Lutz Pariser ist tot. Der Schuhmacher starb bereits am 24.Juli im Alter von nur 52 Jahren in seiner Wohnung. Offenbar war es ein einsamer Tod. Kunden und Nachbarn hatten sich gewundert, warum die Schuhmacherei Pariser in der Neuen Schönholzer Straße 4 so lange zu hatte. Der Urlaub war doch längst vorbei. Als die Miete mehrere Monate ausblieb, versuchte die Hausverwaltung, Kontakt aufzunehmen. Vergeblich. Also wurde die Polizei eingeschaltet, die Lutz Pariser schließlich in seiner Wohnung fand. Woran er starb, ist nicht bekannt. Vermutet wird ein Herzinfarkt.
Nachbarn trauern mit einem Gedicht im Hausflur um ihren Schuhmacher. Er habe immer viel und interessante Geschichten zu erzählen gehabt. Lutz Pariser hat sein ganzes Leben lang in der Schuhmacherei gearbeitet. Als sein Vater starb, übernahm er das Geschäft. Nun ist er selbst gestorben und der Florakiez verliert ein weiteres Traditionsgeschäft. Etwas wird aber bleiben: Der Eigentümer des Hauses hat die alten (Näh-)maschinen dem Museum Pankow angeboten. Auch Interessenten für die 60 qm-Ladenfläche haben sich bereits gemeldet. Allerdings müssen die Räume erst einmal saniert werden.
Abholung von Schuhen
Kunden, die noch Schuhe im Laden haben, können diese am Freitag, 17.11., zwischen 15 und 17 Uhr abholen. 95 Prozent der Schuhe sind fertig repariert. Der Hausmeister wird sie gegen Vorlage des Abholscheins ausgeben. Die übriggebliebenen Schuhe verwahrt erst einmal die Hausverwaltung Graf und Partner Grundstücksverwaltungs GmbH.
RIP – Meister der Sohle. Du wirst vermisst.
Wenige Tage vor seinem Urlaub reparierte er meine Lieblings-Sandalen, die ich erst einige Monate getragen hatte. Ich klagte über die Art, wie heutzutage Dinge hergestellt werden, die dann wenige Monate und Jahre wieder kaputt gehen. Und dann lobte ich ihn und sein Geachäft, was es möglich macht, dass ich mir nicht wieder neue Sandalen kaufen muss.
Lutz Pariser hatte die Tradition des Schusters am Leben erhalten. Es gibt noch wenige, die das Handwerk beherrschen und sich der kaputten Schuhe der in Not geratenen Kunden annehmen und sie wieder reparieren können.
Die Öffnungszeiten bis 17:50 Uhr waren auch einzigartig.
Seine logische Begründung: Abfahrt S-Bahn um 18:00 Uhr. Einfach herrlich.
Wie unendlich traurig. Ich kannte den Schuster seit meiner Kindheit. Ein weiteres Pankower Original ist nicht mehr.
Wieder ist einer von den Guten viel zu früh gegangen.
Er hat gute Arbeit zu fairen Preisen gemacht und war immer zu einem
kleinen Plausch bereit.
Ich habe als Kind schon zu seinem Großvater Gustav Pariser in der Maximilianstr.
Schuhe und auch mal Lederriemen von Trensen zur Raparatur gebracht.
Schmerzlicher, als ich von mir erwartet hätte, trifft es mich, als die ungute Ahnung, dass Lutz Pariser nicht mehr unter uns ist, zur Gewissheit wird. Wie sehr werde ich seine gute Arbeit vermissen. Wie auch so manchen kurzphilosophischen Ausflug in die Regional- und Weltpolitik, wenn grad kein anderer Kunde in den Laden kam. Und auch die unkomplizierte schnelle Zwischendurch-Reparatur trotz übervoller Regale. Pankow hat ein Original verloren. Und: wohin gebe ich jetzt mein Schuhwerk zur Reparatur?