Die Angst vor dem neuen Bad in Pankow

Von | 29. Mai 2018

Der Planungsstand im Mai 2018

Für den Florakiez ist es eine gute Nachricht: Pankow wird auf dem Gelände des Freibades an der Wolfshagener Straße ein neues Hallenbad und eine neue Grundschule bekommen. Die Machbarkeitsstudie wurde den interessierten Pankowern am Montag bei bestem Freibadwetter offiziell präsentiert. Der Bezirk und die Bäderbetriebe hatten in den BVV-Saal geladen, rund 100 Menschen waren gekommen. Die Vorplanung sieht ein „Multifunktionsbad“, einen großen Spielplatz, einen Parkplatz für mehr als 200 Autos und den Neubau einer dreizügigen Grundschule vor. Das alles wird auf dem riesigen Gelände des Freibades Platz finden. Das Hallenbad soll sich schwerpunktmäßig an Familien und Freizeitschwimmer richten, ohne ein reines Spaßbad zu sein. Auch eine sportliche Nutzung soll möglich sein. Dazu kommen eine Saunalandschaft und Gastronomie. Im Sommer sollen Hallen- und Freibad parallel öffnen.

Matthias Oloew, Sprecher der Berliner Bäderbetriebe

Die in großer Zahl erschienenen unmittelbaren Anwohner sehen das Projekt erwartungsgemäß kritisch. Bei der Diskussion ging es fast ausschließlich um die Themen Verkehr und Parkplätze. Das Bad selbst und die Schule werden überwiegend positiv gesehen. Die Bewohner der umliegenden Straßen fürchten aber um ihre Ruhe. Tatsächlich ist die Machbarkeitsstudie in Sachen Erschließung recht dünn. Die Planer sehen keine unlösbaren Probleme und erwarten trotz der prognostizierten bis zu 5.000 Besucher am Tag auch keinen höheren „Parkdruck“. Die Anwohner beklagen dagegen, dass schon das Freibad allein an schönen Tagen für Verkehrschaos sorge. Die Straßen rund um das Bad seien überlastet, die Begegnung von Autos auf den schmalen Fahrbahnen kaum möglich und die Parkplatzsuche ein Alptraum. Bemängelt wurde auch, dass die Schule die Liegewiese verkleinert und dass das geplante Becken mit 25 Metern Länge für sportliche Schwimmer zu kurz ausfalle. Vorgeschlagen wurde unter anderem, komplett auf die Stellplätze zu verzichten, Einbahnstraßen einzurichten und den Badbesuchern ein kombiniertes BVG-Ticket anzubieten.

Die Planer betonten mehrfach, dass der Prozess noch ganz am Anfang stehe und die Bürgerbeteiligung gerade erst beginne. Während der Aufstellung des Bebauungsplanes werde es noch Einflussmöglichkeiten geben. Baubeginn für das auf 30 Millionen Euro geschätzte Bad ist frühestens 2021.

Zwei interessante Nicht-Bad-Fakten aus der Veranstaltung: In Pankow müssen in den nächsten 10 Jahren laut Schulstadtrat Torsten Kühne 11.000 (!) zusätzliche Schulplätze geschaffen werden. Momentan gibt es 34.000 Plätze. Und Baustadtrat Vollrad Kuhn ließ wissen: „Die Zeit kostenloser Parkplätze ist vorbei. Wir können nicht garantieren, dass jeder einen kostenlosen Parkplatz vor der Haustür hat.“

Das Freibad liegt übrigens noch im Winterschlaf. Trotz des tollen Wetters öffnet es erst ab 2. Juni seine Pforten.

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21 Kommentare zu “Die Angst vor dem neuen Bad in Pankow

  1. Max Müller

    >Baubeginn für das auf 30 Millionen Euro geschätzte Bad ist frühestens 2021.

    Drei Jahre labern und planen, dann nochmal drei Jahre bauen. Für eine Schwimmhalle und ein paar Becken.

    Da ist der BER ja fast schon schnell.

  2. Maja Wiens

    Früher fehlten hier viel mehr Bäder. Viele Familien hatten keines. Dafür gab es das berühmt berüchtigte Außenklo.
    Die Leute haben jetzt ein Bad zu Hause, wozu brauchen sie dann noch eines für alle zusammen? Völlig überflüssig.
    Baut da alles voll mit Parkplätzen, einfach betonieren, ist auch billiger und außerdem geht es schneller.

    Staffelmieten für Parkplätze und Moderniesierungsumlage, weil es dann schöne neue, weiße nachts leuchtende Begrenzungen gibt.

      1. Herrmann, Helmut

        Wo kann ich meinen Kommentar nachlesen. Würde ihn in diesem Sinne gerne weiterreichen. Das Datum unter meinem Bild ist ja irreführend. mein Text war aber aktuell.
        Jetzt bade ich ersatzweise in meiner großen Wassertonne. Das Wasser bekam ich kostenfrei erwärmt.
        Schöne Grüße zum Wochenende – Helmut Herrmann

  3. Reinhard Kluwe

    Da sind doch nur die Zugezogenen daran interessiert ihre Ruhe zu haben Mensch dann geht aufs Dorf zurück und fahr 20 km mit dem Fahrrad weil kein Bus fährt ins Freibad oder in die Saunalandschaft in der Pampa fühlt ihr euch doch am wohlsten Haut bloß alle ab ihr zugezogenen

    1. Hanno Hall Post author

      Waren Sie bei der Veranstaltung? Ich hatte den Eindruck, dort wenig Neuberliner zu sehen. Im Gegenteil. Es waren sogar Anwohner dort, die schon den Bau des alten DDR-Hallenbades miterlebt haben.

      1. Gunnar Moster

        Es waren Anwohner dort, die den dörflichen Charakter ihres Teils von Pankow bewahren wollen. Ein Anwohner, der vom teuer gemieteten Denkmal Amalienpark schwärmte, um as herum sich wohl nichts ändern soll, dritte, die eine Schule für überflüssig halten, wieder andere wie die Kita, die ihren Pachtgarten auf der brachliegenden Schwimmhalle bewahren will, eine alte Dame, die ein kleines Fleckchen urwüchsiger Natur vor ihrem Fenster bahrt sehen will, und so weiter und so fort. Es wurde sogar eingeworfen, dass jemand mal diesen Zuzug unterbinden müsse. Das Erstaunen des Bäderchefs über die Vorbehalte kann man schon nachvollziehen. Die Anwohnerschaft jedenfalls hat sich mit dem rapiden Wandel der wachsenden Stadt noch nicht so richtig arrangiert.

  4. Sven Steinmann

    Ich finde das Bad keineswegs überflüssig und freue mich darauf.
    Mit Sicherheit freuen sich auch einige Kinder und nicht zu vergessen die Schulkinder darauf.
    Immerhin entsteht auch eine neue Schule, der Spielplatz wird vergrößert.
    Natürlich kommen mehr Besucher aber Pankow wächst ja auch so.
    Was ist gegen ein Schwimmbad zu sagen?
    Immerhin gab es dort ja mal ein Schwimmbad, nicht nur weil manche kein eigenes Bad hatten.
    Außentoilette und fehlende Innenbäder waren auch eher im Prenzlauerberg und nicht so sehr in Pankow verbreitet. Also ich denke es wird eine Bereicherung.

  5. Max Müller

    Sie haben Recht Herr Steinmann, es ist eine Bereicherung, nur eben wie immer ca. 10 Jahre zu spät.
    Das Schwimmbad fehlt seit seiner Schliessung vor über 10? Jahren. Zu diesem Zeitpunkt
    wären in normalen Städten Planungen für einen Neubau begonnen worden, selbst wenn
    zu diesem Zeitpunkt die Invasion der Familien noch nicht absehbar war.

    Habe diesen Artikel gefunden:
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/pankow/neues-schwimmbad-fuer-pankow-anwohner-fuerchten-verkehrschaos/11622292.html

    Die gleichen Nimbys waren am Start

    Lustig: Das Bad sollte von 2015 in wenigen Jahren fertig sein. Jetzt wissen wir das wenige mindestens neun heisst 😉

    1. Sven Steinmann

      Na dann gehen wir halt zum Rentnerschwimm oder zum 50 plus Tarif zwische 06::00 – 07:30 Uhr.
      Da ist auch noch nicht soviel Verkehr.
      Oder es gibt gar keine Autos mehr wenn das Bad fertig ist.
      VG Steinann

  6. Andre

    Na ich finde die Idee gut und es folgt nun eine lange Phase der Vorfreude bis es fertig ist 🙂

    1. Blümchen

      Die Idee ist ja auch gut aber die Umsetzung, angefangen bei der Planung, ist wie so oft einfach nur zum Kopf gehen die Wand schlagen. Wenn jeder so unstrukturiert und langsam arbeiten würde wie öffentliche Bauvorhaben in Berlin benötigen, dann würden plötzlich alle diese Bauten nicht mehr notwendig sein, da in diesem Land eh nichts mehr funktionieren würde und sich dann ganz andere Prioritäten ergäben. Ich finde es bemerkenswert, dass nie einer Verantwortung übernehmen wird müssen. Von daher wird uns das Gewurschtel wohl auf ewig begleiten…

      1. André

        Als Planer und Macher für öffentliche Bauvorhaben wäre ich sicher auch völlig unmotiviert, wenn alles und jedes von den ständig meckernden Besserwissern durch den Kakao gezogen wird.
        Ich freue mich auf das Kombibad (wohl zu unterscheiden von einem Badezimmer, Frau W.) und sehe es auch als Bereicherung. Mit der vorgesehenen Bürgerbeteiligung (bitte konstruktiv!) kann doch mitgestaltet werden.

        1. Blümchen

          Es war eher eine Feststellung dass viele Bauvorhaben extrem langsam Vorwärts kommen, das entspricht den Tatsachen und kann nicht für die Motivation derjenigen verantwortlich sein, die solche Verzögerungen mitverursachen. Irgendjemand ist doch dafür verantwortlich, dass die Bürger hier 10 Jahre oder länger auf ein neues Schwimmbad warten müssen. Ich als unbeteiligter Einwohner aus Pankow sicher nicht…

  7. Pankgraf

    „Die Bewohner der umliegenden Straßen fürchten aber um ihre Ruhe.“

    Ganz richtig!

    Vor 1989 war es in der Gegend aber so richtig ruhig. Und im „Städtchen“ um die Ecke war’s ein paar Jahrzehnte davor noch sehr viel ruhiger.

    Also nun aber Ruhe bitte! Ruhe ist die 1. Bürgerpflicht!

    1. Max Müller

      Im Städtchen war es aber nicht ruhig genug für manche, die Bonzen hatten ein wenig Schiss und haben sich nach Wandlitz zurückgezogen.

  8. Katja Kreuz

    Also ich probiere es zwar immer wieder, stoße aber beim Schwimmen in der heimischen Badewanne deutlich an meine Grenzen. Ein bisschen mehr Schwimmbad wäre schön, ich freu mich drauf!

    Und hoffe, dass mit engagiertem und zielführendem Disput ein gutes Ergebnis für alle gefunden wird. Wichtiger Zusatz, da wir über unser schönes Berlin sprechen: Ferner hoffe ich, dass am Ende auch ein funktionierendes Bad steht und betrieben wird.

  9. ottokar

    Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum es dort Parkplätze braucht. Die Leute sollen gefälligst Bahn fahren, zwei S-Bahnhöfe, ein u-Bahnhof, sowie diverse Tram und Busstationen sind fussläufig hervorragend erreichbar. Die Zeiten des individuellen Autoverkehrs sollten in der Stadtplanung vorbei sein.

    In dem Kavalierviertel sollten sowieso wieder mehr Einbahnstraßen eingerichtet werden, das ist ja so schon morgens phänomenal, wie sich da die Elterntaxis gegenseitig behindern und diese kennen sich da aus. Im Sommer gibt es genug Freibadtouris die in den engen Straßen überhaupt nicht mehr klarkommen. Welche Straße sollte denn bitte die Einfallstraße sein? Amalienpark? Mendelstraße? Kavalierstraße? die sind ja alle super für soviel Verkehr ausgelegt.

    Und die Kita dort, wird dann wohl auch ihren Garten verlieren. Ja das ist dann wohl ein sogenanntes Einzelschicksal. Aber statt des großen Parkplatzes könnte man den Spielplatz ja von der Größe verdoppeln und so den ganzen Kitas in der Umgebung einen riesigen Gefallen tun.

  10. Hendrik Schober

    Wer sich darüber aufregt, dass die Bürger nach einem Verkehrskonzept fragen, war offensichtlich noch nie in der Gegend. Die Straßen dort sind schmal und teilweise Einbahnstraßen. Die Wolfshagener Straße ist noch die breiteste, aber teilweise noch gepflastert und nur eine Spur breit, und selbst in den breiteren Abschnitten müssen (wegen beiderseitig parkenden Autos) entgegen kommende Autofahrer sehr aufpassen. Direkt vor dem Bad hat der Bezirk obendrein erst vor kurzem die Fahrbahn auf einen Fahrstreifen eingeengt, um den Schulweg zur Mendelgrundschule sicherer zu machen. Und dass Problem der Schulwegsicherheit wird durch die neue Grundschule auf der anderen Straßenseite nochmal ein Stück komplizierter. (Diese neue Schule ist übrigens dringend notwendig, denn in der Mendelschule sind die 1. Klassen von 4- auf 9-zügig gewachsen, was durch einen mehrstöckigen Leichtbau nur sehr unzureichend aufgefangen wurde.) Eventuell ist ja eine Erschließung über Ossietzkystraße/Am Schlosspark sinnvoll, wobei letztere dann erstmal (eventuell auf Kosten einiger Bäume am Rande des Schlossparks) ausgebaut werden müsste, und die Bewohner sicherlich sich nicht erfreut sein würden, wenn statt 50 jetzt 5000 Autos am Tag ein- und ausfahren.

    Was die ÖPNV-Anbindung betrifft: Per Tram ist die ganz gut, aber vom nächsten S-Bahnhof sind es durchaus 20min Fußweg, und wo der 2. S-Bahnhof in der Nähe sein soll, erschließt sich mir als Pankower nicht.

    Ich freue mich auf das Bad (das wahrscheinlich in zehn Jahren eröffnet wird), kann die hier genannten Fragen der Anwohner aber vollkommen nachvollziehen. Das Bad ist für motorisierten Individualverkehr einfach schlecht zu erreichen, und da wird sich so leicht auch nichts ändern lassen.

    Das beste wäre wohl, die ganze Gegend parkgebührenpflichtig zu machen, den Anwohnern einen kostenlosen Jahrespass zu geben, und das Bad zum ÖPNV-Bad zu erklären.

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