Hier stellen wir in loser Folge bekannte Gesichter aus dem Florakiez in Pankow vor. Menschen, die jeder von uns schon einmal gesehen hat, die zu unserer Gegend gehören wie der M27er-Bus. Diese Woche hat Jürgen Trittin auf unsere Fragen geantwortet. Der ehemalige Umweltminister und passionierte Jogger über steigende Mieten, neue Vielfalt und darüber, was er hören wird, wenn Tegel endlich zu ist.
Funktion: Bundestagsabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen, Bundesumweltminister a.D.
Seit wann im Kiez? Ich lebe seit 1999 in Pankow und bin innerhalb des Florakiezes 2004 umgezogen.
Mag am Kiez: Ich bin hierher gezogen, weil ich einen Ort suchte, an dem ich eine gute dreiviertel Stunde im Grünen laufen kann, ohne Kreise zu drehen, und an dem ich dennoch in der Stadt bin. Der Florakiez mit seiner Übergangslage zwischen Wedding und Pankow ist eine Brücke zwischen Ost und West – auch wenn ich neulich ertappt wurde, dass ich im Zusammenhang mit Charlottenburg von Westberlin sprach. Es ist spannend zu beobachten, wie Pankow sich verändert. Wir haben es mit einem Gentrifizierungsprozess zu tun, im Guten wie im Schlechten. Zum Schlechten gehört der Anstieg von Mieten und Preisen, der es wirtschaftlich Schwächeren schwierig macht, hier zu leben. Dafür haben sich die Nazis, die mit ihrem offenen Auftreten 1999 noch eine echte Bedrohung waren, verzogen. Ich wünsche mir, dass es noch weiterhin so viele und auch mehr Wohnungen in Genossenschaftshand gibt. Das ist eine Bremse für die Gentrifizierung. Auf der anderen Seite sind viele neue Menschen hierher gezogen, der Kiez hat sich verjüngt und ist vielfältiger geworden. Es gibt neue Läden und Kneipen. Das ist sehr schön.
Ist genervt von… natürlich von Tegel, und je schöner das Wetter, je näher der Sommer, umso mehr. Von Airberlin, die sich an kein Nachtflugverbot halten, und dem Senat, der das zulässt. Dahinter verblasst, dass mensch zur Zeit die S-Bahn nicht nutzen kann, der M27 nach dem Bockprinzip fährt, manche Schlaglöcher für Radler gemeingefährlich sind, der aufgerissene Fußweg in der Florastraße immer noch nicht gepflastert und so für Rollifahrer unpassierbar ist. Schade ist, dass manche Baugruppe eine so einfallslose Architektur pflegt, dass mensch den Großinvestor der Floragärten für seine Fassadengestaltung loben möchte.
An dem Tag, an dem Tegel schließt,… Grillen auf dem Balkon und dabei Nouvelle Vague hören.
Wenn nicht im Florakiez, dann möchten ich am liebsten leben…in Sóller in der Tramuntana.
Wünscht sich, …ein, zwei interessante Restaurants – irgendwann wollen doch auch die jungen Eltern nicht immer ins Kinder-Café.
Hiermit möchte ich Ihnen mitteilen , dass sich in der Florastr. in Pankow immer noch Schlaglöcher befinden . Ungefähr in der Mitte wo die Fussgängermittelinsel sich befindet.
Mit freundlichen Grüßen
Mehmet Durak