Wer in den letzten Wochen abends durch die Floragärten ging, hörte etwas Ungewöhnliches. Aus dem ersten Stock eines Hauses klangen Bratsche und Klavier. Mitunter gesellten sich ein Saxofon und Gesang dazu.
Seit dem 18. März musizierten Helene und Matthias Wilke, beide Musiker der der Staatskapelle Berlin jeden Abend am Fenster ihrer Wohnung. Und ein Glück für alle anderen, unter ihnen leben ebenfalls Musiker, die mitspielen können und sie hin und wieder begleiteten. Ebenfalls gelegentlich dabei war auch Johann Andreas, der Sohn der Wilkes. Was dabei heraus kam, war nie ein Konzert, das auf Publikum ausgelegt ist, sondern einfach etwas, um die umliegenden Nachbarn in den Zeiten ohne Konzerte und Oper zu erfreuen. Und ein wenig auch, um kurz die Trauer darüber zu vergessen, dass an einen normalen Konzertbetrieb für die beiden Musiker derzeit nicht zu denken ist. An 54 aufeinanderfolgenden Tagen öffneten die beiden ihr Fenster, am Sonntagabend zum letzten Mal in Folge.
In Zukunft werden die beiden nur noch einmal in der Woche so musizieren, immer am Sonntag um 19.30 Uhr. Zum Abschied für die Nachbarn und alle, die zufällig vorbei kamen, gab es gestern passend zum Wetter ein „I’m Singing in the Rain“.