Mehr als ein Teller Suppe – Besuch im Pankower Kloster

Von | 19. Dezember 2013

Die Tanne vor dem Franziskanerkloster ist mit einer Lichterkette schlicht geschmückt. Hinter den meisten Fenstern des Gebäudekomplexes an der Wollankstrasse 19 in Pankow ist es noch dunkel, nur in der Küche herrscht früh morgens geschäftiges Treiben. An sechs Tagen in der Woche werden Hilfesuchende von acht bis 14.30 Uhr in der Suppenküche mit warmem Essen versorgt.

„Montags ist für mich Wochenende, denn da ist hier immer zu.“, erzählt Alex draußen vor der Tür an der Raucherbank. Der kompakte, mittelgroße Mann mit knallblauer, dicker Daunenjacke kommt sechsmal in der Woche hierher. Die Suppenküche strukturiert seinen Tagesablauf. Er lebt in einem Obdachlosenheim in der Osloerstraße. Morgens um 7 Uhr läuft er dort los, um hier ab 8 Uhr seine Freunde zu treffen. Die Zeit von 8 bis 14.30 hier in der Suppenküche fühlt sich für ihn an, als würde er zur Arbeit gehen. „Ick schaue hier so ein bisschen nach dem Rechten. Det es keine Klopperreinen jibt und vor allem ken Alkohol in den Speisesaal jeschmuggelt wird.“

Etwa 450 Mahlzeiten werden hier am Tag zu bereitet

Neben Alex steht eine große Kiste mit Weihnachtsschmuck und Kuscheltieren zum Mitnehmen. Männer und Frauen mit Rucksäcken oder Rollkoffern kommen vorbei und werfen einen kurzen Blick in die Kiste, um dann mit Lichterkette oder Kuschelaffen Richtung Suppenküche zu verschwinden. Bis zu 450 Essen bereitet das Team aus den täglichen Sachspenden zu: Lebensmittel, die von den Mitarbeitern ab 6.30 Uhr von den umliegenden Geschäften abgeholt werden. Seit einem Jahr liegt der große „Rewe“-Markt direkt neben dem Kloster. Sehr zur Freude von Bruder Andreas, dem Leiter der Suppenküche. Während der Bauzeit des Supermarktes suchte der Franziskaner bereits den Kontakt mit der Geschäftsleitung. Es war sofort klar, dass die Suppenküche ein willkommener Dauerabnehmer für ausrangierte Waren werden wird. Jetzt bewährt sich das „Nachbarschafts- Modell“. Außerdem halten zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiten den Betrieb im Franziskanerkloster am Laufen. „Es gibt soviel Zuspruch und Interesse an unserer Arbeit, dass wir inzwischen sogar Anfragen von ehrenamtlich Interessierten abweisen müssen.“, erklärt Bruder Andreas zufrieden.

Begegnungen am Tellerrand

In der Adventszeit herrscht auch in der Kleiderkammer neben der Suppenküche Hochbetrieb. Bruder Johannes nimmt Jacken, Hosen, Pullover und dicke Wollmützen von Spendern jederzeit entgegen. Die Spenden werden dankend angenommen, doch für viele Besucher ist das Materielle oft nur ein Vorwand, um mit Anderen zusammenzukommen und die Suppenküche als Begegnungsstätte zu nutzen. „Hier kriegste mehr als nur nen Teller Suppe. Ick habe hier mene besten Freunde kennengelernt.“, sagt Alex und muss dann mal los, sich rechtzeitig in die Schlange vor der Essensausgabe einreihen.

Franziskanerkloster
Wollankstraße 18
13187 Berlin
030-488 39660
suppenkueche@franziskaner.de
Spenden können in der Kleiderkammer abgegeben oder vor der Tür abgelegt werden. Erwünscht sind Kleider und Hygieneartikel. 
Claudia Berghaus

Lebt seit 1994 in Berlin und seit 2005 im Kiez, arbeitet als Rhetorik- und Körpersprachetrainerin und schreibt gerne über Menschen und deren Lebenswege.