Ein Bild sagt sicher nicht mehr als die folgenden über tausend Zeichen. Aber es sagt schon eine Menge über das Roji, das vor einigen Monaten an der Mühlenstraße Ecke Breitestraße eröffnet hat. Das Bild hängt über der langen Theke im Gastraum und zeigt „Die große Welle vor Kanagawa“ des japanischen Künstlers Hokusai. Das Original hat in Europa einen ersten großen Japan-Boom ausgelöst. Damals um 1830 stellte sich allerdings kein Godzilla in den Weg der Welle, wie das im Roji der Fall ist. Ist das Kitsch? Ironische Brechung?
Ein Drahtseilakt
Das ganze Roji ist ein Drahtseilakt mit Hang zum Drama. Kulinarisch und optisch. Bei den Pankowern scheint das anzukommen. Der Laden ist gut besucht und in aller Munde. Die hölzernen Reservierungsschildern kann man nutzen, um einen Kommentar zu hinterlassen und an die Stirnwand des Roji zu hängen. In kurzer Zeit hat es für viel positives Feedback gereicht. Und tatsächlich: Grundsätzlich gibt es am Essen im Roji nichts zu meckern. Das Sushi schmeckt frisch, die Vorspeisen sind für einen Japaner etwas sehr panadelastig, aber durchweg lecker. Die Karte ist umfangreich ohne überladen zu wirken. So kann man sich von der schlichten Reisschale bis zur umfangreichen Tapas und Sushiplatte eigentliches alles zusammenstellen. Alles ist aufwändig angerichtet. Da beginnt allerdings der Drahtseilakt. Die Sushiplatte auf einer Etagere präsentiert, wächst reich mit Salaltblättern dekoriert und mit schwungvollen Saucenstreifen verziert kunstvoll in die Höhe. Wie auch die japanischen Tapas, die oft eine Art Doppelstöcker sind. Aufgetischt wird an schlichten Holztischen. An vielen Stellen des klar strukturierten Gastraums lauern asiatische Winkekatzen.
Außen abweisend, Innen einladend
Das Roji versucht Gegensätze zu vereinen, was schon bei Innen und Aussen beginnt. Von außen lädt (fast) nichts ein ins Roji. Kein großes Schild, keine ausgehängte Karte und das geweisste Schaufenster bietet keinerlei Einblicke. Innen geht das auf. Hier fühlt man sich weit weg vom Rathaus-Center gegenüber. Bei gekipptem Fenster dringt nur noch etwas Lärm von der großen Kreuzung vor dem Roji in den Gastraum.
Zum Schluss: Der Hammer
Zu trinken gibt es unter anderem Tiger Fassbier aus Singapur, japanisches Bier wird nur in Flaschen angeboten. Es gibt eine kurze Weinkarte, auf der sich auch ordentliche offene Weine finden, etwa ein Riesling vom Weingut Trenz. Nach dem Bezahlen, fragte der sehr aufmerksame Kellner dann noch, ob er ein Getränk aufs Haus anbieten dürfe. Was dann kam, war kein Drahtseilakt. Der Reisschnaps im Roji ist toll. Eindeutig.
Roji
Mühlenstraße 1
https://www.roji-berlin.de/
030 29684488
Mo. – Sa. 12:00-22:30 (Sonntags ab 15:00)
Nicht noch mehr Werbung machen, man kriegt jetzt schon keinen Platz.
Gibt’s dafür ’ne Gratis-Sushi-Etagere? Ich hab‘ das Drama nicht verstanden. Drama – als literarische Gattung? Psychodrama? Oder geht es doch einfach nur – und völlig undramatisch – um PR und Werbung? Wurde „Latsche und Kiefer“ nicht auch mal so vehement beworben auf diesem Blog? Woran sind die eigentlich eingegangen?
Den einen war der Beitrag nicht begeistert genug, den anderen zu werblich. Passt.
> Marieke
Wie immer, Geschäfte sind für Pankower nur Strassendeko. Auf die Idee was zu kaufen kommt niemand.
Also noch ein Kinderladen. Die wachsen, da muss was her.
Das Essen ist in Ordnung, soll heißen alles in allem sehr schmackhaft. Das Problem ist der unaufmerksame, ungeschulte Service. Vier Personen sind für den kleinen Laden eigentlich schon zu viel. Dennoch werden immer wieder Bestellungen vergessen, und man muss sich in Erinnerung bringen. Außerdem ist meist das Musikgedudel zu laut, und das elektronische Fröschequaken aus dem Toilettenbereich geht einem mit der Zeit auch auf die Nerven.
Ich finde den Laden klasse – meine Kinder sind begeistert, Essen super, Service absolut ok. Gut für Pankow!