Das neue Jahr hat dem Florakiez in Pankow nicht nur Knallerreste und leere Sektflaschen beschert. Wer genau hinsieht, dem fällt in unserer Nachbarschaft auf, dass sich kleine Dinge ändern. So wurde heute, am Dienstag, den 7. Januar, das große Bauschild vor dem Carl-von-Ossietzky-Gymnasium abmontiert.
Aus alt…
Im Laufe der letzten Monate mutierte es immer mehr zum Schwarzen Brett des Florakiez, wurde mit Ankündigungen und Aufrufen gepflastert, mit Graffiti beschmiert und ließ nur noch wenig von der Bautätigkeit im altehrwürdigem Gebäude ahnen. Damit wieder jeder sieht, wer hier was baut, und welche edlen Gönner dies spendieren, wurde ruckzuck ein neues Schild aufgestellt.
…mach sauber
Auch am Skandalzaun an der Florastraße glänzt es schön neu. Das schmiedeeiserne Bauwerk wird seit Kurzem nicht mehr mit Schildern behängt, sondern mit kleinen und großen Vorhängeschlössern aus Metall. Dem Augenschein nach wurde dies durch die sogenannten „Liebesschlösser“ inspiriert. Das ist ein hierzulande relativ neuer Brauch, bei dem Verliebte ihre herzumrandeten Initialen auf ein Vorhängeschloss gravieren lassen. Dieses bringen sie dann feierlich irgendwo dort an, wo es sinnlos in der Gegend herum hängt. Wer mit der einen Freundin und dem Abus-Schloß Pech hatte, sollte es übrigens beim nächsten Mal mit einem Modell aus dem Hause Citadel probieren. Aber Vorsicht: In Rom knickte unlängst eine Straßenlaterne unter dem Gewicht des angebrachten Metalls zusammen. Ob die seitdem geschlossenen Ehen gescheitert sind, lässt sich jedoch nicht mehr nachvollziehen.
In Reih und Glied…
Es mag schlicht und ergreifend daran liegen, dass der Sicherheitstechnikladen und Schlossverkäufer von nebenan keine Gravuren anbietet, aber auf keinem der lieblichen Liebesbeweise an der Florastraße findet sich eine Gravur. Oder sind die gemeinen Pankower weniger romantisch veranlagt als der Rest der Welt? Das Fehlen des offensichtlich zum Brauch gehörenden Kitschelements lässt vermuten, dass die Schlösser eben kein Liebesbeweis, sondern das Gegenteil sind. Eine einfache Umwidmung des Populären in Protest.
…und sicher nicht so gemeint
Eine offensivere Herangehensweise zeigt der Finder eines rosa-weiß-gestreiften Kinderhandschuhs. Das Fundstück wurde einfach in Pose eines Stinkefingers inszeniert.