Der FC Bayern und der Florakiez – Die Geschichte der Wollankstraße

Von | 26. November 2013
Die aktuelle Ausstellung des Freundeskreises der Chronik Pankow befasst sich mit der Geschichte der Wollankstraße. 1703 als Prinzweg angelegt, erfüllt die Straße noch immer die gleiche Funktion wie damals, nämlich Pankow mit dem Wedding zu verbinden. Im Laufe der Jahrhunderte rückten die beiden Bezirke näher aneinander, Grenzen verschoben sich, wurden geschlossen und wieder geöffnet. Aus dem Weg wurde eine quirlige, herrschaftliche Straße. Belebt ist sie geblieben, doch geht ihr Charme heute allzu oft im Durchgangsverkehr zwischen Tattoo- und Dönerläden verloren.

So sah die Wollankstraße einmal aus – Postkarte um 1900

Welche Geschichte hinter den einzelnen Hausnummern steckt, hat der Freundeskeis der Chronik Pankow in aufwändiger Kleinarbeit zusammen getragen und präsentiert dies nun im kleinen Brose-Haus in Niederschönhausen. Dort standen die Besucher während der Eröffnung dicht gedrängt als Jutta Mach, Mitglied des Vorstands, einige Worte zur Einführung sprach.

Zunächst klärt die Ausstellung dem Namen „Wollank“ selbst auf. Die Straße wurde nach einer Seidenhändlerfamilie benannt, deren Villa am Weinbergweg in Mitte stand. 1859 kaufte Adolf Friedrich Wollank Ländereien in Pankow und wurde zum einflussreichen Gutsbesitzer. Dabei stießen die Kuratoren nicht nur auf altbekanntes Wissen, sondern fanden auch Kuriositäten heraus. So führte das stattliche Babybild eines inzwischen über 90-jährigen Rentners das Archivteam auf die Spur des Pankower Fotografen Franz John. Ihn hatte es Anfang des 20. Jahrhunderts von Pankow nach München verschlagen, wo er mit anderen zusammen im Jahr 1900 den FC Bayern gründete. Drei Jahre stand er dem Verein als Präsident vor, dann packte er seine Sachen, zog zurück an die Wollankstraße und eröffnete dort ein Fotoatelier. Seine Freizeit widmete er fortan dem VfB Pankow, freilich blieb sein Erfolg weit hinter dem des Münchener Rekordmeisters zurück. Der Uli Hoeneß von Pankow starb 1952 im Alter von 80 Jahren.

Die Schautafeln verlaufen entlang der Hausnummern

Noch gut an die eigene Zeit als Selbstständiger im Florakiez konnte sich ein betagter Besucher der Ausstellung erinnern. Herwarth Schmidt lebte von 1934 bis 1997 in der Wollankstraße, zunächst im Elternhaus in der 23, später in der 14, wo er als Herrenmaßschneider arbeitete. Schmidt erlebte, wie die 23 nach dem Mauerbau im Zuge der Grenzbereinigung abgerissen wurde und die Habseligkeiten der Mutter und des Vaters vom Balkon gehievt wurden, da die Eingangstür mit ganz West-Berlin zugemauert wurde.

Herwarth Schmidt

Wer noch mehr über die Geschichte der Wollankstraße in Pankow erfahren möchte, für den lohnt ein Besuch in der Ausstellung. Sie ist noch bis Ende April geöffnet und der Eintritt ist frei.

„Die Wollankstraße in Pankow“
Brose-Haus
Dietzgenstraße 42
13156 Berlin
Geöffnet Mittwoch und Sonntag, 14 bis 17 Uhr
Vom 22.12.2013 bis zum 1.1.2014 bleibt das Haus geschlossen