Zweiter Anlauf für die neue Doppelsporthalle

Von | 4. November 2019

Es bewegt sich wieder was

Die Baustelle zwischen Reinhold-Burger-Oberschule und Alter Mälzerei lag seit März 2018 still. Jetzt, nach anderthalb Jahren Pause, sind wieder Baumaschinen zu sehen. Auf dem rund 5.000 Quadratmeter großen Grundstück in der Neuen Schönholzer Straße entstehen zwei neue Sporthallen. Nicht nebeneinander, sondern übereinander gestapelt. Eine Halle im Souterrain halb unter der Erde, eine weitere im Obergeschoss.

Die spezielle Bauweise und der komplizierte Untergrund hatten zu erheblichen Problemen geführt. Es kam laut dem Pankower Schulstadtrat Torsten Kühne zu einer „Störung des Bauablaufs“ und einem Streit mit der ausführenden Baufirma, in dessen Verlauf der Vertrag schließlich gekündigt wurde. Danach tat sich lange nichts, weil eine neue Firma gefunden werden musste. Angesichts des Berliner Baubooms kein leichtes Unterfangen. „Mitte September konnte der Zuschlag nach langwierigen Verhandlungen für die Leistung ‚Erweiterte Rohbauarbeiten‘ erteilt werden“, zeigt sich Kühne gegenüber florakiez.de erleichtert. Das umfasse die Restarbeiten an der Baugrube und die Erstellung des Rohbaus.

Was das für den längst überholten Zeitplan und die Kosten bedeutet, kann Kühne noch nicht sagen. Klar ist, dass aus der ursprünglich für Mitte 2020 angepeilten Eröffnung nichts wird. „Für eine nach derzeitigem Erkenntnisstand abschließende Erstellung des Bauzeitenplans liegen bei Weitem noch nicht alle erforderlichen Fakten vor. Daher ist die Benennung eines Übergabetermins an die Nutzer im Moment nicht möglich“, so Kühne. Die umliegenden Schulen und die Pankower Sportvereine müssen sich weiter in Geduld üben und auf die dringend benötigten Hallenkapazitäten warten.

Für den Bau der Sporthallen sind momentan 14 Millionen Euro kalkuliert. Ob das reicht, weiß niemand, denn die finale Kostenermittlung liegt noch nicht vor. Der Bezirk kann gelassen bleiben. Bezahlen tut das Land. In der Ausschreibung von 2009 waren die Baukosten noch mit 8,4 Millionen Euro angegeben.

Hanno Hall

Lebt seit 1997 in Berlin und seit 2010 im Kiez. Verantwortet ntv.de und die ntv Apps. Interessiert sich für Baustellen, Flughäfen und Politik. Geht zu Fuß, fährt Rad, BVG und Auto.

15 Kommentare zu “Zweiter Anlauf für die neue Doppelsporthalle

  1. Max

    Das war sicherlich vorher sichr nicht absehbar, das mit dem wie praktisch, wenn man auf fremde Kosten bauen kann.
    Wieso das hier übereinander sein muss ist mir nicht ganz klar, die Standard Doppelturnhalle hat 30x27m.
    Die hätte auch hingepasst.

    Aber auf eigene Kosten wäre es auch nicht viel besser. Konsequenzen für Desaster bleiben immer aus.
    Wie man sieht ist bauen in öffentlicher Hand keine gute Idee. Private Bauherren wären längst weg vom
    Fenster, deswegen planen sie auch besser.

    1. Kenny

      @Max,
      die öffentliche Hand kann es NIE besser als die private Wirtschaft.
      Adverse Selektion des politischen Personals ist der ökonomische Grund dafür.
      Mich verwundern in dieser Beschreibung von Herrn Hall so einige Dinge.
      Von einem „komplizierten Untergrund“ ist da zu lesen, weiterhin von „Erweiterte Rohbauarbeiten“ und von der Ausschreibung 2009. Allein die Jahreszahl begeistert wenig und schließt auf Trägheit.
      Für Bauuntergründe gibt es sog. Baugrunduntersuchungen und auch Altlastenuntersuchungen.
      Private und fertige Neubauten im Umkreis von 1 km hatten offensichtlich keine wesentlichen Probleme mit dem Untergrund + Bauausführung. Für mich sieht es irgendwie nach Ausschreibungsdefiziten aus. Die ehemals ausführende Baufirma wird sich weder über Jahre an ihr Angebot halten, noch Positionen anbieten die nicht der Ausschreibung entsprechen, gleich gar nicht am Nasenring durch die Manege führen lassen. Da ist ein Streit praktisch vorprogrammiert.
      2/3 Mehrkosten zu Lasten der Steuerzahler, scheint inzwischen der übliche Mindestkurs bei öffentlichen Bauprojekten zu sein. Es ist einfach nur noch traurig! Es geht doch nur um eine Sporthalle……
      Nochmal als Vergleich… 12 Monate nach Vertragsabschluss über 50 Jahre Miete/Pacht von 86 Hektar Ackerland durch Tesla in China, Grundsteinlegung am 07.01.2019, läuft dort bereits die Nullserie des Tesla Model 3 aus dem neuen errichteten Werk! Ein zusätzliches Gebäude für die Batteriefertigung vor diesem Hauptobjekt, ist in 3 Monaten komplett fertig.
      Komplexe Fahrzeugproduktion vs. Dopplesporthalle – finde den Unterschied.

        1. Kenny

          @Max,
          guter Artikel, vielen Dank dafür.
          Für solchen Weitblick der „Alten Schule“ ist allerdings heute kein Platz mehr.
          Wir müssen das Klima und die ganze Welt retten, zu Demos gehen und sogar die Schule dafür schwänzen, Plakate kleben, Alarmismus und Panik verbreiten usw. Es soll ja eine Minute vor zwölf sein ;-). Die Art der Hobbys hat sich halt grundlegend verändert, Werte auch zu Pseudo-Werten.
          Die Naturwissenschaften, insbesondere die Physik, sind nur hinderlich dabei, wenn wir gefragt werden wie uns fühlen und ob xyz gerade moralisch vertretbar ist usw. Da läuft nicht nur die Sporthalle oder der BER aus dem Ruder, es geht um mehr – Wohlstand für den Einzelnen ist allerdings nicht dabei. Wir befinden uns auf direkten Weg zum Museumsland, fühlen uns aber noch sehr gut dabei. Der einzige Lichtblick und großer Macher, scheint hier derzeitig Herbert Diess zu sein. Der Rest lebt bequem wie in alten Zeiten, forscht gemütlich vor sich hin und sieht den Ehrgeiz anderer Länder nicht, welche uns überholen ohne einzuholen. Die bauen dann auch Sporthallen in 10 Wochen……

  2. Uwe Katzer

    Was heißt „Bezahlen tut das Land“, es sind so oder so unsere Steuermittel. Ich erwarte, dass damit sorgsam umgegangen wird

  3. Besucher

    Privat hat gerade mal verkackt. Steht im Beitrag, hat Baupfusch abgeliefert. Dass privat nicht zwingend zuverlässiger und kostengünstiger arbeitet, zeigen auch das Terminal 2 am Flughafen BER oder die Elphi in Hamburg.

    1. Kenny

      @Besucher,
      dann lesen Sie den Beitrag doch einfach noch einmal. Von Baupfusch kann ich da nichts lesen.
      Den Terminal 2 – „Baupfusch“ haben Sie aus der „Bild am Sonntag“ ?
      Die Elbphilharmonie war eine Mischung aus Arroganz vom Hochtief-Chef und einem Knebelvertrag. Da gebe ich Ihnen teilweise Recht. Da hat eine Einzelperson eines Aktienkonzerns entschieden bzw. abgenickt. Das ging bei Stadler und Winterkorn ja auch unlängst mächtig schief.
      Ich meinte Unternehmerverantwortung in engeren Sinn als Familienunternehmen und keine Konzernchefs von Aktiengesellschaften. Was letztere anrichten können, zeigte die Fa. Quelle sehr deutlich nach Ableben von Grete Schickedanz. 9 Mrd. Vermögen wurden da binnen weniger Jahre versenkt.

  4. Karl

    Ich finde es absolut richtig, eine öffentliche Einrichtung wie eine Schule (zu der auch eine Sporthalle gehört) auch von der öffentlichen Hand bauen zu lassen. Privatisierung haben wir in Berlin genug.
    Natürlich hat privates Bauen einige erhebliche Vorteile, aber mMn überwiegen eben die Nachteile.
    Zu dem Seitenhieb gegen Klimaproteste (wie war noch gleich die Überleitung von Sporthalle zu Klima?) werde ich mich nicht äußern, das regelt der Lauf der Zeit schon von ganz alleine.

    1. Max

      Natürlich baut sie die öff. Hand, sie gibt ja das Geld.

      Ihr Anteil dabei ist:
      – solides Anforderungsprofil erstellen
      – Solide Vor-Kalkulation
      – Wettbewerb ausschreiben
      – besten Entwurf wählen
      Auftrag an Generalunternehmer erteilen
      – Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle, ansonsten Maul halten: keine Änderungen an der Planung!
      Fertigstellung, nochmal Kontrolle, ggf. Regress.

      Einweihen, Glückwünsche der dankbaren Bevölkerung entgegennehmen.

      Man darf die Unternehmen halt nicht pfuschen lassen, dazu braucht die Behörde fähige Mitarbeiter oder einen externen begleitendes Sachverständigen.

  5. Anwohner

    Hier im Florakiezblog wird der zuständige Stadtrat aber mit netten Worten für den Baupfusch am Sporthallenneubau an der Neuen Schönholzer Straße zitiert („Störung des Bauablaufs“); das ist vermutlich unter dem Rechtsaspekt auch das Sinnvollste. Vor einem Jahr, im Tagesspiegel Pankow-Newsletter am 28. Juli 2018 war er erheblich deutlicher: „Der Grund (für den Baustopp) lautet frei übersetzt: Baupfusch. „Probleme bei der Ausführung der Gründungsarbeiten haben zur Störung des Bauablaufs geführt“, so Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU). „Dem mit den Bauarbeiten beauftragten Unternehmen wurde gekündigt.“ Es hatte den hohen Grundwasserspiegel in der Nähe der Panke nicht berücksichtigt, die Baugrube war daher nicht korrekt isoliert, so drang Wasser ein. Die Leistungen der Wasserhaltung wurden nun neu ausgeschrieben und befinden sich im laufenden Vergabeverfahren. Der Wiederanlauf der Arbeiten ist laut Kühne für August geplant.“ Dieser August sollte der August 2018 sein.

    1. Kenny

      @Anwohner
      Das kann so gewesen sein, muss es aber nicht. Mir fallen da noch mehrere mögliche Varianten ein.
      Das fängt an beim Ausschreibungstext und endet mit Abbruch durch ggf. überfällige Abschlagszahlungen usw.
      Schade das sich der Tagesspiegel nicht ein Statement dieser betreffenden Firma eingeholt, oder es zumindest verucht hat. Aussagen dieser Firma zum Thema wären sehr interessant.
      So bleibt es bei einseitiger Berichterstattung und bewusst vorsichtiger Ausdrucksweise eines Politikers.
      Bei mir bleiben daher alle Zweifel erhalten.

      1. Max

        Danke für den Link, in diesem Dokument ist die ganze Misere abgebildet.

        Änderung der Bedarfsplanung = plus eine Million.

        Das meine ich mit Rumpfuschen, Umplanen nach der ursprünglichen Planung. Die Bedarfsplanung hätte schon vor Jahren fixiert sein müssen.

        1. Kenny

          @Max
          Das ist noch lange nicht die ganze Misere.
          Es wurde 2009 eine Ausschreibung ohne vorherige Baugrunduntersuchung vorgenommen. Die Begründung war das damals auf dem Gelände befindliche Gebäude. Nachzulesen unter dem Link „Ausschreibung“ im obigen Text von Herrn Hall.
          Kein privater Bauherr würde in dieser Reihenfolge vorgehen, hätte vor der Ausschreibung dann auch festgestellt das es keinen Sinn ergibt, in 6 Meter Tiefe solch ein Objekt einzugraben. Eine wesentlich günstigere Variante ohne Keller hätte „Privat“ ausgeschrieben und realisiert. Da bin ich mir ganz sicher. Die Stadt zog eine „Ausschreibungsshow“ mit Prämienvergabe auf Kosten der Steuerzahler vor.
          Die Kosten auf insgesamt 10.850.000,- € wurden am 05.05.2014 festgestellt. Am 31.07.2015, erst gut 14 Monate später, erfolgte der Antrag auf Zustimmunng! Vorher sind die Kosten bereits von 8,4 auf 9,85 Mio. bis Dezember 2011 gestiegen, weshalb auch immer.
          Wenn Sie in meinem letzten Link nochmal auf Seite 3/4 unter „2. Darstellung der fiktiven Gesamtkosten…….“ lesen. Da ist bereits indirekt eine Ankündigung auf über 11,8 Mio enthalten. Allerdings geht man hier noch von einer Fertigstellung 7/2018 aus. Was diese Indexanpassungen bis 2021/22 zur Folge haben dürfte klar sein.
          Auch fraglich ist, ob jetzt noch nach der EnEv 2009 (wie ausgeschrieben) gebaut wird. Durch den späten Baubeginn wird eher die EnEv 2016 zum Tragen kommen, mindestens jedoch die EnEv 2013 = erhebliche Mehrkosten. Die ganze Misere setzt sich demnach nahtlos fort.
          Wenn jetzt bereits von 14 Mio. geschrieben wird , so zeigt es einmal mehr, wie krank das Bausystem der öffentlichen Hand ist. Adverse Selektion….. usw.
          Ich könnte das Gesamtthema jetzt noch viel weiter fortführen und in die Tiefe recherchieren, ist aber reine Zeitverschwendung und meiner Gesundheit nicht dienlich.
          Meine allererste Aussage wird hier eindrucksvoll bestätigt:
          „Die öffentliche Hand kann es NIE besser als die private Wirtschaft.“ Dabei bleibe ich.
          Solche Projekte gehören bis zur schlüsselfertigen Übergabe komplett in die Hände der Privatwirtschaft, z.B. an einen GU. Entscheidungen zum Stadtbild, Festlegung von Nutzungs- und Verwendungszwecken, Farben und Einrichtung gehören natürlich zur Entscheidung in die Hand des Auftraggebers bzw. der Stadt. Ausschreibungen oder gar die Koordinationen während der Bauzeit sollten letztere allerdings niemals durchführen.
          Auch ein Baurecht auf Privatbesitz steht der Stadt nicht wirklich zu – Stichwort „Pankower Tor“. Das ist allerdings ein anderes dramatisches Thema.

          1. Max

            Man hat einfach zuviel gewollt, die eierlegende Wollmilchsau unter den Sporthallen.
            Doppelstöckige Exemplare sind nämlich extrem selten anzutreffen.

            Daszu muss man wissen, dass zur Zeit der Bauausschreibung die Sportplätze in der Pfeilstr. noch existierrten, später aufgelöst und verkauft wurden. Dort hätte man wunderbar in Laufweite eine Standard-Halle bauen können.

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