Das Enders: Ein Anfang, wo der Kiez endet

Von | 30. September 2016

Es ist schon eine Weile her und es war noch wärmer als in diesem tollen Frühherbst. Ein sonniger Abend, Zeit, endlich mal das Enders auf der Grabbeallee zu testen, das vor einigen Monaten eröffnet hat. Die erste Überraschung: An der Grabbeallee lässt es sich draußen sitzen. Die Terrasse vor dem Enders ist gut gefüllt. Dass man sich direkt an einer Hauptverkehrsstraße befindet, vergisst man schnell. Der klare und helle – einige finden zu klare und helle – Gastraum ist fast leer.

Gastronomische Brücke

Inhaber Michael Enders möchte nach langen Jahren als Gastronomiebetreiber in einem Westberliner Tennisclub „klassische deutsche Küche mit internationalen Einflüssen“ nach Alt-Pankow bringen. Klingt selbst ohne das noch folgende „besondere Etwas“ nach Marketingsprech. Doch in der Tat: Die meisten Gerichte der Karte kennt man zwar, findet aber doch überraschende Zutaten. So geben Rote Beete den klassischen Spätzle nicht nur farblich eine interessante Note. Neben einer angenehm kurzen Karte gibt es wechselnde Wochengerichte, die auch Pfifferlings- oder Spargelzeit berücksichtigen.

Sein Team hat Michael Enders mitgenommen, unter anderem den Koch und seinen Sohn, der ihn beim Service unterstützt. In der Grabbeallee versucht Enders nun eine Brücke zwischen gehobener Gastronomie und Alt-Pankow zu bauen. Hauptgerichte kosten zwischen 10 und 25 Euro. Die ersten Reaktionen aus dem Kiez waren positiv und auch unser Sommerabend, der sicher kein abschließendes Urteil erlaubt, war inklusive des Weins gelungen.

Und noch eine Brücke versucht der Gastronom zu schlagen: die zwischen Grabbeallee und dem Florakiez. Beim Kiezfest war das Enders mit mobiler Gastronomie vertreten. Und in der Tat: Mit dem Fahrrad sind es kaum fünf Minuten.

Enders – Das Restaurant
Grabbeallee 61
Telefon (030) 897 29 606
E-Mail: info@enders-restaurant.de

Öffnungszeiten: 17:00 bis 24:00 Uhr,
(am Wochenende ab 12:00 Uhr)

Markus Kamrad

ist gelernter Journalist, Buchautor und leitet die Kommunikationsabteilung einer Krankenkasse. Lebt seit 2011 im Florakiez.

17 Kommentare zu “Das Enders: Ein Anfang, wo der Kiez endet

  1. Flora85

    Zu teuer. Können sich also nur unsere Zugezogenen leisten und damit die Preise nicht nur bei den Mieten in die Höhe treiben. Eigentlich schade. Pankow adé.

    1. Mareike Müller 007

      Klar und so bleiben die Leute auch unter ihresgleichen und müssen sich nicht mit den Minderleistern auseinandersetzen, die sich nicht mal ein handmassiertes Rote Bete* Gericht für 10 Euro leisten können.

      Auch schön: Sich zum Dinnieren an eine vielbefahrene Hauptstraße setzen um hochpreisiges und supermegagesundes „Bioessen“ zu verspeisen. Ich nenne sowas kognitive Dissonanz.


      * Die rote Bete hat, ebenso wie alle anderen Rüben, ihre lateinische Wurzel in „beta“. Der Duden erlaubt beide Schreibweisen.

      1. Baumensch

        Sie können sich Ihre Jagdwurstschnitte gerne zu Hause panieren. Gutes Essen außer Haus ist schon immer Luxus gewesen. Zwingt Sie niemand, dort hin zu gehen. Außerdem ist Niederschönhausen nicht als Arme-Leute-Gegend bekannt. Leisten können es sich möglicherweise besonders die Alteingesessenen. Weil die nämlich noch zu Niedrigmieten wohnen oder sich zu aus heutiger Sicht Spottpreisen eine Eigentumswohnung gesichert haben.

        1. Mareike Müller 007

          Ach Baumensch, wie gewohnt sachlich, sensibel und argumentativ ausgewogen. Panierte Jagdwurstschnitte haben die da gar nicht auf der Karte. Ist auch nix für einen Vegetarier. Sie kennen die Alteingessenen in der Grabbeallee/ Niederschönhausen persönlich, dass Sie deren finanzielle Situation so bewerten? Woher auch immer Sie Ihre Informationen haben. Die, die ich dort kenne, können sich das Enders nicht leisten. Allerdings haben Sie recht, man muss sich so einen Laden nicht geben. Gibt andere. Mit einem guten Preis-/ Leistungsverhältnis und vor allem: einer breiten Preisspanne. Auch in den Hauptgerichten.

          Was eben bloß wirklich übel ist, ist die soziale Segregation, die sich hier wieder zeigt. Und die Menschen wie Sie offensichtlich befürworten.

          1. Baumensch

            Ich befürworte gar nichts. An einem besseren Restaurant im weiten Umkreis zeigt sich eine gesunde Durchmischung. Segregation erkennen Sie an der Aneinanderreihung von Spielhallen und Handy-Shops. Ihr in viele Worte verpackter Sozialneid bringt uns nicht weiter. Ich finde es am kleinen Wannsee auch schöner, trotzdem habe ich keinen Anspruch auf ein Villa dort.

    2. Tut nichts zur Sache

      Wo bitte essen Sie ein Kalbsschnitzel für weniger als 16,80???

      1. Flora85

        Wo bitte essen Sie eine Geflügelkraftbrühe für 6,50€ (Kaufpreis im Großhandel wenige Cent) ?

  2. NennenwirIhnTom

    Was ich nie verstehen werde….wie kann ein gutes Essen „zu teuer“ sein und was hat das mit den „Zugezogenen“ zu tun? Jeder ist irgendwann hierher gezogen, vor 50 oder 5 Jahren, oder vor 5 Monaten, spielt doch keine Rolle.
    Gehen Sie für 5€/h arbeiten, oder sind es doch 8,50€ „Mindestlohn“? Tschüß.

    1. Flora85

      Um es vorweg zu nehmen und um Ihre Frage zu beantworten: ich könnte es mir finanziell leisten zu zweit mehrmals jede Woche dort essen zu gehen. Aber warum? Wir alle wissen, das Preise mehr oder weniger losgelöst von Qualität gemacht werden. Sie suggerieren uns doch nur hohe Qualität wenn sie selber hoch sind. Wenn niedrig „kann es ja nur schlecht sein“(…). Im Übrigen passt Ihre Aussage, Zitat: „Gehen Sie für 5€/h arbeiten, oder sind es doch 8,50€ „Mindestlohn“? “ genau zu diesem Typen Mensch. Schade, dass es hier schon wieder so bösartig persönlich wurde. Ich habe nur gängige Probleme wie Gentrifizierung, Verdrängung und soziale Ausgrenzung angesprochen. Und ja, diese Themen haben auch was mit Preistendenzen zu tun, die Sie indirekt unterstützen wenn Sie zu solchen Läden Ihr Geld schaffen. Insofern hat das wohl was mit den neuerdings Zugezogenen zu tun. Schaut man sich die Daten an, bauen oder wandeln eher Zugezogene Wohnraum in Eigentum um. Bei den explosionsartig steigenden Grundstücks-, Miet und Kaufpreisen können sich das eben nur eine bestimmte Gruppe von Leuten leisten. Die Dinge sind nie schwarz und weiß. Und schon gar nicht losgelöst voneinander zu betrachten. Alles hängt mit unserem Tun zusammen. Also: wer dorthin gehen möchte kann es gerne machen. Ich tue es nicht.

  3. Görsch36

    @Flora85
    Hauptgerichte ab 10€? zu teuer? kauf mal bitte ein, koche ein ordentliches gericht, dann bezahle davon den warenwert, den koch, die servicekraft und verdiene noch was für die unkosten, wie miete, strom etc., etc.
    gutes essen muss auch was kosten, sonst kann es keine qualität sein…
    blödsinniger vergleich mit zu hohen mieten und zugezogenen. flora85 ade

  4. André

    Interessant, dass sich hier immer wieder gerade an Beiträgen zum Thema Essen und Restaurants regelrechte Klassenkampf-Rhetorik entzündet. Vielleicht kann man die Zusammenhänge mal soziologisch untersuchen… :o)
    Jedenfalls vielen Dank für die Rezension. Sowas hilft ja im Grunde jedem bei der Frage, ob er sich mal auf den Weg dorthin macht – egal wie lange man schon im Florakiez wohnt.

  5. H Thernoth

    Manchmal kommt mir der Verdacht, die Blogbetreiber haben ein paar Trolle engagiert, die mit absurder Kerbenhauerei die Diskussionen hochkochen lassen sollen.
    Aber wahrscheinlich ist das ein Traum und die Kommentare sind real…

    1. Florakiez

      Die kommen von selbst. Nur mit dem Füttern, das ist so eine Sache.

      1. Mareike Müller 007

        Das wird hiermit eingestellt. In Zukunft müssen die sich mit Frischkäsebällchen begnügen. 😉

  6. Uwe K.

    Eine Debatte über das Enders hatten wir schon mal. Die Emotionen sind hochgekocht. Einige waren glühende Befürworter des neu eröffneten Restaurants und seiner Küche, andere hielten es für einen überteuerten Schuppen.

  7. Mr. P

    Also, ich bin da noch gar nicht gewesen, habe mir aber die Speisekarte mal online angesehen. Jetzt frage ich mich, was daran hochpreisig ist? Viele rechnen nur den Wareneinsatz und kommen dann auf das Ergebnis, dass sie das gleiche mit den gleichen Zutaten für ein Fünftel des Preises (oder noch weniger) kochen könnten. Noch extremer ist es ja bei Getränken: ein Espresso kostet, was den Wareneinsatz angeht, nur um die 8 Cent, wird aber für mindestens 1,50 verkauft. Was bei diesen Rechnungen nie berücksichtigt wird, sind Miete, Kosten für das Personal, ein extremer Aufwand für Logistik, Strom, etc. Und auch was den Wareneinsatz bei Speisen angeht, kommt man schnell auf andere Summen, wenn man berücksichtigt, dass auch einiges schlecht wird und weggeworfen werden muss.
    Also, ehrlich gesagt, bin ich eher skeptisch bei Restaurants, in denen man ein Hauptgericht schon für 5 Euro bekommt. Da wird dann irgendwo gespart, bei den Produkten, oder das Personal wird ausgebeutet (oder der Inhaber beutet sich selbst aus), etc.
    Ich will jetzt nicht gegen die Netiquette verstoßen, und ich will auch niemandem auf den Schlips treten, aber eins kann ich mir nicht verkneifen: Es ist für mich irgendwie Berliner Mentalität, alles entweder billig oder sogar umsonst zu bekommen (so auch in der Kultur: kaum jemand will Geld bezahlen, um eine unbekannte Live-Band spielen zu sehen und berücksichtigt nicht die vielen Probestunden, die Kosten für Instrumente…). Aber ich will jetzt nicht noch weiter vom Thema abschweifen…

    1. Flora85

      Ich gebe Ihnen da völlig Recht, dass billig nicht unbedingt nur gut ist. Das Verhältnis Qualität vs. Preis ist entscheidend. Schwer dies beim Enders zu sehen. Viele sagen hier, es wäre nicht teuer… dann würde es in denen Augen im Umkehrschluß niedrige Qualität bedeuten (?). Allerdings denke ich nicht, dass die Betreiber des Enders kurz vor der Armut stehen. Es wird sich für die schon rechnen (Kapitaleinsatz > Gewinn). Auch laufen bei Unternehmen andere viel billigere Energietarife. D.h. zumindest diese Kosten sind geringer als für Privathaushalte.

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