Ein Gastbeitrag von Christian Badel
Viele Spielplätze im kinderreichen Bezirk wurden und werden zurückgebaut, einige sind ganz geschlossen. Pankow kann oder will nicht genügend Geld aufbringen. Die rückgebauten Spielplätze verschwinden zwar nicht ganz, aber ihr Spielwert sinkt rapide. Bei der Neuerrichtung von Spielflächen mit EU-Geldern und Mitteln aus anderen Fördertöpfen wurde nicht bedacht, dass die Plätze nach einigen Jahren ohne ausreichende Wartung komplett verfallen.
Eines der traurigsten Beispiele dafür ist der Paule-Park, ein sehr gut angenommener und stark genutzter Spielplatz unter Obstbäumen hinter dem Rathaus-Center. Dieser wurde 2005 als Themenspielplatz mit EU-Geldern gestaltet. Namhafte Spielplatzbauer hatten sich tolle Spielgeräte ausgedacht und umgesetzt, die thematisch zur umgebenden Kleingartenanlage passten. Stolz gab der Bezirk dem Park den Namen eines verdienten Bürgers und Künstlers. An den Maler Paul Schultz-Liebisch erinnert eine Metallplatte auf einem Findling am Wegesrand.
Vom prächtigen Märcheneingangsportal aus Holz ist heute nichts mehr zu ahnen. Dem imposanten Hingucker, dem Kletterdrachen mitten auf der Wiese, wurde zunächst der Kopf abgesägt, wegen regelmäßiger starker Nutzung war er locker geworden. Er wurde nicht etwa ersetzt. Nein: Zum Schutz der Kinder hat man ihn einfach amputiert. Es war eine absurde und etwas gruslige Erscheinung! Nach einem kopflosen Jahr verschwand der Drache dann gänzlich.
Ein großes hölzernes Klettergerüst mit Balancierbalken wurde zuerst auf ein Viertel zurückgesägt, bis es dann ebenfalls ganz abgetragen wurde. Mehrere Schaukeltiere, Sitzhängematten und Wipp-Figuren wurden nach und nach ersatzlos abmontiert und zurück blieb eine immer kargere Fläche, die den Namen Spielplatz fast nicht mehr verdient.
Für den Paule-Park wird sich die Lage Ende 2015 weiter verschlechtern. Dann laufen nämlich die Pachtverträge der letzten vier Kleingärten nebenan aus. Die bisherigen Pächter säubern in täglicher ehrenamtlicher Arbeit die Spielflächen jeden Morgen von Müll und Scherben, die besonders im Sommer Abend für Abend von Jugendlichen hinterlassen werden. Nur so war der Spielplatz überhaupt benutzbar für die kleinen Kinder. Das können die wenigen Mitarbeiter des Grünflächenamtes niemals bewerkstelligen.
Wartungsarm und hässlich
Auch auf anderen Spielplätzen in Pankow ist die Lage düster. Noch gut in Erinnerung ist einigen Eltern sicher der phantastische Spielplatz mit dem herrlichen Piratenschiff auf der Sandspielfläche vor dem Kinderbauernhof Pinke-Panke, mit Steuerrad, Glocke, Fahne und begehbarem Deck. Dort wurden zuerst die defekten Planken des Spielgerätes aus haltbarer Eiche und Robinie notdürftig mit Baumarktbrettchen aus Weichholz geflickt. Später nahm man dann ganze Teile ab, um noch ein wenig später alles abzubauen. Als Ersatz kamen dann in den letzten Jahren hässliche, aber wartungsarme Spielgeräte aus Edelstahl, Kunststoff und zersetzungsarmem Material auf die Fläche, deren Spielwert genauso fragwürdig ist wie ihre Ästhetik.
Sobald die Gewährleistungsfrist abgelaufen ist, werden die Pankower Spielplätze offenbar systematisch kaputt gespart. Die klammen Kassen des Bezirks und die löchrige Personaldecke im Grünflächenamt fordern ihren Tribut. Der Bezirk ist zwar unheimlich stolz darauf, seine Sparziele einzuhalten und gleichzeitig der am stärksten wachsende Bezirk der Stadt zu sein. Aber gehört zum familienfreundlichen Boombezirk Pankow nicht auch etwas Verantwortung für die Infrastruktur? Das Bezirksamt sollte seine Hausaufgaben machen und die Wartung der Spielflächen gewährleisten.
Kiezgesicht Christian Badel lebt in der Florastraße
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