Bahn baut mehr Lärmschutz als gedacht

Von | 4. April 2017

Die Maßnahmen auf einen Blick

Ab Herbst soll die Gegend rund um die Florastraße leiser werden. Zumindest was den Zuglärm betrifft. Die Deutsche Bahn wird die S- und Fernbahntrasse im Rahmen des Lärmsanierungsprogramms des Bundes mit Lärmschutzwänden ausstatten. Wo das nicht genügt, können die betroffenen Wohnungen mit Lärmschutzfenstern nachgerüstet werden. Die bereits im vergangenen Jahr vorgestellten Pläne wurden inzwischen erweitert. Denn der Gesetzgeber hat die Grenzwerte verschärft. Daher wird es mehr Lärmschutzwände und mehr berechtigte Wohnungen geben.

Was genau geplant ist, wurde am Dienstagabend auf einer Informationsveranstaltung des Bezirksamtes und der Bahn im Rathaus Pankow erläutert. Nur wenige Anwohner der Bahnstrecke Gesundbrunnen – Blankenburg waren gekommen, um sich die Ausführungen von Susanne Müller, DB Netz AG, und dem Schallschutz-Gutachter Torsten Olbrich anzuhören.

Folgende Lärmschutzwände sind im Florakiez geplant:

  • Dolomitenstraße bis Mühlenstraße: Stadtauswärts gesehen auf der rechten Seite neben der Fernbahn, 788 m lang, Wandhöhe 3 m über Schienen-Oberkante
  • Florastraße: Auf Höhe der Mühlenstraße, stadtauswärts gesehen links neben der S-Bahn, 238 m lang, Wandhöhe 3 m
  • Granitzstraße und Hadlichstraße, hinter dem S-Bahnhof Pankow auf beiden Seiten. Neben der Fernbahn, 598 m lang und 2 m hoch sowie links neben der S-Bahn 428 m lang und 3 m hoch
  • Weitere Wände im Verlauf der Strecke bis zum Bahnhof Blankenburg

In einem zweiten Schritt, voraussichtlich ab Herbst 2020, kommen weitere Schutzwände hinzu:

  • Brehmestraße: Stadtauswärts gesehen links neben der S-Bahn, 355 m lang, Wandhöhe 3 m
  • Granitzstraße und Hadlichstraße, Stadtauswärts gesehen rechts, 915 m, Wandhöhe 2 m

Im Bereich des S-Bahnhofs Pankow können aus technischen Gründen keine Lärmschutzwände errichtet werden.

Wo Lärmschutzwände allein nicht genügen, können die Hausbesitzer Schallschutzfenster und gegebenenfalls Lüfter einbauen lassen. 75 Prozent der Kosten dieser sogenannten passiven Maßnahmen übernimmt der Bund, das restliche Viertel müssen die Eigentümer tragen. Die betroffenen Hausbesitzer werden angeschrieben, danach erfolgt eine Begehung der Liegenschaft. Erst danach dürfen Handwerker beauftragt werden. Das Problem: Mieter haben keinen Anspruch auf den Lärmschutz. Viele Vermieter nehmen das Angebot nicht war, weil ihnen auch 25 Prozent noch zu viel sind. Die Beteiligungsquote liegt laut Susanne Müller erfahrungsgemäß bei nur 15 bis 25 Prozent. Von der Rate im Florakiez werde sich die Bahn überraschen lassen.

Auch die passiven Maßnahmen erfolgen in zwei Schritten ab Ende 2017 und voraussichtlich drei Jahre später. Wegen der verschärften Grenzwerte steigt die Zahl der berechtigten Wohnungen.

So sehen die detaillierten Pläne aus. Das Beispiel zeigt die Mühlenstraße.

Auf den Karten der Bahn sind die Immobilien, bei denen die Werte trotz der Lärmschutzwände zu hoch sind, rot gekennzeichnet. Grün zeigt an, dass die Lärmbelastung im akzeptablen Bereich liegt. Ist ein Haus rot markiert, bedeutet das nicht, dass alle Wohnungen betroffen sind. Häufig sind es nur die oberen Stockwerke, weil sie von Schallschutzwänden nur wenig oder gar nicht abgeschirmt werden.

Von den Maßnahmen profitieren in erster Linie Altbauten. Denn das Programm berücksichtigt im Osten nur Häuser, die vor 1990 und damit vor dem Inkrafttreten des Bundes-Immissionsschutzgesetzes gebaut oder genehmigt wurden. In Westdeutschland ist der Stichtag das Jahr 1974. Bei neueren Häusern, die in der Nähe von Bahntrassen oder Straßen gebaut wurden oder werden, muss sich der Bauherr um den Schallschutz kümmern.

Der Baubeginn ist für Ende September 2017 vorgesehen, Mitte 2018 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Insgesamt werden auf dem Abschnitt Gesundbrunnen – Blankenburg in der ersten Runde 6,5 Millionen Euro investiert. Hinzu kommen 170.000 Euro für Schallschutzmaßnahmen an Gebäuden. Für den zweiten Schritt ab 2020 sind 1,1 Millionen und 150.000 Euro veranschlagt.

Während der Bauarbeiten wird es Unterbrechungen des Bahnverkehrs geben, denn die Montage erfolgt von der Bahntrasse aus. Teilweise muss auch nachts gearbeitet werden. Und es wird zu Lärmbelästigungen kommen.

Hanno Hall

Lebt seit 1997 in Berlin und seit 2010 im Kiez. Verantwortet ntv.de und die ntv Apps. Interessiert sich für Baustellen, Flughäfen und Politik. Geht zu Fuß, fährt Rad, BVG und Auto.