder spenden, selber die Dinge aus ihren Regalen holen, von denen sie glaubten, sie machten sich gut als Geschenk. Der Buchsegler, der kiezLADEN an der Wolfshagener Straße, das Büro von Schulsenatorin Sandra Scheeres und die Florentine boten sich als Abgabestellen an. Die bange Frage der beiden Initiatorinnen: Würden die eingesammelten Geschenke für alle Kinder reichen?

300 Geschenke für Buch

Bis zum Abgabeschluss am 4. Dezember war klar, dass nicht nur die Kinder von der Mühlenstraße für dieses Weihnachtsfest gut versorgt sein würden. Statt der erhofften 93 wurden rund 1200 kleinere und größere Geschenke abgegeben. Jedes einzelne hübsch verpackt, mit Altersangabe und oft auch mit persönlichem Gruß versehen. Die eingegangenen Spenden reichen auch noch für Geburtstage, als Willkommensgruß und als kleine Belohnung zur Zeugnisvergabe für die Kinder der Mühlenstraße. „Besonders schön ist“, sagt Caroline Ehrenberg, „dass etwa 900 Geschenke an die Mühlenstraße gehen, aber 300 auch als Willkommensgeschenk an das neue Heim nach Buch gebracht werden. So kehren wir wieder zum Ausgangspunkt unserer Überlegung zurück.“

Als gutes Zeichen für den Florakiez werten die beiden, dass sie neben einer großen Spenden- auch eine große Hilfsbereitschaft erfahren konnten – bei der logistischen Aufgabe nämlich, die Geschenke zu sammeln, zu sortieren und auszuliefern. Allein das Sortieren der Geschenke nahm fast zehn Leute einen ganzen Abend lang in Beschlag. Ein Vermieter von Lieferfahrzeugen stellte einen großen Wagen, um die Geschenke von der Sammelstelle zum Heim zu fahren.

„Oh du fröhliche“ und der „Fischer und seine Frau“

Jetzt wurden im mit Strohsternen und selbst gebastelten Girlanden weihnachtlich hergerichteten Kinderspielraum Päckchen verteilt. Ein Mitarbeiter des Heims hatte sich als Weihnachtsmann verkleidet. Gemeinsam mit ihm sangen alle so gut sie konnten „Oh du fröhliche“ und eine Sozialarbeiterin erklärte, dass die Kinder des Kiezes ihre Spielzeugtruhen geöffnet hatten und das Resultat die Pyramide aus bunten Geschenken in der Ecke des Raums sei. Nicht alle Kinder waren sofort auf Du und Du mit dem Mann in Rot, da unterscheiden sich Flüchtlingskinder offensichtlich nicht von den deutschen. Nach der Bescherung für die Kleinen wurde von Kindern aus dem Heim „Der Fischer und seine Frau“ aufgeführt, danach gab es Geschenke für die älteren Kinder, bevor wieder zur Tagesordnung im Heim übergegangen wurde. Anne Straube und Caroline Ehrenberg wissen noch nicht, wie es mit ihrem Engagement weitergeht. Dass sie und viele andere aus der Nachbarschaft in diesem Jahr schon dazu beigetragen haben, das Fest für viele Kleine zugänglicher und fröhlicher zu gestalten, steht fest.

Wer sich außerhalb der Weihnachtszeit für die Flüchtlinge engagieren oder spenden möchte, der kann sich an den Unterstützerkreis Pankow wenden.

heim2

Einige der Beschenkten.