Den KunstEtagenPankow geht es an den Kragen. Der Plattenbau, versteckt zwischen Rathaus-Center und Pestalozzistraße, soll Wohnungen Platz machen und wird im kommenden Jahr abgerissen. Das unscheinbare Haus war zu DDR-Zeiten Hauptsitz des geheimnisumwitterten Devisenbeschaffers Intrac. Die größte Firma des Bereichs Kommerzielle Koordination unter Führung von Alexander Schalck-Golodkowski hatte einst 700 Mitarbeiter und setzte in den 80-er Jahren Milliarden um. In den letzten Jahren hatten hier zahlreiche Künstler ihre Werkstatt.
Bevor die Bagger anrollen, findet am Samstag und Sonntag die letzte Werkschau statt. Die Künstler laden alle neugierigen Pankower und Berliner zu einem großen Fest in ihre Ateliers ein. Nicht nur die Kunst ist einen Abstecher wert, auch die Architektur lohnt einen Abschiedsbesuch. Das Bürohaus hat die letzten 25 Jahre fast unverändert überdauert und könnte in jedem DDR-Film eine Hauptrolle spielen. Wer sich für Kunst und Gebäude interessiert, sollte die letzte Gelegenheit nutzen.
Mit von der Partie ist Zeichner und Kiezgesicht Christian Badel.
florakiez: Was gibt es am Wochenende zu sehen?
Christian Badel: Auf vier Etagen in zahlreichen offenen Ateliers sieht man Werke der hier arbeitenden Künstler: Fotografie, Malerei, Skulpturen, Druckgrafik, Illustration, Installation, Theater und vieles mehr.
Welche Veranstaltung legst Du den Besuchern besonders ans Herz?
a) Die Mail-Art-Ausstellung „Engelszungen“. 142 Künstlerinnen und Künstler aus 27 Länder haben ihre Beiträge eingereicht. Eröffnung am Samstag um 18 Uhr. Musikalische Umrahmung Trio Presto. Raum 028, Erdgeschoss
b) Das Chorkonzert mit bulgarischen Liedern am Sonntag um 15 Uhr: A-capella mit Kukuwiza. Foyer und Gang in der 2. Etage
c) Die Theatervorstellung am Sonntag um 16 Uhr: Creme della Charms: Die Biene ist spitzer als der Ball. Ein absurder Theaterabend frei nach Daniil Charms, Regie Judith Bourdillon. Klangebene, 1. Etage.
Wann ist endgültig Schluss?
Wir im Nebengebäude haben alle schriftliche Kündigungen erhalten. Die Mietzeit ist nur noch bis Ende des Jahres. Dann müssen wir räumen.
Wie geht es mit den KEP weiter?
Ein großer Teil der Künstler bemüht sich um leere Räume im Vorderhaus, dort gibt es Leerstand. Einige haben schon Zusagen bekommen. Die KunstEtagen wird es unabhängig vom Ort weiter als Plattform geben. Anfang des Jahres haben wir uns in einem Verein zusammengeschlossen.
KunstEtagenPankow
Pestalozzistraße 5-8
Samstag, 21. November, von 16 bis 21 Uhr
Sonntag, 22. November, von 13 bis 18 Uhr
Das ganze Programm als pdf
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