Es sieht aus wie ein lauschiger Biergarten, nur ohne Bier. Die Gäste sitzen im Halbschatten unter großen Ahornbäumen und löffeln Nudeleintopf, dazu wird Tee serviert. Friedlich und ruhig ist es hier. Von der lauten Wollankstraße ist nichts mehr zu hören, auch wenn sie nur 50 Meter entfernt ist. Die Gäste sitzen weit auseinander, an jedem Tisch steht nur eine Bank, und falls es regnet, könnten sie sich auch in eines der Zelte setzen, die das THW als Amtshilfe für den Bezirk (und dadurch kostenlos) zur Verfügung gestellt hat.
Die Brüder des Franziskanerklosters hatten angeboten, ihren Garten zu öffnen, um eine Essensausgabe mit ausreichend Platz zu ermöglichen. Eine schöne Idee, doch es war ein großer Kraftakt, das auch behördlich genehmigen zu lassen. Der Leiter der Suppenküche, Bernd Backhaus, telefonierte sich durch die Verwaltungen und wurde vom Veterinär- und Lebensmittelamt zum Ordnungsamt und zurück verwiesen. Vielleicht das Gewerbeamt? Keiner wusste, wer für die Genehmigung einer Essensausgabe in einem Klostergarten zuständig ist.
Der direkte Weg über Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn und den Corona-Krisenstab des Bezirks half schließlich. Und als dann auch noch die richtige Ansprechpartnerin im Gesundheitsamt (!) gefunden war, ging es auf einmal ganz schnell. Am Donnerstag vor dem langen Wochenende wurde alles telefonisch besprochen und für genehmigungsfähig befunden, und am Mittwoch darauf hatten Bernd Backhaus, Bruder Christoph und all die freiwilligen Helfer alles organisiert und aufgebaut. Um zur Suppe auch „ne Stulle“ reichen zu können, dürfen die Helfer beim Brothersteller Harry so viel Brot abholen, wie eben nötig ist und auch die Essensspenden von mehreren Rewe-Filialen und der neuen Denns Biomarkt-Filiale schräg gegenüber helfen.
Damit kann die Holzbude, aus der Ehrenamtliche zuletzt belegte Brote und Tee ausgegeben hatten, geschlossen bleiben. Die Gäste bekommen jetzt wieder warmes Essen und, vielleicht genauso wichtig, sie können sich wieder für einen Moment hinsetzen und willkommen fühlen. Ein Mann witzelt: „Ich komme mir vor wie im Schullandheim“.
Damit ist zumindest für den geschlossenen Essenssaal eine Alternative gefunden worden. Am Dienstag (19.5) startet auch die Sozialberatung wieder, nicht wie früher in den Räumen der Suppenküche, sondern in einem Büro vorne im roten Haus, immer dienstags und freitags. Für die Hygienestation und die Kleiderkammer sieht es dagegen weiterhin schlecht aus. Sie bleiben zu. Bernd Backhaus bittet deshalb dringend darum, keine Kleiderspenden abzugeben. Viele würden trotz eines Hinweisschildes Kleidersäcke vor die Tür stellen, und die Helfer wissen gar nicht mehr, wohin damit.
Die Essensausgabe im Franziskanerkloster beginnt dienstags bis sonntags um 12:45 Uhr mit dem Läuten der Glocken und endet um 14:30 Uhr. Zugang über die Wollankstraße 19.
Wenn ich aufzählen sollte, was in unserem Kiez _wirklich_ wichtig ist, fällt mir nicht allzuviel ein… Was ist schon „wirklich“ wichtig? Was ist es in dieser schwierigen Zeit? Und wie wichtig mag das Wichtige für diejenigen unter uns sein, denen es besonders schlecht geht?
Als es in Berlin noch Touristen gab, konnten arme Menschen zumindest Flaschen sammeln oder betteln. Als es dem Dönerladen gut ging, konnte er auch mal ´nen Döner verschenken. Aber nun? Es leiden die ohnehin Leidenden immer zuerst und am meisten.
Daher bin ich dankbar für die Suppenküche und die Menschen, die dahinter stehen und ehrenamtlich die Arbeit erledigen. Ich weiß, wie wichtig die Existenz der Suppenküche für so viele Menschen ist. Aber das weiß ich alles schon lange. Neu war mir, dass ich sehr indirekt schon lange mithelfe sozusagen. Zwar _sehr_ indirekt, aber es hat mein Herz erfreut, als ich den Artikel las und habe auf seiner Wesite gerade dem Hersteller wie folgt gedankt:
Hallo Harry,
sehr geehrte Damen und Herren,
vor einigen Jahren habe ich bei meinem Rewe Ihr Harry VOLLKORN mit Sonnenblumenkernen entdeckt.
Ich bin ein verwöhnter Esser und nicht leicht zu überzeugen und daher besonders glücklich, dass mir nun schon so lange Ihr Brot gut schmeckt. Sehr gut sogar. Gerade habe ich gelesen, dass Ihr Unternehmen die Suppenküche der Franziskaner unterstützt und gleich werde ich zwei Scheiben Sonnenblume auf den Teller legen und belegen. Und das wird mir so gut schmecken wie nie zuvor; also jetzt sehr, sehr gut. Ich bin glücklich, dass ich Ihr Brot entdeckt habe und genieße die Stullen nun mit warmem Herzen. Danke dafür.
Danke, dass Sie sich in dieser schwierigen Zeit für diejenigen Menschen engagieren, denen es so schlecht geht, wie wir es uns kaum vorstellen können.
Ich werde Freundinnen und Freunden von Ihnen und Ihren Produkten erzählen und sende beste Grüße und Wünsche