Größer geht in Berlin immer, zumindest im Selbstbild. So wird ein Stadtschloss aufgebaut, von dem lange niemand so recht wusste, was damit anzufangen ist. Oder der Neuen Nationalgalerie wird ein Neubau zur Seite gestellt, der die Gemüter spaltet. Vom neuen Flughafen, der angeblich jetzt schon zu klein ist, wollen wir gar nicht erst reden. In Pankow aber, wo große Vorhaben auch gerne scheitern, oder sich so lange hinaus zögern, dass sie als gescheitert gelten könnten, siehe Pankower-Tor, gibt es den Versuch des Gegenteils: An der Berliner Straße 11 gibt es den kleinesten Ausstellungsraum Berlins, die Little Window Gallery von Joanna Johnston und Marcel Kröner.
Ein kleiner Schaukasten, in Restaurants hängen in solchen meist die Karten, bietet gerade genug Ausstellungsfläche für ein nicht besonders umfangreiches Kunstwerk. Maximal 42x27x3 Zentimeter groß darf es sein, und immer wird es einen Monat lang ausgestellt. Im Februar, und so sind wir darauf aufmerksam geworden, denn die Galerie lässt sich leicht übersehen, stellt Künstler und Gelegenheits-Florakiezautor Christian Badel aus. Auch er ist von der Idee der Mini-Galerie begeistert und zeigt eine Zeichnung seiner Serie „On Stage“.
Seit vier Jahren betreiben Marcel Kröner und Joanne Johnston, die bis letzten Sommer im vierten Stock des Hauses an der Berliner Straße lebte, die Little Window Gallery. Beide haben Kunst studiert, bringen sich hier mit viel Idealismus ein. Denn die Idee hinter der Galerie ist, sagt Johnston, dass die Kunst durch den Schaukasten zu den Menschen kommt. Da niemand eintreten muss, wird das Ganze inklusiv und zugänglich. Geld machen die beiden mit der Galerie keines, sondern arbeiten als Kunstlehrer und mit Kindern mit Behinderungen. Wer es sich ansehen mag, am 16. Februar findet eine Vernissage für die Badel-Ausstellung statt. Selbstverständlich vor dem Kasten und nicht darin, so kann jeder, der Lust hat einfach stehen bleiben und mitfeiern.