Eines der größten Probleme rund um die Florastraße ist die Parkplatzsituation. Steigende Mieten sind ein Thema, manchmal auch der Fluglärm. Aber immer wieder ist von den vielen Autos und den wenigen Parkplätzen die Rede.
Vor ein paar Jahre war die Lage noch halbwegs entspannt. Doch jetzt wird viel gebaut und die Zahl der Einwohner steigt. Es ziehen neue Leute in den Kiez und gleichzeitig gibt es zahlreiche Parkverbote, weil Gehsteige erneuert oder Leitungen verlegt werden oder Baufahrzeuge sonst nicht um die Ecke kommen. Außerdem verschwinden Brachflächen, die bislang offiziell oder inoffiziell als Parkplatz genutzt wurden.
Immerhin: die meisten Neubauten werden mit Tiefgarage errichtet. In der Mälzerei gibt es eine große Tiefgarage, in den Floragärten gleich mehrere und in der Heynstraße ist wie im unteren Teil der Görschstraße ebenfalls eine entstanden. Himmel und Erde, die Baugemeinschaften in der Gaillardstraße, das Brehme-Palais und die Baugruppe in der Pradelstraße bauen bzw. planen ebenfalls mit Tiefgarage. Doch es gibt es auch Neubauten, die darauf verzichtet haben. So die beiden Häuser im Knick der Brehmestraße mit immerhin 29 Wohnungen, die kleine Baugruppe gegenüber der Eulen-Apotheke und das Holzhaus in der Görschstraße mit 13 Wohnungen. Der Grund ist häufig der Preis. Für einen Tiefgaragenstellplatz muss man 20.000 bis 25.000 Euro kalkulieren, die eine Wohnung deutlich verteuern.
In Berlin gibt es bei Neubauten im Gegensatz zu anderen Städten keine Verpflichtung, Kfz-Stellplätze zu schaffen. Die entsprechende Regelung wurde 1996 abgeschafft, um den Flächenverbrauch einzudämmen. Bei der Modernisierung von Altbauten ist die nachträgliche Schaffung von Stellplätzen in den Pankower Sozialen Erhaltungsgebieten sogar ausdrücklich verboten, weil sie unter das Merkmal Luxus-Sanierung fallen. Für Fahrräder sieht das anders aus: Pro neu errichteter Wohnung müssen zwei Abstellmöglichkeiten geschaffen werden.
Zwar ist die Motorisierungsquote in der Hauptstadt vergleichsweise gering, auf 100 Haushalte kommen nur 56 Autos (bundesweit sind es 105), das nutzt dem Florakiez aber wenig. Denn a) reicht der Platz schon jetzt nicht mehr und b) ziehen viele Familien her, die tendentiell häufiger ein Auto besitzen. Das führt dazu, dass selbst an Wochenenden nicht genug Parkplätze vorhanden sind und man auf der Suche lang herumkurven muss. Das nervt sowohl die Autofahrer als auch die Anwohner, die ihre Wagen letztendlich überall abstellen – auch da, wo sie nicht hingehören.
Eine wirkliche Lösung für das Problem gibt es nicht. Glücklich können sich diejenigen schätzen, die einen der raren privaten Stellplätze ergattert haben und sich leisten können, für die inzwischen 80 bis 100 Euro Monatsmiete aufgerufen werden. Für Leute, die nicht täglich Auto fahren, kann Carsharing eine Möglichkeit sein. Familien nutzt das aber wenig, weil Angebote wie DriveNow oder car2go nicht darauf eingestellt sind. Da scheitert es schon an den Kindersitzen. Da der Florakiez sehr gut angebunden ist, sind auch zu Fuß gehen, Radfahren oder S- und U-Bahn eine Option.
Dem Bezirk ist die Lage bewusst, er kann und will aber nichts machen. Auf die Kleine Anfrage der SPD, ob das Bezirksamt ein städtebauliches Konzept habe, um der wachsenden Nachfrage nach Parkplätzen gerecht zu werden, lautet die Antwort von Baustadtrat Jens-Holger Kirchner schlicht: Nein. Und warum regelt der Markt das Problem nicht von selbst, schließlich ist die Nachfrage doch hoch? Dafür, so Kirchner im Gespräch mit florakiez.de, seien die Grundstückspreise zu hoch. Der Bau von Kiezgaragen oder Parkhäusern rechne sich erst bei Stellplatzmieten von 120 bis 150 Euro. Und das seien nur die wenigstens Autofahrer zu zahlen bereit.
Es bleiben also vier Möglichkeiten: Weiter Herumkurven und das Auto schlimmstenfalls im Tiroler Viertel oder am Bürgerpark abstellen, weniger fahren, andere Mobilität (Carsharing) oder für einen Stellplatz tief in die Tasche greifen.
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Car-Sharing ist erstmal eine schöne Alternative, wenn man dafür nicht auch einen Parkplatz bräuchte.
Dazu kommen die teilweise krassen Einschränkungen, wie winziges Auto, keine Kindersitze, Geschäftsgebiet und soweiter.
Ich bin auch nicht sicher, wie gut das Car-Sharing-Konzept wirklich ankommt. Ich kenne persönlich niemanden, der auf sein Auto wegen Car-Sharing verzichtet hat. Dafür gibt es in der Stadt mittlerweile tausende von weiteren Fahrzeugen, die einen Parkplatz benötigen.
Und welche Lobbyisten wird es interessieren neue Parkplätze zu schaffen?
Die Haus-Eigentümer hätten Mehrkosten, die Kraftstoff-Industrie freut sich über den Mehrverbrauch durch die Suche, das Ordnungsamt und der Bezirk über die Mehreinnahmen durch die Falschparker und die Car-Sharing-Unternehmen ebenfals über die Mehreinnahmen durch die langen Parkplatzsuchen.
Alle verdienen wieder auf Kosten der Bürger. Wie sollte es anders sein.
Ich warte eigentlich schon auf den Tag, wo vom Bezirk die Geheimwaffe für „Geldabschneiderei“ Namens „Parkraumbewirtschaftung“ gezogen wird.
“Geldabschneiderei” beim Parken gibts im Viertel seit Jahren einzig und allein durch „findige“ Zeitgenossen, die den Druck auf den öffentlichen Parkraum ausgenutzt haben um kostenpflichtiges Parken auf Brachen einzurichten, wo zuvor wild geparkt wurde. Dann doch lieber die Kohle dem Gemeinwesen zukommen lassen.
Ich wohne seit ca. 10 Jahren in der Heynstraße und komme gut ohne Auto aus. Falls ich zwischendurch ein Auto brauche funktioniert für mich Carsharing und für den Urlaub tut es die traditionelle Autovermietung. Täglich fahre ich mit Rad oder ÖPNV ins Büro – egal ob früher zum Treptower Park oder jetzt zum Rosenthaler Platz.
Meines Erachtens gibt es im Kiez zunehmend zu viele Autos und zu viel Durchgangsverkehr, was beides meine Lebensqualität negativ beeinträchtigt.
Vielleicht wird es ja mal was mit richtiger Verkehrsberuigung, z.B. durch eine Tempo 20 Zone in der Heynstraße…