Privat und doch öffentlich: In den Floragärten

Von | 3. Dezember 2014
Jemand hatte etwas gegen die Privatstraße

Jemand hatte etwas gegen den Hinweis „Privatstraße“

Die Straßenschilder standen schon lange, doch durchgehen durfte man nicht. „In den Floragärten“ diente als Baustellenzufahrt, wer trotzdem durchstiefelte, fing sich einen Rüffel ein oder wurde mit missbilligenden Blicken bedacht. Um die Baustelle zu sichern, wurde das Tor zur Görschstraße abends geschlossen. Mittlerweile wird nur noch auf einer Straßenseite gebaut, das Tor ist verschwunden, Bäume wurden gepflanzt und Laternen beleuchten nachts den Weg.

Der Florakiez hat also eine neue Straße. „In den Floragärten“ ist eine Privatstraße und doch profitiert auch die Allgemeinheit von ihr. Zwar dürfen nur die Eigentümer und Mieter der Wohnanlage mit dem Auto durchfahren, doch es gibt ein öffentliches, sogenanntes Wegerecht für Fußgänger. Es war ein gewolltes Sanierungsziel des Bezirks, einen Durchgang vom Rettigweg zur Görschstraße zu schaffen, und so mancher Anwohner nutzt die Straße denn auch als Abkürzung auf dem Weg zum S-Bahnhof Wollankstraße oder – als er noch nicht gesperrt war – zum Eulenspielplatz.

Zufahrt Görschstraße

Von der Görschstraße kommt man nicht weit

Gleichzeitig müssen sich die unmittelbaren Nachbarn keine Sorge machen, dass der Durchgangsverkehr deutlich zunehmen wird. Die Zufahrt zu den drei Tiefgaragen erfolgt ausschließlich über die Gaillardstraße. Zudem ist „In den Floragärten“ eine Einbahnstraße, so dass die Bewohner über die Gaillardstraße rein- und über die Görschstraße rausfahren – und das auch nur im Schritttempo, denn „In den Floragärten“ ist eine Spielstraße. Einzig die künftigen Bewohner der sechs Reihenhäuser, die derzeit hinter der Kita Zipfelmütze entstehen, können noch vor dem Beginn der Einbahnstraße links abbiegen. Die neue Straße ist also durchaus ein Gewinn für die Nachbarschaft, und es dürfte die Eigentümer nicht stören, wenn Spaziergänger durchlaufen.

Schwieriger ist das mit dem neuen Spielplatz in den Floragärten. Der ist ebenfalls Privatbesitz und genau genommen nur für die Kinder der Bewohner, die schließlich auch für Wartung und Pflege der Spielgeräte aufkommen. Doch wie soll verhindert werden, dass auch andere Kinder auf den Trampolinen hüpfen? Das wird sicher ein Thema für die Eigentümerversammlung werden. Und die wird vorraussichtlich Anfang 2016 vollzählig sein. Dann sind in rund 5 Jahren insgesamt 280 Wohnungen und 220 Parkplätze auf dem ehemaligen Fabrikgelände an der Gaillardstraße entstanden.

8 Kommentare zu “Privat und doch öffentlich: In den Floragärten

  1. Erik

    „…und das auch nur im Schritttempo, denn “In den Floragärten” ist eine Spielstraße…“

    …verkehrsberuhigte Zone! Straßen sind grundsätzlich kein Ort zum Spielen.

    1. CR

      Kinderspiele sind überall erlaubt.
      Ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung:
      Strasseverkehrsordnung Anlage 3 (zu § 42 Absatz 2): Abschnitt 4 Verkehrsberuhigter Bereich
      12 Zeichen 325.1 Beginn eines verkehrsberuhigten Bereichs
      1. Wer ein Fahrzeug führt, muss mit Schrittgeschwindigkeit fahren.
      2. Wer ein Fahrzeug führt, darf den Fußgängerverkehr weder gefährden noch behindern; wenn nötig, muss gewartet werden.
      3. Wer zu Fuß geht, darf den Fahrverkehr nicht unnötig behindern.
      4. Wer ein Fahrzeug führt, darf außerhalb der dafür gekennzeichneten Flächen nicht parken, ausgenommen zum Ein- oder Aussteigen und zum Be- oder Entladen.
      5. Wer zu Fuß geht, darf die Straße in ihrer ganzen Breite benutzen; Kinderspiele sind überall erlaubt.

  2. snug

    „Gleichzeitig müssen sich die unmittelbaren Nachbarn keine Sorge machen, dass der Durchgangsverkehr auf der Görschstraße deutlich zunehmen wird. Die Zufahrt zu den drei Tiefgaragen erfolgt ausschließlich über die Gaillardstraße.“

    Und darüber freuen sich dann die Bewohner in der Gaillardstraße. Oder wie?

    Keine Ahnung, was man nehmen muss, um diese ganze „Florakiezbebauung“ positiv zu interpretieren, ich hoffe, es ist legal. Eine Verbindung zwischen Rettigweg und Görschstraße hätte sicher auch realisiert werden können, ohne die ganze Gegend dazwischen mit Beton vollzuknallen.

    1. Baumensch

      Naja. Soweit ich mich erinnere, war da vor der Bebauung nicht weniger Beton als heute – nur keine Wohnungen. Den Menschen das Wohnen zu verbieten kann wohl keine Lösung sein.

      1. snug

        Wann beginnt für Sie die Zeitrechnung „vor der Bebauung“? Soweit ich mich erinnere, war da „kurz“ vorher eine IndustrieBRACHE. Und vor der Brache fand sich das hier: http://www.ansichtskarten-pankow.de/pankowgewerbe3.htm.

        An welcher Stelle lasen Sie ein Wohnverbot aus meinen Zeilen? Geht es bitte mal ein wenig differenzierter bevor hier die Moralkeule geschwungen wird? Davon wird der Stadtbezirk nun auch nicht wohnlicher. Das Problem ist ja unter anderem, dass es irgendwann sogar denen hier zu eng wird, die derzeit noch dringend hierher ziehen und rumwohnen wollen. Nicht, dass es dann zur Einsicht käme, sie wären Teil des Problems.

        Ich bin für eine sanfte und Stadt !entwicklung! Das ist das Gegenteil dessen, was gerade passiert.

        1. abdula

          Sie sind nur eifersüchtig, sanfte Stadtentwicklung, was soll dass Bedeuten?

  3. kiezbewohnerin

    Es gibt sie noch, die ewig Gestrigen.
    Ich finde, da ist eine schöne neue Ecke entstanden, viel schöner als die hässliche Brache, die vorher dort war.

    1. snug

      Eifersüchtige/r Ewiggestrige/r.

      Soso.

      Sowas nenne ich dann mal fulminantes intellektuelles Brachland, was hier sichtbar wird.

      Häßlich oder nicht: Brachen haben eine Frischluftfunktion. Entsprechende Schneisen sind wichtig für das Gesamtklima. Das könnten auch Investitions- und Fortschrittsgläubige wissen, wenn sie sich dafür interessieren täten. Aber ich weiß, frische Luft in der Großstadt ist überbewertet. Richtig übel wird mir, wenn ich an die Krieger-City denke.

      Spätestens in 5 Jahren wird es in diesem Blog Jammerbeiträge über dicke Luft, Abgasgestank und totgefahrene Kinder geben. Weil: viele Wohnungen – viele Autos – viel Abgas und dieses Land glänzt ja nun nicht gerade in der erfolgreichen Entwicklung von Elektroautos. Und wer kann sich schon einen Tesla leisten.

      Mir tun vor allem die Keksfresser in zweierlei Hinsicht leid, die da in den ersten Jahren an Mamas und Papas Fahrrad angehängt sitzend mit dem Näschen auf Auspuffhöhe durch die Straßen gerollt werden. Später wird es für sie nicht sicherer auf dem Weg zur Schule u.a., das ist teilweise heute schon zu beobachten.

      Next: Hohe Temperaturen + Häuserschluchten = Hitzestau = Herz- und Kreislaufprobleme. Wer sensibel ist, kriegt das heute schon mit im Hochsommer. Und auch die jungen Eltern werden irgendwann mal alt. Kaum vorstellbar, ich weiß. Geht aber schnell.

      Auf die psychologische Ebene stelle ich noch nicht einmal ab, das wäre ein Extrakapitel.

      Ihr schießt Euch mit dieser engen Bebauung selbst in’s Knie, alle miteinander. Seltsam, dass die Warnenden vor solchen Entwicklungen derart abgewertet werden (müssen).

      Mir ist klar, dass diese Brachen vor dem Krieg alle bebaut waren und da auch niemand kollabiert ist. Allerdings war das Verkehrsaufkommen damals ein anderes. Der Mensch jedoch hat sich in seinem grundsätzlichen Aufbau und seinen Bedürfnissen seitdem kaum verändert. Evolution dauert.

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