Ticketteilen: Buttons gibt es auch in der Florastraße

Von | 6. Februar 2014
Mit der Kampagne „Ticketteilen“ hat der Verein NaturFreunde Berlin einen Nerv getroffen: Immer mehr Menschen fragen nach den gelben Buttons, mit denen Inhaber von Umweltkarten anbieten, jemanden kostenlos mitfahren zu lassen. Und das ganz legal, denn wer eine Umweltkarte besitzt, darf zwischen 20 Uhr und 3 Uhr morgens sowie das gesamte Wochenende einen Erwachsenen und bis zu drei Kinder (bis 14 Jahre) mitnehmen. So äußert sich die BVG auch verhalten positiv, die Kampagne sei legitim, aktiv unterstützen wollen die Verkehrsbetriebe sie aber nicht.So funktioniert es: Besitzer von Umweltkarten können sich kostenlos einen gelben Butten per mail bestellen oder ihn in einer der Ausgabestellen abholen. Der Button wird gut sichtbar an der Jacke angesteckt. Potentielle Mitfahrer können die Buttonträger jetzt einfach ansprechen und mitfahren. Auch im Florakiez gibt es eine Ausgabestelle: Der BuchSegler in der Florastraße 88/89.

Hier gibt es gelbe Buttons

Mit der unbefristeten Aktion wollen die NaturFreunde Berlin darauf aufmerksam machen, dass viele Menschen vom gesellschaft-lichen Leben ausgeschlossen sind, weil sie sich die Fahrkarten für Bus und Bahn nicht leisten können. Ein Besuch bei weiter weg wohnenden Freunden kostet z.B. schon allein für Hin- und Rückfahrt rund 5 Euro. Der Verein weist auch darauf hin, dass im Hartz-IV-Regelsatz 19,20 Euro für öffentliche Verkehrsmittel vorgesehen sind. Ein Sozialticket kostet in Berlin aber 36 Euro. Für die NaturFreunde sind das 36 Euro zu viel, denn sie fordern einen kostenlosen Nahverkehr nach dem Vorbild von Estlands Hauptstadt Tallinn. Dort können alle Einwohner seit gut einem Jahr kostenlos mit Bussen und Straßenbahnen fahren. Da diese Forderung in Berlin derzeit politisch nicht durchsetzbar ist, wurde vor rund 10 Tagen erst einmal die Kampagne Ticketteilen ins Leben gerufen. Angelehnt an eine ähnliche Aktion in Nordrhein-Westfalen.

Auch mit Plakaten wird geworben

Mit Erfolg: Sie kommen kaum noch hinterher, die Buttons zu verschicken, so dass eine Bestellung schon mal bis zu 4 Tage dauern kann, sagt Geschäftsführerin Judith Demba zu florakiez.de. Insgesamt wurden bereits 5000 Buttons ausgegeben, täglich gehen bis zu 150 Briefe raus. Das Porto bezahlt der Verein. Um die Kosten zu decken, wurde ein Spendenkonto eingerichtet; eine gute Möglichkeit auch für all diejenigen, die keine Umweltkarte haben, die Aktion aber trotzdem unterstützen wollen. Wenn genug Geld zusammenkommt, könnte es in Zukunft auch noch zwei Apps geben: Mit der einen könnten sich Besitzer von Umweltkarten und Mitfahrer verabreden; die andere soll dazu dienen, die eigene Umweltkarte weiterzugeben, wenn man sie nicht braucht, weil man z.B. in Urlaub fährt.

Mittlerweile gibt es bereits Anfragen aus Düsseldorf, Tübingen und Bremen. Selbst aus den Niederlanden kam schon Post. Es könnte also sein, dass „Ticketteilen“ sich weiter verbreitet.

 

Cathrin Bonhoff

Arbeitet als Journalistin + Sprecherin beim rbb und anderswo. In Berlin wohnt sie seit ihrem 3.Lebensjahr.