Erst kam der Neuköllner Burgerladen, anschließend das Café „Liebes Bisschen“, dann ein neues Fahrradgeschäft und nun hat in der Berliner Straße eine Eisdiele eröffnet: der Eisspatz. Typisch, wird nun so manch einer grummeln, wieder mal etwas für die zugezogenen Muttis und ihre verwöhnte Brut. Ja, stimmt, genauso ist es. Der Eisspatz bedient die Wünsche der Klientel, die sich nach der Schule oder Kita noch ein Eis gönnt. Aber er bedient sie, soviel jetzt schon einmal, mit seinen über 20 Eissorten perfekt und freundlich, ohne dabei ins Chichihafte zu verfallen. Dass es einen Bedarf gibt, wird jeder wissen, der sich mal in die Schlange nach Jericho eingereiht hat, die in der Umgebung bei gutem Wetter für ein Eis ansteht. Ob im Café Paula, bei Janny’s Eis, im Milchmanns, bei Florida oder im Schönhausen.
„Das ist unser dritter Sommer als Eisspatz“, erklärt Paula Krüger, die Tochter einer von zwei Inhaberinnen. Sie arbeitet zur Zeit an der Theke im hellen, sehr pastellig gehaltenen Raum, an dessen Wand ein wirklich häßlich-kitschiger Pilz als Wandtattoo prangt. Seine grellen Farben stehen in starkem Kontrast zum sachlichen Interieur des Eiscafés, das mit sechs kleinen Tischen gar nicht so klein wirkt, sondern hell und einladend. Früher schon habe sie immer in Eisdielen gearbeitet, sagt Paula, so habe ihre Mutter mit einer Freundin die Idee entwickelt, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Das Stammhaus der Minikette liegt am Mirbachplatz in Weißensee, die anderen Filialen findet man im kuscheligen Lehnitz und in Französisch Buchholz. Die Pankower Filiale kam Mitte Juni dazu. In Weißensee wird das Eis hergestellt, auch die Soßen und die Torten kommen aus eigener Produktion.
Mette (6) und Marla (7), die mit ihrer Mutter im Eisspatz beide eine Kugel Vanilleeis und dazu Himbeere, beziehungsweise Erdbeere, bekommen haben, freuen sich über den neuen Laden. Das Eis sei sehr lecker. „Der Holunderspritzer ist der Kracher“, fügt ihre Mutter hinzu und die vielen anderen Gäste sehen ebenfalls zufrieden aus. Kein Wunder, denn wer hier einmal ein Milchreiseis gegessen hat, der wird so schnell nicht wieder auf Industrieeis vom Supermarkt umsteigen.
Es stimmt, bis auf das schon erwähnte Fliegenpilzwandtattoo, fast alles im Eisspatz. Alte Damen laufen lachend mit ihrem Eis in der Hand aus dem Laden heraus, Herren mittleren Alters in Shorts trotzen hier der Hitze. Kinder, Mütter, Väter, Omas und auch Opas, die Pankower rennen der neuen Eisdiele die Bude ein und man kann sich jetzt schon kaum mehr daran erinnern, welches Geschäft hier bis vor Kurzem angesiedelt war. Schade, aber das ist schon fast das einzige, dass es – zumindest auf der Karte – keinen Banana Split gibt. Unsere Einschätzung: Der Eisspatz wird bald schon nicht mehr aus Pankow wegzudenken sein.
Eisspatz
Berliner Straße 3
Mo – So 11 – 20 Uhr
1 Kugel zum Mitnehmen 1,10 Euro, Spaghetti-Eis 4,50 Euro, Latte Macchiato 2,80 Euro
Im Café Liebes Bisschen gibt es seit kurzem auch Eis: hangemachtes Eis am Stiel von Paletas. Superlecker, vegan und ohne Farb- und Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker.