Bahnhof Pankow: Wie kann die Situation verbessert werden?

Von | 6. März 2019

Bahnhof Pankow

Als wir vor einem Jahr über die zunehmende Verwahrlosung rund um den Bahnhof Pankow geschrieben haben, wurden wir überrascht von den vielen Reaktionen und Kommentaren. Große Zeitungen griffen das Thema auf. Bis heute hat sich die Situation nicht wirklich verändert, im Gegenteil, die Beschwerden über Trinker, Obdachlose und Vandalismus rund um den Bahnhof Pankow häufen sich. Aus diesem Grund hat die Politik am Dienstagabend zu einem parteiübergreifenden Runden Tisch geladen, initiiert von Stefan Gelbhaar, Andreas Otto (beide Grüne) und Stephan Lenz (CDU).

Mit dabei waren Anwohner und Gewerbetreibende, Vertreter von Polizei und Ordnungsamt, BVG und der Deutschen Bahn, von Sozialeinrichtungen und dem Franziskanerkloster, das auch der Gastgeber war. Eine hochkarätig besetzte Runde.

Der Zustand war schnell benannt:

Im Bahnhof und besonders rundherum ist es häufig dreckig und vermüllt, es riecht nach Urin. Fahrgäste fühlen sich unwohl. Edeka und das Ärztehaus haben darauf mit einem eigenen Sicherheitsdienst reagiert. Im berlinweiten Vergleich ist der Bahnhof Pankow laut BVG, Bahn und Polizei „meilenweit von einem Brennpunkt“ entfernt. Bei der BVG komme er noch nicht einmal unter die Top Ten der Problemfälle. Auch die registrierten Straftaten sind nach Polizeiangaben zurückgegangen, (abgesehen von Fahrraddiebstählen, die sind von 120 (2017) auf 135 (2018) gestiegen). Das seien allerdings nur die „erkennbaren Zahlen“, wie es Polizeidirektor Klaus-Dieter Burkowski, Leiter des Polizeiabschnitts 13, formuliert. Die Dunkelziffer sei hoch, oft gebe es kein Interesse an einer Anzeige. Kurz: Der Bahnhof Pankow zeige im Kleinen die großen Probleme Berlins. Ein Mikrokosmos.

Und warum ändert sich nichts?

Auch da bestand schnell Einigkeit. Zu den Gründen gehören: Die Personalnot bei Polizei und Ordnungsamt. Wildpinkler zu verfolgen habe da beispielsweise keine Priorität. Hinzu kämen zu viele Zuständigkeiten: So dürfen zum Beispiel Ordnungsamtsmitarbeiter im Bahnhof nicht eingreifen, der Sicherheitsdienst nicht auf öffentlichem Gelände. Oft fehle es überhaut an der gesetzlichen Grundlage zum Eingreifen.

Zudem verwiesen alle Beteiligten darauf, dass Verdrängung keine Lösung sei. Menschen „mit viel Zeit“ kämen nach Dienstende der Behördenmitarbeiter wieder zurück oder gingen eben woanders hin. Gleichzeitig dürfe man es den Menschen aber auch nicht „zu schön“ machen, sonst kämen immer mehr, das zeige die Praxis, wie die Vertreter von BVG und Ordnungsamt schilderten.

Was also tun?

Natürlich kann der Runde Tisch zum Bahnhof Pankow nicht die Situation in den Herkunftsländern ändern, damit wohnungslose Menschen gar nicht erst nach Deutschland kommen. Darin waren sich alle einig. Also gab es Vorschläge, um sich einer kleinen Lösung zu nähern:

  • Die Caritas nimmt Kontakt mit den Betroffenen im Bahnhof auf, unterstützt von einem Kontaktbereichsbeamten der Polizei in Zivil. Das Ziel, eine Art Bestandsaufnahme: Woher kommen die Obdachlosen und welche Probleme haben sie? Beim nächsten Treffen des Rundes Tischs soll dann entschieden werden, wie ihnen geholfen werden kann.
  • Eine bessere Vernetzung von BVG, Bahn, Ordnungsamt und Polizei, um auf kurzem Dienstweg unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche überwinden zu können.
  • Plakate aufhängen mit Hinweisen zu Hilfsangeboten, wie zum Beispiel im Franziskanerkloster.

Interessanterweise wurde den ganzen Abend nur über wohnungslose Menschen und den Umgang mit ihnen geredet. Dabei ging unter, dass es noch eine zweite Gruppe gibt, die dazu beiträgt, dass sich viele am Bahnhof nicht mehr wohlfühlen: Jugendliche nutzen den Garbátyplatz abends als Treffpunkt zum Vorglühen. Der Alkoholumsatz bei Edeka steige an den Wochenenden deutlich an, wie der Marktleiter Herr Boy, beschreibt. Seiner Einschätzung nach sind es vor allem die Jugendlichen, die dann mit steigendem Alkoholpegel unangenehm werden, Kunden anpöbeln, an die nächste Wand pinkeln und sehr wahrscheinlich eher für Vandalismus verantwortlich sind als die Obdachlosen. Die seien vielmehr ruhig und zurückhaltend.

Vielleicht wird der Fokus beim nächsten Treffen noch einmal erweitert. Es soll noch vor der Sommerpause, voraussichtlich im Juni stattfinden.

36 Kommentare zu “Bahnhof Pankow: Wie kann die Situation verbessert werden?

  1. PWendelBln

    „Jugendliche nutzen den Garbátyplatz abends als Treffpunkt zum Vorglühen. Der Alkoholumsatz bei Edeka steige an den Wochenenden deutlich an, wie der Marktleiter Herr Boy, beschreibt. Seiner Einschätzung nach sind es vor allem die Jugendlichen, die dann mit steigendem Alkoholpegel unangenehm werden, Kunden anpöbeln, an die nächste Wand pinkeln und sehr wahrscheinlich eher für Vandalismus verantwortlich sind als die Obdachlosen. Die seien vielmehr ruhig und zurückhaltend.“

    Als regelmäßig öfter nachts Durchreisender in Pankow teile ich die Ansicht.

    Und sie haben es nicht so mit dem Wort „Alkohol“ 😉

    1. Cathrin Bonhoff Post author

      Offenbar… 😉 Jetzt sollten o und h an den richtigen Stellen sitzen.

  2. Del Sol

    Ich finde auch dass es nicht alleine an Obdachlosen liegt. Wie bereits erwähnt liegt es auch viel an den Jugendlichen die den Garbátyplatz als Treffpunkt für ein “Saufgelage” verwenden und dabei gar keinen oder wenig Respekt gegenüber den anderen Passanten zeigen. Ich finde es auch erschreckend in was für eine hässliche Graffitistrasse sich die Florastr verwandelt und das fällt mir persönlich auf, dass es sich seit einem Jahr stetig verschlimmert. Da herrscht auch großes Handlungsbedarf

  3. Katja

    Es liegt auch an dem ollen Dönerladen neben dem Klo und dem anderen Dönerladen neben dem Bahnhof, wo billig Alkohol angeboten wird und billig Essen.
    Die haben dort keinen Grund weg zu gehen, alles is da. Klo, Alkohol und Essen.
    Will sagen, das das dort so ist seit der Dönerläden und wegen des ganzen Hausmonstrums. Da kann nicht wirklich was geändert werden, es sei denn die Läden machen zu und mehr Polizeipräsenz.

    1. Max Müller

      Ich verstehe Klos brauchen die gar nicht, lt. Artikel gibt es ja Wände.

      Ist aber Schuld des Staates, wieso werden denn keine geeigneten Vorglühplätze für Jugendliche gebaut.
      Auf dem Pankower Tor Gelände ist doch noch fünf Jahre Platz bis die Grünen einen von den 100 Entwürfen für
      genehmigungsfähig erachten, da könnte man doch einen schönen Platz weit weg von allem einrichten.

  4. Tom

    Man kann auch aus ner Mücke einen Elefanten machen. Klar ist schön anders. Aber ganz ehrlich…willkommen in der Großstadt!

    1. Hannes W.

      Großstadt (bzw. besser Millionenstadt) ist kein Synonym für Dreck, Chaos, Kriminalität, Drogen, Verwahrlosung und Asozialität. In den meisten entwickelten(!) Ländern dieser Erde weiß man das. Ich gehe davon aus, dass Sie kaum andere Millionenstädte in entwickelten Ländern besucht haben, sonst würden Sie das auch so sehen. Aber wenn Sie Berlin natürlich auf einem Niveau wie Luanda oder Rawalpindi einordnen, dann wundert mich ihre Einstellung nicht.

      1. Graumann

        Sie sind aber viel in der Welt rumgekommen. Pankow ist nicht Bwrlin bzw. das Zentrum.Möchte nicht wissen wie es in „ihren“ Millionenstädten am Stadtrand aussieht!?
        Als Fahrradfahrer lehne ich diese unfassbar vielen und das Stadtbild verschandelnden Fahrradständer ab. Steht der Bahnhof nicht unter Denkmalschutz??

        1. Max Müller

          >Pankow ist nicht Bwrlin bzw. das Zentrum.Möchte nicht wissen wie es in „ihren“ Millionenstädten >am Stadtrand aussieht!?

          Pankow ist nur die bürgerliche Vorstadt von Berlin, und die haben sie gerade ernsthaft mit Slums verglichen?

          Na gut, der Eindruck kann ja tatsächlich entstehen.

          1. Graumann

            Wie lange wohnen Sie denn in Pankow? Ich wohne seit 30 Jahren in der Florastraße. Bürgerliche „Vorstädte“ von Berlin finde ich im Südosten von Berlin oder Frohnau, also in West-Berlin, aber Pankow bestimmt nicht trotz eines Bürgerparks. Für mich hat Ost-Berlin, außer Teile von Friedrichhain und Prenzelberg, noch immer, im noch den nicht positiven „DDR-Charme“. Ich sage immer, fährt mich mit verbundenen Augen durch Berlin und wenn ich anhalte und die Augen öffne, sage ich ob ich in Ost- oder West-Berlin gelandet bin.

    2. Hans im Glück

      Heute gegen 18:00 Uhr – Drei Gäste aus Osteuropa – Schlafend auf dem Bürgersteig beim Ärztehaus …

      … schön ist wirklich anders.

      1. André

        Woran erkennt man ‚Osteuropäer‘, insb. wenn sie schlafen?
        Und ja: auf dem Bürgersteig schlafen zu müssen, ist wirklich nicht schön.

        1. Hans im Glück

          Es sind die selben Gäste die jeden Tag am Bahnhof trinkend und stinkend rumstehen und zu viel Zeit haben. Es sind die selben Gäste die kein deutsch sprechen und ihre weiblichen Angehörigen und ihre Angehörigen unter 14 Jahre zum betteln schicken. Ich möchte Sie nicht weiter mit Einzelheiten langweilen insbesondere da heute Ostersonntag ist und Sie diesen Tag bestimmt nutzen um die Welt ein klein wenig freundlicher zu gestalten.

          1. Graumann

            Hoffentlich bekommen Sie keine Albträume und können noch ruhig schlafen.
            Nur was machen wir den mit denen nun, einsperren, in den Bus setzen und nach Osteuropa transportieren? Oder AfD wählen? Mein Vorschlag, werden Sie Sozialarbeiter und kümmern Sie sich um die Menschen. Als Hans haben Sie bestimmt viel Glück damit.

  5. Nuit

    Der Vorplatz war schon immer anstrengend. In den 90ern ist man da ungerne langgefahren, weil da sich gerne auch mal Neonazis getrofden haben…

  6. Olaf Berndt

    Der Platz hat an Aufenthaltsqualität verloren, seitdem dort dieses hässliche Gebäude steht, wofür dann der Springbrunnen und die Rosenrabatten entfernt wurden, wo es noch Bänke um den Platz gab.
    Die Fahrrddiebstähle werden insofern noch zunehmen, wenn in nächster Zeit weiter die Fahrräder offen und frei zugängig an den Abstellplätzen zu sehen sind. In Bernau und in Oranienburg gibt es bereits abschließbare Fahrradgaragen, die videoüberwacht sind.
    Wenn sich Trinker vor einem Supermarkt aufhalten, die ausschließlich ihren Alkoholkonsum von Edika beziehen, dann sollte es auch eine gewisse Verantwortung geben, dass ihnen keinen Alkohol mehr verkauft wird. Das gilt auch für die umliegenden Gewerbetreibenden, die Alkohol verkaufen. Wenn schon angetrunkene Kunden den Laden betreten, kann der Hausherr von seinem Hausrecht auch Gebrauch machen und sollte seine Verantwortung nicht auf die Polizei oder das Ordnungsamt abschieben.

  7. Hans im Glück

    Nix aber auch gar nix wird sich ändern. Alles politisch gewollt.

    1. Hannes W.

      Hier kann ich nicht zustimmen. Es wird sich etwas ändern — nur leider in die falsche Richung. Ich gehe davon aus, dass sich die Situation noch weiter verschlimmern wird. Die vorgebrachten „Lösungsvorschläge“ sind ein Witz und funktionieren auch andernorts nicht. Und ja, ich gehe auch davon aus, dass dies alles politisch gewollt ist. Die Verantwortlichen finden Sie auf Senatsebene und in der Bundesregierung.

        1. Max Müller

          Wenn Hundehalter nur zuschauen, wenn ihr Tier auf der Straße kotet, soll das statt bisher 150 künftig 300 Euro Strafe kosten, in Problemkiezen würde die Strafe sogar 600 Euro betragen. Das gleiche Delikt in einer Grünanlage wird bei Vorsatz 200 Euro Strafe kosten, im Problemgebiet 400 Euro. Das Wegwerfen von Zigarettenkippen will Maack künftig mit einem Bußgeld von 120 Euro belegen, in Problemkiezen soll das 240 Euro kosten.

          Das wird lustig wenn die Strafen bei den Kampfhundebesitzern eingetrieben werden … dann sehen wir bald Ordnungsamtmitarbeiter in SEK-Montur.

          1. Hans im Glück

            … dann sehen wir bald Ordnungsamtmitarbeiter in SEK-Montur …

            Leider gibt es noch keine SEK Montur in Übergrößen.

  8. Hans im Glück

    – Menschen „mit viel Zeit“ –

    Nicht schlecht – Was es alles für Bezeichnungen gibt

  9. Hans im Glück

    Woher die Obdachlosen kommen sollte eigentlich bekannt sein. Dazu bedarf es keiner Klärung.

    – Der aus Bulgarien stammende Angeklagte, der ohne festen Wohnsitz in Deutschland war –

    1. Johanna

      But there are also German Assis at the station, not only those from Bulgaria and not only homeless people and not only young people as stated in the article. The German and Bulgarian Assis like to drink together. They truly integrate.

      The solutions suggested at the meeting do not address this problem at all! People that drink and make the U-Bahn dirty do not belong there and should be really thrown out. When that will be done regularly, they will stop gathering at the station. Also, those that beg for money „selling“ tissues or those that sleep at the bus stop – no matter if Bulgarian or German – they should not be allowed to do that. I do not care if this is done by police, BVG, Ordnugsamt or private security. I do not want to come to the station and see and smell it, this is why I pay taxes. The problem of homelessness is complicated, but this is not about homelessness!

  10. Hans im Glück

    @ Graumann

    Jegliches soziales Engagement ist bei diesen Gästen mit zu viel Zeit vergebliche Liebesmüh.

    1. Graumann

      Ja was wollen Sie bzw. sollen mit diesen Menschen gemacht werden? Es gab in Deutschland schon Zeiten, da meinte man Lösungen dafür zu haben. In dem einem Reich wurden sie eingesperrt und umgebracht, in dem nachfolgenden kleinen ostdeutschem Staat hat man sie ebenfalls eingesperrt oder erst gar nicht reingelassen oder zum Glück aus den osteuropäischen Staaten erst gar nicht rausgelassen. Finden Sie das gut?

      1. Max Müller

        Geben wir ihnen ein wenig harte Liebe.

        Rumliegen und betteln lassen ist jedenfalls keine Lösung.

        Da waren sie Anfang des letzten Jahrhunderts schon weiter, Geld geben war verpönt, es gab ne Art Gutscheine zum aushändigen.

        1. Hans im Glück

          Selbst Gutscheine sind des Guten schon zu viel. Der dt. Steuerzahler ist nicht für Angehörige osteuropäischer Länder verantwortlich welche in Deutschland ihr Glück suchen.

          1. Max Müller

            Voll d’accord, aber ich meinte hier nicht den Staat.

            Ich meinte die notorische Samariter-Fraktion die es nicht lassen können das Portemonnaie zu zücken und den „Armen“ Geld zu geben und die dafür sorgen, dass man nirgends mehr langgehen kann ohne belästigt zu werden. Wenn sie es schon nicht lassen können, dann wenigstens die Gutscheine, die nur in Essen getauscht werden können. Das hilft vor allem gegen die organisierte Bettelei, die verschwinden dann auch irgendwann wenn es nix zu holen gäbe.

          2. Graumann

            Deutschland ist so schlimm, besonders Berlin. Jetzt die AfD Fans auch hier und nicht nur bei Focus Online.

      2. Hans im Glück

        Würden Sie auch so schreiben wenn diese drei Gäste (plus Anhang) vor ihren Hauseingang tagein / tagaus ihre Zeit verbringen tun?

        1. Max Müller

          Harte Liebe = es ist schön in der Heimat oder Arbeit macht Spass und hilft gegen Langeweile.

          1. Hans im Glück

            Harte Liebe = Körper, Arbeit und Schweiß

        1. Hans im Glück

          Kottbusser Tor – Schön ist anders …

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