Von Hermes-Boten und schrillen Nachbarn

Von | 23. März 2017

Johannes Krätschell

Johannes Krätschell, Jahrgang 1979 und Urpankower, hat ein Buch geschrieben. „Herr Schlau-Schlau wird erwachsen“ erschien Anfang des Jahres im Periplaneta-Verlag (178 Seiten, 20 Euro) und erzählt von einem Jahr im Leben eines nicht mehr ganz so jungen Mannes.

Mit Mitte Dreißig wird dieser von seinen Eltern vor die Tür gesetzt und muss sich eine eigene Wohnung suchen, für sich und seine viertausend Bücher. Und obwohl Herr Schlau-Schlau alles gelesen hat und zitieren kann, fällt es ihm zunächst schwer, auf eigenen Füßen zu stehen. Hilfe bekommt er ausgerechnet vom ausgebufften Nachbarn Hupe. Wer im Pankower Florakiez lebt, wird so einige Charaktere und Ecken wiedererkennen. Wir haben mit dem Autor gesprochen.

Florakiez: Johannes, wie biografisch ist denn dein Buch? Wer aus dem Kiez sollte sich wiedererkennen?
Johannes Krätschell: Es ist nicht wirklich autobiographisch. Aber viele Orte aus dem Buch sind auch für mich wichtig gewesen oder bis heute Anlaufpunkte für mich. Ich würde mich freuen, wenn unser Pankower Hermes-Fahrer das Buch liest und sich wiedererkennt und wenn Hupe sich hier wiederfindet und bei mir klingelt.

Warum ist das Buch so lokal?
Weil ich hier alles gefunden habe, was man für eine gute Geschichte braucht. Gegensätze, Gemeinsamkeiten, Dramen und unfreiwillige Abschiede. Das alles könnte auch in einem anderen Bezirk oder einer anderen Stadt passieren, aber hier war ich immer mittendrin.

Wie lange hast du an dem Buch geschrieben? Wann findest du die Zeit dazu?
Ich konnte einige Geschichten von Hupe und Hannes aus meinem Bühnenprogramm „Kindervatter vs. Krätschell – ein Leseduell“ verwenden und hatte dadurch ja auch schon die Hauptfiguren. Deshalb habe ich dann für das Buch nur ein knappes Jahr gebraucht. Schreiben tue ich, wenn die Kinder im Bett und die nächsten Tage fertig organisiert sind. Also meistens so ab 21 Uhr, an Wochenenden dann bis weit in die Nacht.

Herr Schlau-Schlau hat ja ein ziemlich inniges Verhältnis zu Büchern. Du auch?
Ja, natürlich. Ich bin mit Büchern großgeworden, auch wenn ich nicht so einen Narren an ihnen gefressen habe wie der Hannes im Buch. Ich besitze auch keine eigene Bibliothek, sondern vielleicht 600 Stück. Es gibt viele Autoren, die ich liebe oder geliebt habe. Je nach Alter oder Lebenssituation. Aber einige überdauern alle Zeiten, wie z. B. Jonathan Frantzen, J. D. Salinger, T. C. Boyle, Erich Kästner, Ingo Schulze oder Jeffrey Eugenides, um ein paar zu nennen.

Johannes Krätschell liest am Freitag, den 31. März, um 20 Uhr im Café Stilbruch im JUP, Florastraße 84

Cathrin Bonhoff

Arbeitet als Journalistin + Sprecherin beim rbb und anderswo. In Berlin wohnt sie seit ihrem 3.Lebensjahr.

Ein Kommentar zu “Von Hermes-Boten und schrillen Nachbarn

Kommentarfunktion ist geschlossen.