Tegel tost weiter: Ohren zu und durchhalten

Von | 30. November 2013

Der Fluglärm ist nicht so schlimm und Lärmschutzmaßnahmen für Pankow wird es nicht geben. Dies ist das Fazit der öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Eingaben und Beschwerden, Umwelt- und Naturschutz, die am Donnerstag stattgefunden hat.

Der Ausschuss hatte zwei Referenten geladen, um die Position des Senats und der Flughafengesellschaft zu erfahren. Obwohl das Thema viele Pankower betrifft, fanden nur 20 Zuschauer und ein Team der RBB Abendschau den Weg in den BVV-Saal des Bezirksamtes in der Fröbelstraße.

Regine Rausch-Gast von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Oberste Luftfahrtbehörde, erläuterte zunächst die Rechtsgrundlagen. Um Tegel herum wurde 1976 eine Lärmschutzzone festgelegt, in der Lärmschutzmaßnahmen gefördert wurden. Pankow liegt außerhalb dieser Zone. Sollte Tegel bis 2017 nicht geschlossen werden, müsste die Lärmschutzzone neu definiert werden. Das wäre für Pankow aber eine doppelt schlechte Nachricht: Da die Flugzeuge in den letzten Jahrzehnten leiser geworden sind, würde ein neue definierte Lärmschutzzone aller Voraussicht nach kleiner ausfallen, Pankow davon also nicht profitieren. Dass die Passagierzahlen in Tegel sich seit der Eröffnung vervielfacht haben, spielt keine Rolle, da die Berechnungen sich an der Zahl der Start- und Landebahnen orientieren. Und die ist bekanntlich unverändert geblieben.

Die Lärmschutzzone. Ganz rechts: Pankow

Der Beauftragte für Lärmschutz und Luftreinhaltung der Flughafengesellschaft, Kai Johannsen, äußerte sich anschließend zur Lärmmessung und den gestiegenen Verkehrszahlen. Er wies darauf hin, dass die Passagierzahlen zwar dramatisch gewachsen sind, die Zahl der Starts und Landungen aber wesentlich weniger deutlich zugelegt hat. Denn die Flugzeuge seien besser ausgelastet und größere Maschinen im Einsatz. Größer bedeute aber nicht automatisch lauter. Überhaupt seien die gemessenen Lärmwerte in Pankow nicht dramatisch. Fluglärm werde oft als schlimmer empfunden, als er objektiv gemessen werde. Straßenlärm und die Emissionen an Eisenbahnstrecken seien häufig lauter. Details können im Berliner Fluglärmbericht nachgelesen werden.

Ein Problem sind laut Herrn Johannsen aber zwei Postflüge nach bzw. von Stuttgart, die in der Nacht zwischen 0:00 und 2:00 Uhr stattfinden und als besonders störend empfunden werden. Der Flughafen wäre diesen Start und diese Landung „gerne los“, sei aber leider dazu verpflichtet. Bei den übrigen Nachtflügen handele es sich fast ausschließlich um Ambulanzflüge mit kleinen, verhältnismäßig leisen Maschinen.

Während der Anhörung

An der anschließenden Diskussionsrunde durften sich auch die anwesenden Bürger beteiligen. Einige Heinersdorfer machten ihrem Ärger Luft und beklagten, der Lärm sei immer schlimmer geworden. Als Ulrich Geske das Wort ergriff, wurde es kurz spannend. Der im Dienst des Verbandes Deutscher Grundstücksnutzer stehende Professor warf der Flughafengesellschaft vor, mit geschönten Zahlen und ungenauen Messwerten zu arbeiten. Außerdem sei er davon überzeugt, dass Tegel offen gehalten werden soll.

Herr Johannsen wies die Vorwürfe zurück. Frau Rausch-Gast versicherte dem Ausschluss und dem Publikum, dass der Schließungsbescheid für Tegel bestehen bleibe und nicht an einen Weiterbetrieb gedacht sei.

Hanno Hall

Lebt seit 1997 in Berlin und seit 2010 im Kiez. Verantwortet ntv.de und die ntv Apps. Interessiert sich für Baustellen, Flughäfen und Politik. Geht zu Fuß, fährt Rad, BVG und Auto.