Bildhauer Gerhard Thieme ist tot

Von | 30. Mai 2018

„Kletternde Kinder“

Es gibt viele Ecken in Berlin, wo seine Werke zu sehen sind. In Pankow ist es der Tröpfelbrunnen „Kletternde Kinder“, der seit 1970 auf dem Platz an der Breite- Ecke Berliner Straße steht. Es ist ein rund drei Meter hohes, schlichtes Metallgerüst auf einem Betonsockel, fünf Kinder klettern in die Höhe – zwei Mädchen und drei Jungen. Aus dem oberen Ring tropft Wasser in das Becken. Ein Kunstwerk, das manch Pankower schon als Kind bewundert hat. Wer es näher betrachtet, sieht all die Bienen, die den Brunnen an heißen Tagen anfliegen, auf der Suche nach Feuchtigkeit. Im Gegensatz zu manchem Spielplatz wurde der Brunnen bereits zwei Mal restauriert.

Nun ist der Vater der „Kletternden Kinder“, Bildhauer Gerhard Thieme, in Berlin gestorben. Im sächsischen Rüsdorf geboren,  studierte er später Kunst in Weißensee und wurde Meisterschüler bei Fritz Cremer an der Akademie der Künste. Er war nicht nur für seine Skulpturen und filigranen Brunnen bekannt, sondern auch für seine Totenmasken. 1956 nahm er sie – zusammen mit seinem Mentor Fritz Cremer – dem Dramatiker Bertolt Brecht in dessen Sterbezimmer ab. Später folgten weitere berühmte Personen, wie der ehemalige DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht, Komponist Hanns Eisler sowie Tänzerin Gret Palucca. Gerhard Thieme wurde 90 Jahre alt.

 

Gerhard Thieme vor seinem Pankower Atelier (Quelle: SpreeTom CC BY-SA 3.0)

2 Kommentare zu “Bildhauer Gerhard Thieme ist tot

  1. Andre

    Wieder etwas dazugelernt und es zeigt mir das ich mir die Dinge bewusster anschauen sollte. Keine Ahnung wie oft ich an dem Brunnen schon vorbeigelaufen bin und mir nie die Frage zur Geschichte des Brunnens gestellt habe.
    R.I.P Gerhard Thieme und ein spätes Danke!

  2. Manfred O. Taubert

    Bei uns in Gera steht von Gerhard Thieme eine Bronzeplastik, den sitzenden Lenin darstellend. Natürlich haben Bilderstürmer ihn nach 1990 vom Sockel geholt und eingelagert. Vor ein paar Jahren erinnerte man sich seiner und setzte ihn in ein Objekt, wo Kabarett gespielt wurde. Ab und zu bekam er einen roten Schal umgebunden oder man zog ihn eine rote Socke an. Mir sagte jemand, dass es weltweit nur 3 sitzende Lenins gibt. Zwei in Russland und einen bei uns. Er ist sehr gut getroffen. Sehenswert!

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