Kleine Runde, große Themen: Akteurstreffen Pankow

Von | 13. März 2014

 

Da war Kirchner schon weg: Michael Engler, Ines Lekschas, Timo Heimlich, Stephanie Draack, Irene Krombach und Thomas Brandt

Da war Kirchner schon weg: Michael Engler, Ines Lekschas, Timo Heimlich, Stephanie Draack, Irene Krombach und Thomas Brandt

Jens-Holger Kirchner kam pünktlich und packte seine Thermoskanne aus. Pankows Baustadtrat bringt zu vielen Veranstaltungen seinen eigenen Tee mit, dass wussten die meisten Teilnehmer des Akteurskreis Pankow, der sich am Mittwoch Abend im Stadtteilzentrum an der Schönholzer Straße traf. So ging es im Nachbarschaftscafé im Erdgeschoss recht familiär zu, neben Kirchner waren unter anderem die Vorsitzende der IG Pankow, Stephanie Draack dabei, Thomas Brandt und Michael Engler vom Verein „Für Pankow“, Ines Lekschas, Leiterin der Jugendkunstschule, und Timo Heimlich von der Freien Evangelischen Gemeinde. Er erklärte für die etwa zehn Anwesenden, dass der Akteurskreis sich 2009 gebildet habe, mit dem Ziel, sich für Pankow zu vernetzen. Zwischenzeitlich sei das Engagement ein wenig eingeschlafen, soll aber nun neu belebt werden. Zwei Themen sollten das Treffen bestimmen: die Verkehrssituation im Bezirk bis 2020 und die Städtepartnerschaft zu Kolberg und Aschkelon.

Rüber, rein und links wieder raus

Zum Thema Verkehr im Florakiez sagte Kirchner erneut, dass neue Zebrastreifen geplant sind, auch zur Sicherung der Schulwege im Kiez. Der eine soll in Höhe der Görschstraße über die Florastraße führen, der andere über die Wollankstraße. An der gleichen Straße liegt der Rewe-Supermarkt, und der peile, so Kirchner, eine eigene Verkehrsführung an. Normalerweise gilt im Bezirk für den Autoverkehr zu Supermärkten die Regelung „Rechts rein, rechts raus“, was dazu führt, dass man aus dem Wedding kommend nicht links zu Rewe einbiegen kann, sondern einen Schlenker über den Florakiez fährt, oder eben einen anderen Supermarkt aufsucht. Rewe ist an einer anderen Lösung interessiert, bietet wohl auch an, eine Ampelanlage zu finanzieren, die das Linksabbiegen auf den Supermarktparkplatz ermögliche, doch der Bezirk lehnt das ab. Auf die Frage warum das so sei, antwortete Kirchner, dass es zu weit gehe, wenn Einkaufsketten zur Gewinnoptimierung den öffentlichen Raum gestalten. Nichtsdestotrotz habe der Konzern inzwischen einen Anwalt eingeschaltet.

Hier geht's rein zu Rewe

Hier geht’s rein zu Rewe

Ganz in der Nähe des Supermarkts liegt die S-Bahnbrücke, die Pankow und Wedding trennt. Die sei „komplett durch“ und mit Sicherheit stehe hier eine Sanierung mit den üblichen Einschränkungen ins Haus. Die S-Bahn weiter hinauf liegt die Kleingartenanlage Famos. Das Grundstück werde nun auch von der Bahn verkauft, so Kirchner. Jedoch nicht an Investoren und Baugruppen, sondern an die Kleingärtner selbst. Gleichzeitig setzt sich die Verdichtung in Alt-Pankow weiter fort und mit ihr erhöht sich der rollende und stehende Verkehr. Damit sind auch die vielen Fahrräder gemeint, die am S- und U-Bahnhof Pankow kreuz und quer stehen. Eine wirkliche Lösung gibt es an der Stelle noch nicht.

Fahrradparkhaus und Planstraße Ost-West-Verbindung

Sollte das Krieger-Grundstück bebaut werden, so ist hier laut Kirchner eine betreute Fahrradunterbringung geplant, denn der Bezirk entwickelt sich gerade zum beliebten Fahrradfahr- vor allem aber auch Fahrradklaubezirk. Durch das geplante Einkaufszentrum würden etwa 32.000 bis 36.000 zusätzliche Autofahrten im Bezirk generiert, nicht wenige würden direkt durch oder in den Florakiez hinein führen. Angst macht dem Bezirk in diesem Zusammenhang auch die sogenannte Planstraße Ost-West, kurz POW. Sie soll als Verlängerung der Granitzstraße von der Berliner Straße bis zur Mühlenstraße führen. Die Senatsverwaltung sieht diese Straße als unverzichtbar an, wenn der Ortskern Pankow entlastet werden soll. Der Bezirk hingegen hält sie für überflüssig, weil dadurch der Verkehr nur später in die Florastraße geleitet wird und die Idee eines Stadtplatzes an der südlichen Seite des S-Bahnhofs Pankow damit gestorben wäre.

Jazz, Kunst und Kolberg

Nach den informativen Ausführungen von Jens-Holger Kirchner, trug Ines Lekschas von der Jugendkunstschule den Stand zum geplanten Schüleraustausch zwischen Kindern aus Pankow mit den Partnerstädten Kolberg (Polen) und Ashkelon (Israel) vor. Geplant ist, dass 10 Kinder mit zwei Begleitpersonen aus Kolberg im September zum Art Camp, das vom 8. bis zum 13. September stattfindet, zu uns kommen. Zu dieser Zeit feiern die Städte zudem ihr 20-jähriges Partnerjubiläum. Die Jugendkunstschule wurde vom Bezirk gebeten, diesen Austausch zu organisieren, steht nun aber vor einem Finanzierungsproblem. Woher sollen einige tausend Euro kommen, die für Programm und Verpflegung der Kinder dringend notwendig sind? Es wurde beschlossen, Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) um ein Gespräch zu bitten. Schließlich sei die Initiative vom Rathaus ausgegangen.

Zum Ende der Veranstaltung wurden noch Termine bekannt gegeben. So findet das Festival „Jazz im Park“ vom 6. bis zum 8. Juni im Bürgerpark statt, in der Woche gibt es auch ein Kunstfest im Schloßpark  und das Fest an der Panke läuft vom 12. bis zum 14. September. Das nächste Akteurstreffen Pankow ist für den 8. Oktober geplant, eingeladen sind dazu nicht nur Vereine oder Interessensgemeinschaften, sondern auch ganz normale Menschen, die sich gerne für Pankow einbringen möchten.

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