Stolpersteinlegung an der Pradelstraße

Von | 20. Juni 2021
Auftakt der Veranstaltung mit Pfarrer Eike Thies

Am Sonntag ist an der Pradelstraße ein neuer Stolperstein gelegt worden. In einer bewegenden Zeremonie wurde an die Jüdin Lucie Juliusburger, Jahrgang 1895, gedacht. Das Haus mit der Nummer 18 war die letzte Adresse, an der sie freiwillig gelebt hat, bevor sie umziehen musste und 1943 von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert wurde.

Trotz der Hitze und der Uhrzeit an diesem Sonntagnachmittag, kamen etwa 50 Menschen allen Alters, die am Gedenken teilnahmen. Darunter waren auch Schülerinnen und Schüler der AG Gedenken des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums. Die AG wird vom Geschichtslehrer Lars Ihsen geleitet und hatte ursprünglich eine begleitende Ausstellung geplant. Wegen der Corona-Pandemie mussten diese Pläne aufs Eis gelegt werden, doch fanden die Jugendlichen aus der AG bewegende Worte zu Lucie Juliusburger. Zunächst sprach Pfarrer Eike Thies von der genau gegenüberliegenden Luthergemeinde, er war es auch, der die Stolpersteinlegung initiert hatte. Er begrüßte die Anwesenden, und sagte, es sei ein kleiner Gedenkort, aber es sein ein wichtiger. Die Schülerinnen und Schüler sprachen von der Wirkung dieser kleinen Mahnmale und brachten Zitate von Verfolgten der Nationalsozialisten, die in Aufzeichnungen gefunden wurden.

Die Verlegung des Stolpersteins

Die tatsächliche Verlegung dauerte nicht lang, dazu wurden ein paar Pflasterbrocken aus dem Gehweg gehobelt. Der Bronzeblock wurde eingesetzt und danach mit Mörtel befestigt. Klaus Sennholz von der Stolpersteininitiative erzählte über die Juliusburger Familiengeschichte, wusste genau, wer wann in welchem Haus an der Pradelstraße lebte. Lucie war alleinstehend und hatte keine Kinder, aber jede Menge Geschwister. Ein Bruder emigrierte in die USA, auch davon berichtete Sennholz. Vor der Verlegung des Steins gab es sogar einen Austausch mit den Nachkommen. Musikalisch wurde das Ganze von zwei auf Bratschen gespielten Bachstücken begleitet, die von Jugendlichen gespielt wurden. Es war schön zu sehen, wie sehr dieses Gedenken nicht allein von der älteren Generation gestaltet und unterstützt wird, sondern auch von den jungen Leuten, die auch zum Teil in der Nachbarschaft leben.

Wer mehr über das Schicksal der Lucie Juliusburger erfahren möchte, kann sich auch die Kulturfritzen-Podcastfolge von Marc Lippuner anhören, die sich auf kulturfritzen.podigee.io abrufen lässt, oder überall dort, wo es Podcasts gibt.

Disclaimer: Unsere Tochter ist auch Teil der erwähnten AG Gedenken.