Kiez in Corona-Transition

Von | 16. März 2020

Die Tische stehen anders bei „Wo der Bär den Honig holt“. Weiter auseinander – wie es die aktuelle Verordnung des Senats vom Wochenende vorsieht. Aber es gibt es noch Kaffee. Bier gibt es nicht mehr. Jedenfalls beim Prager Frühling auf der Florastraße, der ganz sicher eine Kneipe ist und deshalb zwecks Corona-Abwehr schließen musste. Etwas anders war zunächst die Lage bei der Eiche auf der Wollankstraße. Die hatte angesichts von Küche und warmen zubereiteten Speisen als Speisegaststätte weiter geöffnet, sich dann aber doch entschlossen, aus Verantwortung für den Kiez zu schließen. Auf der Facebookseite heißt es dazu: „Wir haben aber auch Familie, Omas, Opas (gefährdete Personen) und wollen diese keinem Risiko aussetzen. Wir wollen keine Leute anstecken und Überträger sein. “

Und genau darum geht es ja: Die Kurve der Ansteckungen so flach zu halten, dass für die schweren Verläufe der Infektion jederzeit genug Notfallbetten und Beatmungsgeräte vorhanden sind. Und die schweren Verläufe, das sind halt für gewöhnlich Oma und Opa – sowie Mitbürgerinnen und -bürger mit Vorerkrankungen.

Von der Schule in den Park

Das im Hinterkopf bot sich im Bürgerpark ein skurriles Bild. Um Ansteckungen zu vermeiden, wurden auch die Schulen geschlossen. Die betroffenen Schülerinnen und Schüler verbringen nun offenbar mehr Zeit im Park. Zwar an der frischen Luft, aber nicht wirklich distanziert.

Full House im Bürgerpark (Foto: Johannes Kühne)

Zimmer 16 noch offen, viele Läden müssen schließen

Die meisten Theater, Museen und Kinos sind schon zu. Beim (sehr kleinen) Zimmer 16 hieß es bislang per Aushang, man dürfe weiter spielen, müsse aber Adresslisten führen. Heute noch geöffnet waren die Geschäfte der Gewerbetreibenden im Kiez. Nun hat die Bundesregierung die Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona aber nochmal ausdrücklich verschärft. Viele Geschäfte werden wohl schließen müssen. Ausdrücklich ausgenommen sind unter anderem Lebensmittelhändler, Drogerien und Apotheken. Dort wird sogar die Sonntagsschließung aufgehoben, um Gedränge zu vermeiden. Vielleicht gibt es dann auch wieder Klopapier und Pasta.

Nix mit Nudeln im Regal bei Rewe

16 Kommentare zu “Kiez in Corona-Transition

  1. Maja

    Danke an die „Eiche“. Komme sofort nach Wiedereröffnung vorbei und esse und trinke bei Euch – und meine Freundinnen und Freunde bringe ich mit.

      1. Maja

        So machen wir das! Und überhaupt: Mal DANKE an alle meine Nachbarn. Ich wohne gern mit Euch zusammen.

  2. A.

    Das ist zunächst nur eine Vereinbarung zwischen Bund und Ländern. Inwieweit dies umgesetzt wird, wird man sehen. NRW will z.B. die Spielplätze nicht schließen.

  3. Christel Daesler

    Ich habe die eng aufeinander hockenden Jugendgruppen auf der großen Wiese heute Nachmittag auch gesehen und war entsetzt und enttäuscht. Ich hätte den Jungen Leuten mehr Verantwortungsbewusstsein zugetraut.

  4. Kenny

    Man kann nur hoffen das es in Berlin nicht so viele Menschen wegen dem Virus dahinrafft.
    Immerhin wurde überhaupt reagiert aber nicht angemessen regiert. Kanzler Kurz von nebenan zeigt wie man souverän sein Amt ausübt, auch wenn man erst 33 Jahre alt ist.
    Der Ansturm aufs Klopapier, Küchenrolle und ähnlichen erschließt sich mir allerdings nicht so ganz. Mir fällt dazu nur „Herdentrieb“ ein.
    Meine verstorbenen Großeltern, welche zwei Weltkriege erlebten, würden jetzt wahrscheinlich nur den Kopf schütteln, auch wegen fehlender Nudeln in den Regalen.
    Früher gab es halt mehr Selbstversorger mit kühlen Kellern zum einlagern, Speisekammern und Vorratsräume.
    Zwei Wochen Stromausfall würden wahrscheinlich schlimmer kommen als so ein Virus. Wie anfällig und egoistisch wir doch mit unserem Wohlstand geworden sind…… unglaublich!
    Und: Nach der Börse nebst Wirtschaft kommt mit Zeitversatz der Immobilienmarkt aus seiner Blase.
    Das Virus war nur der Trigger.
    Lustig mit Partys im Bürgerpark wird das ganz bestimmt nicht.

    1. Max

      Ein gutes hat die Krise, die Leute haben jetzt wenigstens Vorräte falls es wirklich zum Stromausfall kommt, was wegen des EEG-Umbaus ziemlich wahrscheinlich ist.

      In diesem Fall wären die Geschäfte nach zwei spätestens drei Tagen leergefräst, und Nachschub wahrscheinlich nicht in Sicht.

      Unverständlich ist, warum die Regierung auf diese Krise so schlecht vorbereitet ist, nachdem sie die Analyse der Szenarios in einem Gutachten vor einigen Jahren aufgelistet bekam.

      Aber im Moment ist Unterstützung beim Löschen des Brandes angesagt, Konsequenzen folgen danach.

  5. Bunke

    Dass das Virus eine hohe Kontagiosistät hat, war bereits im Dezember klar. Dennoch sind Huawei, Vodafone und Co-
    Mitarbeiter –und viele andere- munter weiter hin und her geflogen. Die Regierungsverantwortlichen hätten das unterbinden können. Haben sie aber nicht. Wirtschaftliche Interessen werden bei der Entscheidungsträgheit eine Rolle gespielt haben. Auch als es in Europa losging, wurde vom zuständigen Gesundheitsminister herumposaunt, dass es sich nur um ein harmloses Schnupfenvirus handele, und dass unser Gesundheitssystem vorbereitet sei. Im gleichen Ton die Berliner Gesundheitssenatorin. Das ist nur ein paar Wochen her. Zeit, die fahrlässig vertan wurde. JETZT
    ist es zu spät. Wie lange sollen die Völker jetzt eingesperrt werden? Es wird, es muss immer Schnittstellen (Gesundheitssystem, Lebensmittelerweb etc.) geben.
    An dieses entlang wird das Virus sich in den Schicksalsgemeinschaften der Eingeschlossenen breit machen.
    Möglicherweise kann die Ausbreitung des Virus dadurch verlangsamt werden. Sie kann aber nicht langsam genug sein, um uns den Wettlauf mit dem Virus gewinnen zu lassen. Über Jahre wurde das Gesundheitssystem kaputtgespart. Pflegenotstand, Bettenmangel, dauergesperrte Intensivstationen. Bereits unsere herrkömmlichen Problemkeime–MRSA und Co- kriegen wir nicht in den Griff. Jede Norovirus-, und Influenzawelle bringt das System an den Rand der Dekompensation. Der Rettungsdienst geht , bzw. fährt ebenfalls auf dem Zahnfleisch. Viele Mediziner haben diesem Land, diesem Gesundheitssystem den Rücken geehrt. Es fehlt an Allem. Personal, Material. Die Idee, jetzt Ruheständler für die Erkranktenversorgung zu rerekrutieren, klingt nicht nach einem medizinisch sinnvollen Plan. Eher nach geplantem Mord. Sie zählen zu der gefährdeten Altersgruppe. Egal , wie sehr das Virus sich von diesen hilflosen Pseudomassnahmen beeindrucken liesse. Wir aus dem Gesundheitssystem werden uns ebenfalls infizieren und ausfallen. Vorher noch viele weitere Menschen anstecken. Denn noch immer werden wir , entgegen der Ratschläge z.B. von Professor Drosten-, nicht täglich abgestrichen. Es gibt zu wenig Masken, Desinfektionsmittel und Schutzkleidung. Unsere Kinder sind alleine zuhause. Bauen Mist, werden ebenfalls krank. Wir werden ausfallen. Die Milchmädchenrechnung wird nicht aufgehen. Es ist zu spät. Ein Virus, dass innerhalb von nicht einmal vier Monaten den Sprung von einem Markt auf alle Kontinente geschafft hat, wird vor unseren Schlüssellöchern nicht halt machen. Auch wird bis Mitte April noch nicht ansatzweise eine Besserung zu verzeichnen sein. Und selbst wenn. Sagen wir, der Anstieg der Erkrankungswelle flacht ab. Sollen wir dann weiter eingesperrt bleiben? Jeder einzelne Erkrankte kann die Zahlen sofort wieder in die Höhe treiben. Das Virus infiziert überexponentiell. Wir können noch eine Weile Zeit vertun damit, den Politikern Kompetenz anzudichten.
    Bis es für alle und Alles viel zu spät ist. Der Kollateralschaden nicht wieder gut zu machen ist. So vielen Menschen wird durch diesen blinden Aktionismus der politisch Verantwortlichen ihre wirtschaftliche Exixtenz zerstört. Auch halte ich die rechtliche Grundlage für diesen kollektiven Freiheitsentzug zumindest für fragwürdig. Die medizinische, heisst epidemiologische Relevanz dieser Massnahmen ist hochfraglich. Die wahren Experten, die von Anfang an vor dem neuen Erreger gewarnt hatten, wurden viel zu oftund viel zu lange nicht gehört. Bevor weiter Zeit vertan wird. Es muss eine andere Strategie her. Statt Alle einzusperren, auf einen unbestimmten Zeitraum noch dazu, sollte über eine Umkehrisolierung nachgedacht werden. DIE müssen WIRKSAM isoliert werden, die vom Risikoprofil für einen schweren Verlauf prädestiniert sind. In der Zwischenzeit muss man versuchen, die Infektion KONTROLLIERT durch die gesunde Bevölkerung laufen zu lassen. Dazu müssen Anhand unserer Erfahrungen mit den bisher Erkrankten noch viele Fragen geklärt werden. Beispielsweise- was für eine Immunität hinterlässt die Infektion. Was für Krankheitsverläufe hatten diejenigen, die sich- wo man es weiß- bei Kindern angesteckt haben.
    Gibt es Hinweise darauf, dass es beispielsweise zu einer Abschwächung der Pathogenität des Virus kommt , wenn es auf ein hochaktives Immunsystem- wie beispielsweise das kindliche- trifft. Was kann man in der Frühphase der Erkrankung tun, um den Verlauf zu beeinflussen? Und so weiter. Und dann hoffen und beten wir, dass es in absehbarer Zeit einen effektiven und gut verträglichen Impfstoff gibt.
    Kurz und klein: Dieser blinde Aktionismus ist eine gefährliche Sackgasse. Unsere finanziellen, materiellen, personellen und sozialen Resourcen sollten von kompetenten und veritablen Sachverständigen verwaltet werden.

    1. Kenny

      @Bunke
      Sind Sie studierter Mediziner bzw. Arzt?
      Wieviel Todesfälle der Influenza gab es von Januar 2020 bis jetzt in Deutschland und weltweit? Das ist für mich die entscheidende Frage bei dem Gesamtthema.
      Vielleicht sehen Sie einige Aspekte in Ihrem Text zu schwarz und es geht möglicherweise gesamtgesellschaftlich um ganz andere Ding.
      Ihr letzter Satz hat bei mir allerdings den größten Eindruck hinterlassen.
      „Unsere finanziellen, materiellen, personellen und sozialen Resourcen sollten von kompetenten und veritablen Sachverständigen verwaltet werden.“
      Genau! 80-90% unserer Politiker sind das halt nicht. Wenn Ausbildungen unerheblich sind, Geschwätz ein sicheres und hohes Einkommen nebst Pensionen garantiert, man nach seinem Gewissen mit Selbstherrlichkeit handeln und entscheiden kann, wird sich ganz genau nichts ändern.
      Man stelle sich vor es findet eine Wahl statt und niemand geht hin. Was wäre dann?

  6. Oliver

    Na wenn das mal nicht die ‚Generation Greta‘ ist, die uns ‚Älteren‘ immer so gerne vorwirft verantwortungslos und egoistisch zu handeln… #GlashausUndSteine

  7. Mathias

    Berlin macht sich immer mehr zur Lachnummer der Unentschlossenheit. …
    Friseur auf
    Spielplätze weiter offen
    Sonntag einkaufen
    Sorry, man kann sich nur noch am Kopf fassen für so gnadenloses versagen im einmal hart durchzugreifen.
    Berlin wird sich noch umschauen wenn die Hauptstadt sich eigene regeln bastelt

  8. Uwe K.

    Kenny: „Kanzler Kurz von nebenan zeigt wie man souverän sein Amt ausübt „. Durch sein verantwortungsloses Wegsehen und seine Untätigkeit hat Kurz dafür gesorgt, dass sich im Après-Ski-Mekka Ischgl halb Nordeuropa infiziert hat!

    1. Kenny

      @Uwe K.
      Das Problem ist einfach die Inkubationszeit. Nachdem es mit Ischgl klar war, hat Kurz sehr wohl sehr konsequent reagiert, wie jetzt auch Bayern mit Söder.
      Zwischen dem öffentlichen auftreten von Kurz im Gegensatz zu Merkel oder Michael Müller liegen Welten.
      Sollten Sie zufällig ORF und/oder oe24.TV zu Hause empfangen können, werden Sie diese gravierenden Unterschiede feststellen. Letzteres Programm sollte über Internet funktionieren.
      Bis zu 38 Mrd. hat Kurz zur Krisenbewältigung jetzt für Österreich vorab ausgelobt. Das wären auf Deutschland mit ca. Faktor 9 bis 10 Einwohnern ca. 350 Mrd. Euronen.
      Unser Michael Müller hat sich ja jetzt in freiwillige Quarantäne begeben. Ich habe den persönlichen Eindruck, in dieser befand er sich fast ununterbrochen seit Regierungsantritt.

  9. Roedig

    Heute ARD… Apell…

    Warum wird die Sendung nicht mit Türkisch und Arabisch untertitelt?
    Bei aller Toleranz meinerseits, das ist zu viel :
    Sah heute mehrere Männer , die sich küssten, auf den Boden spuckten…

    1. Markus Kamrad Post author

      Wenn dem so wäre. Wäre das nicht gerade ein Grund für mehr Aufklärung. z.B. in Form von Untertiteln in den jeweiligen Sprachen?

Kommentarfunktion ist geschlossen.