Bei schönem Wetter kommen 6.000 bis 8.000 Besucher in das Sommerbad Pankow. Das hört sich viel an und ist auch viel, doch die Besucher verteilen sich auf den großen Wiesen, auf denen schattenspendende Linden und Ahornbäume stehen. Mit 80.000 Quadratmetern ist das Pankower Sommerbad das größte in Berlin und schön ist es auch, wenn auch teilweise etwas runtergekommen. In den Becken dagegen wird es an heißen Tagen eng und das beschreibt gleichzeitig die Lage des Bezirks. Pankow hat zu wenig Wasser zum Schwimmen, was sich vor allem beim Schul- und Vereinsschwimmen bemerkbar macht. Die Politiker im Bezirk sind sich einig, es gibt eine Versorgungslücke und beauftragten das Bezirksamt, beim Senat auf eine Änderung der Lage zu dringen.
In der letzten Bezirksverordnetenversammlung vor der Sommerpause bekamen die Volksvertreter das Ergebnis schriftlich zur Kenntnisnahme:
Schwimmhalle Thomas-Mann-Straße: 2015 und 2016 soll die derzeit geschlossene Halle saniert werden. Früher sei das nicht möglich, aus Kostengründen müssten zuvor laufende Sanierungsarbeiten in anderen Bezirken abgeschlossen werden. Die Wiedereröffnung soll eine erhebliche Entlastung der Situation in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark bringen, da ein Teil der Vereine dann von dort wieder abgezogen werden können.
Halle im Thälmannpark: Die Idee einer Erweiterung wurde verworfen. Als Grund werden die lang andauernden Genehmigungsverfahren angeführt.
Kombibad Pankow: Der Bezirk hat sich dafür eingesetzt, dass das Sommerbad in der Wolfshagener Straße „als Pilotprojekt zu einem wintertauglichen Freizeitbad mit speziellen Attraktionen wie Rutsche oder Tauchturm ausgebaut wird.“ Die Abteilung von Sportsenator Frank Henkel will sich dazu nicht festlegen, bevor das „Bäderkonzept 2014“ der Berliner Wasserbetriebe im Abgeordnetenhaus diskutiert wird. Das soll im Herbst geschehen.
Wird aus dem Sommerbad ein Kombibad?
Der Bedarf ist da, der Platz auch, der Bezirk ist dafür, die Berliner Bäderbetriebe (BBB) ebenso – und doch ist Geduld gefragt. Die Stimmungslage ist zwar positiv, wie es der Pressesprecher der Bäderbetriebe, Matthias Oloew, gegenüber florakiez.de formulierte, doch die Politiker im Abgeordnetenhaus müssten sich einen Ruck geben. Es geht um einen Paradigmenwechsel in der Bäderpolitik. Die bisherige Linie des Landes Berlin besagt: Erhalten und sanieren, statt abreißen und neu bauen. Davon möchten die BBB gerne abrücken. Eine Sanierung der alten Bäder mache betriebswirtschaftlich und energetisch keinen Sinn, so Oloew. Die alte Halle in der Wolfshagener Straße zum Beispiel entspräche dann immer noch der Ausstattung aus den 70er Jahren. Das Prinzip „ein Becken für alle“ funktioniere heute jedoch nicht mehr, alle hätten das gleiche Recht, ihre unterschiedlichen Bedürfnisse auszuleben, vom ambitionierten Bahnenziehen, über Bummelschwimmen bis zu Aquafitness und Kinderplanschen. Auch eine Saunalandschaft und ein beheiztes Außenbecken gehören bei modernen Bäder dazu.
Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus hat sich bereits für eine Änderung der bisherigen Bäderpolitik ausgesprochen. Im Herbst wird sich zeigen, ob die anderen Fraktionen nachziehen. Wenn ja, beginnt die Diskussion über die Standorte. Im Gespräch für vier moderne Kombibäder sind neben Pankow auch Charlottenburg, Mariendorf und der Tierpark Friedrichsfelde. Dabei geht es um Kosten von insgesamt rund 80 Millionen Euro, also rund 20 Millionen pro Bad.
Angenommen das Abgeordnetenhaus gibt im Herbst Grünes Licht, dann muss das Bad erst einmal gebaut werden. Die Bäderbetriebe könnten so ein Bad in zwei Jahren hochziehen, so Oloew. Hinzu kommen aber noch Planungsphase und Bürgerbeteiligung. Rein theoretisch könnte das Kombibad Pankow also 2017 fertig sein. Theoretisch.
Sommerbad Pankow
Wolfshagener Straße 91-93
geöffnet bis zum 31.August 2014
Mo-So 8 bis 20 Uhr (Beckenschluss 19:30)
Eintritt: 5,50€, ermäßigt 3,50€
Kurzzeittarif: 3,50€, gilt nur ab 1 Stunde und 15 Minuten vor Schließung des Bades