Der Schriftzug hing schon lange an der Fassade, doch die Eröffnung des Fritz Heyn in den Heynhöfen ließ auf sich warten. Denn es ist gar nicht so einfach, aus einem Lagerraum ein Café zu machen. Am Ausbau lag es nicht, seine Ideen hatte Inhaber Christian Gröschel (Inco Media) zusammen mit seinen Leuten schnell umgesetzt. Doch ein Amt davon zu überzeugen, dass Räume, die um 1900 als Lager genutzt wurden, 2015 auch für ein Café geeignet sein könnten, war deutlich schwieriger. Viele Gutachten und Baupläne waren nötig. Erschwerend kam hinzu, dass sich in den Heynhöfen auch eine chemische Reinigung (Zentraler Theaterdienst) befindet, so dass auch noch Luftmessungen gefordert wurden. Das Ergebnis: „unbedenklich“ und plötzlich konnte es losgehen. Unauffällig und ohne großes Tamtam ging es Ende September an den Start. Am 10. Oktober war dann die offizielle Eröffnungsparty.
Das Fritz Heyn ist fast alles: Mittags „Kantine“ für die in den Heynhöfen ansässigen Firmen und alle anderen, nachmittags ein Café mit Kaffee und Kuchen und abends Bar und Kneipe mit Pilsner Urquell vom Fass und dem getorftesten Whisky überhaupt (200ppm). Aber auch für Weinliebhaber und anspruchsvolle Gin- und Wodka-Trinker lohnt sich das Nachfragen. Nur die Cocktailkarte beschränkt sich (aus Platzgründen) auf die Klassiker Mojito und Caipirinha. Hier wäre alternativ ein Besuch in der „Bar“ in der Florastraße zu empfehlen.
Aus dem ehemaligen Lagerraum der Stuhlrohrfabrik von Fritz Heyn ist ein uriges und gemütliches Café geworden. Designer Christian Gröschel, der mit zwei Partnern endlich Erbpachtverträge für die Heynhöfe erhält, hat alles stilsicher gestaltet: Schwarz, grau, Holz sind die bestimmenden Farben und Elemente. Alles ist selbst gebaut, der große Tisch, die Barhocker, die Regale. Den Originalboden von circa 1907 haben sie wieder freigelegt, genauso wie die alten Balken in der Decke. An den Wänden hängen historische Fotos des Namengebers, die Beleuchtung ist gedämpft, damals war es schließlich auch nicht heller. Die zwei Räume haben Charakter.
Betreiberin ist Daniela Tübel, die auch das Tiriki in der Florastraße führt und auch weiterführen wird. Sie weiß: „Das wird eine extrem sportliche Zeit“. Nachmittags im Tiriki, abends im Fritz Heyn, vormittags Organisatorisches und nebenbei noch ihr Catering-Unternehmen, da reicht ein 12-Stunden-Tag nicht. Das geht nur, weil ihre zwei Kinder schon (fast) erwachsen sind. Die Rund-um-die-Uhr-Belastung soll kein Dauerzustand werden, aber erst einmal wird experimentiert: Welche Speisen kommen gut an? Anfangs werden es die selben Tagesgerichte wie im Tiriki sein. Dort wird auch gekocht, denn im Fritz Heyn ist die Küche eine bessere Kammer. Später ist eine eigene Karte geplant, mit einer Mischung aus wechselnden Tagesgerichten, Suppen, Quiche und Salat. Vor allem die Brotzeit ist zu empfehlen: Verschiedene Käsesorten, Schinken und Oliven mit selbstgemachten Brotaufstrichen und Feigensenf, üppig angerichtet auf einem Holzbrett, serviert mit frisch gebackenem Brot – das ist lecker und man isst unweigerlich zu viel.
Doch das Fritz Heyn ist nicht nur ein Café, es soll auch ein „Showroom“ sein, ein Fenster zu den Heynhöfen. Nicht nur, dass man tatsächlich durch ein Fenster in die Werkstatt der Motorradspezialisten von Eisenschwein schauen kann, der kleinere Raum des Fritz Heyn soll auch für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden können – von den Gewerbetreibenden der Heynhöfe, aber auch von Kulturschaffenden in Pankow.
Das Einzige, was im Fritz Heyn aus dem Rahmen fällt, sind die Stühle. Unverkennbar Ikea, Modell Stefan, nur nachträglich durch ein schickes Dunkelgrau veredelt. Sie sollen alle noch ausgetauscht werden, nach und nach, denn Stühle sind teuer. Wer also einen alten Lehnstuhl aus den 30er/40er Jahren abzugeben hat, darf gerne im Gegenzug einen Ikea-Stuhl mitnehmen.
Fritz Heyn
Heynstraße 15
Telefon 453 047 23
info@fritzheyn.de
www.fritzheyn.com
Mo-Mi 12-20 Uhr
Do-Fr 12-open end
Sa-So 15-open end
Zum Vormerken: 12./13.12. Adventsmarkt in den Heynhöfen (3. Advent)
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Kreativ und gefährdet: Die Heynhöfe
Das sehe ich doch als Bereicherung an….eine kleine Insel in der entstandenen Betonwüste. Erhalt von Vorhandenem und Dingen die eine Ausstrahlung und Geschichte haben.
Na dann backt schon mal den Kuchen wir sind fast da 🙂
Natürlich war ich mit meiner Freundin nach laaanger Verabredungszeit bereits dort – ja, es ist schön geworden. Und es durftet noch etwas nach guter, alter Werkstatt…
Auch wir haben uns sehr auf die Eröffnung einer neuen Bar in Pankow gefreut. Da ist ja nach oben noch viel Luft. Die Einrichtung ist warm und gemütlich, wirkt vielleicht ein bisschen gediegen. Der Service ist freundlich und zuvorkommend. Der Wein absolut lecker. Nur die Musik darf bitte bitte etwas weniger gewöhnlich sein!!
Ansonsten freue ich mich schon auf die kommende Frühjahr-/Sommersaison auf der Terrasse.
Hoffentlich ist der Kaffee und die Musik besser als im Tiriki, hier dürfte noch Luft nach oben sein… z.B. mal den Kaffee im Antipodes in der Fehrbelliner Str. probieren. Musik von Bon Jovi oder Bon-Jovi-artiges – wie im Tiriki gehört – geht m.E. 2015 nur noch im eigenen Kämmerlein.
Nach dem netten Hinweis hier, war ich gestern mit einer Freundin da um einfach mal reinzuschauen. Das Essen haben wir nicht probiert, aber das Ambiente ist toll und die Mitarbeiter waren wirklich super nett.
Wenn dann die Einrichtung (Stichwort Tapeziertische 😀 ) vollständig ist, wird das Komplettpaket hoffentlich weiterhin überzeugen.
Vielen Dank für diese Neuigkeiten. ..werden sofort dort einkehren, und berichten.