Kreuz statt Klassenraum

Von | 4. März 2021
Containerlieferung für die Arnold-Zweig-Grundschule

An der Neuen Schönholzer Straße wurden am 3. März 2021 vor der JUKS Module aufgestellt, die Platz für 144 zusätzliche Schülerinnen und Schüler der Arnold-Zweig-Grundschule bieten sollen. Geplant war, dass die Kinder hier ab dem neuen Schuljahr unterrichtet werden. Doch es könnte sein, dass im Bau zunächst nicht alle Räume für Klassenzimmer zur Verfügung stehen, sondern einige als Briefwahllokal umfunktioniert werden. Dort könnten Bürger vor der Wahl ihre Stimmzettel abgeben und somit die Warteschlangen am Wahltag vermeiden.

Stefanie Baer, Direktorin der Arnold-Zweig-Grundschule, bestätigt diese Vermutung. „Es gab ein Gespräch mit Dr. Kühne und das ist eine Überlegung, die aber noch nicht endgültig abgeschlossen ist.“ Sie hat wegen der modularen Bauten und der acht zusätzlichen Klassenzimmer noch eine Klasse aus der Elizabeth-Shaw-Grundschule übernommen. Wo soll diese Klasse nun hin, wo es für die bereits bestehenden Klassen im Schulgebäude, auch ohne Corona-Pandemie, zu eng geworden ist? „Ich würde mir wünschen, dass wir dieses Haus mit allen acht Räumen übernehmen können“, sagt Baer am Telefon.

Torsten Kühne (CDU), Bezirksstadtrat für Schule, Sport, Facility Management und Gesundheit, erklärt florakiez.de, weshalb der modulare Ergänzungsbau der Arnold-Zweig-Grundschule überhaupt in Betracht gezogen wird. Er schreibt: „Die Briefwahlstelle muss barrierefrei (vorzugsweise ebenerdig) erreichbar, am IT-Landesnetz angeschlossen, zum Schutz der Wahlunterlagen gesichert sein, etc.. Externe, private Flächen fallen z.B. leider aufgrund des fehlenden IT-Anschlusses am Landesnetz aus.“ Im Umfeld hätten keine Örtlichkeiten gefunden werden können, die geeignet sind. Er betont, dass nicht der ganze Bau als Briefwahllokal genutzt werden soll. „Hier geht es ausschließlich um das Erdgeschoss für die Wochen im Wahlzeitraum August/September. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht getroffen.“ Dieses Gedankenspiel, nur einen Teil der Zimmer als Klassenräume zu nutzen und einen anderen als Briefwahllokal, lehnt Baer ab. „Das ist für mich keine Option.“ Immerhin verspricht Kühne, dass die Hinweise und Argumente der Schule gegen die Mitnutzung in der Prüfung berücksichtigt werden.

19 Kommentare zu “Kreuz statt Klassenraum

    1. Eysenbeiss

      Lächerliche Antwort – es wird in diesem Jahr überdurchschnittlich viele Rückstellungen bei der Einschulung geben, weswegen viele Schulen eher das Problem haben werden, ihre Kapazitäten wirklich voll zu bekommen.

      1. Max

        Ja vielleicht würden manche Schulen gerne von gestopft zu normal zurückgehen.
        Aber m.W. gibt es keinen Beschluss der dies generell erleichtert soll, immer noch eine Entscheidung des Schularztes. Und das Problem hätten dann die Kitas, die darauf auch nicht eingestellt sind.

      2. Icke

        Interessant…diese Information haben Sie woher?

  1. A. Frank

    Ich finde das absolut inakzeptabel! Die Schule kooperiert, um mehr Schulplätze zu ermöglichen und der Bezirk findet keinen anderen Platz, um ein Briefwahllokal einzurichten?
    Ein schwaches und peinliches Signal für mehr und gute Bildung!

    1. Eysenbeiss

      Einfach mal den GANZEN Bericht lesen, vor allem den Teil mit der Netzanbindung, dann noch mal nachdenken und anschließend schämen.

      1. Max

        Wofür braucht man überhaupt eine Netzanbindung, das Checken von Wahlbrief mit Perso sollte genügen, ohne das Einwohnerregister abzufragen (im Zweifelsfall muss der Wähler eben 30 m zum Rathaus gehen) und die Umschläge dürfen vorm Wahltag eh nicht geöffnet werden – hoffentlich!

      2. Frank

        Ich kann nur hoffen, dass es noch mehr staatliche Gebäude mit Anschluss and das Landesnetz gibt. Das nächst gelegene Schulgebäude zu wählen ist einfallslos bei gleichzeitigen Anforderungen an die Schulen, die zusätzlichen Plätze zur Verfügung zu stellen.

  2. Christian

    Wie schnell das geht. Klasse! Das „fliegende Klassenzimmer von der Neuen Schönholzer Strasse“. Die Grundschüler im Kiez können sich freuen!

  3. Wolfgang

    Ist ja interessant! Geht das mit dem Bau WEGEN der Wahl so schnell? Sonst wird hier doch selten ein Bautermin eingehalten…
    Abgesehen davon scheinen hier einige (Oberschlauberger-) Kommentatoren keine Ahnung von den Verhältnissen an Schulen zu haben, bzw. je mal mit jemandem gesprochen zu haben, der/die unter diesen Bedingungen täglich und TROTZ Bildungsmisere/-stau versuchen, einen einigermaßen „normalen“ Schulbetrieb aufrechtzuerhalten, und wie dringend es im Interesse der Kinder – welche ja immer wieder von der Politik mantramäßig wiedergekäut angeblich UNSERE ZUKUNFT sind – vonnöten ist, diese Verhältnisse besser gestern als heute zu verbessern. Und nun so etwas???
    Gäbe es keinen Schulanbau oder fiele die Wahl in den Frühling, dann hätte es auch einer anderen Lösung bedurft. Es ist ja vor Allem nicht einmal für ein „klassisches“ Wahllokal mit Stimmabgabe vor Ort vorgesehen, was sonst in jeder Schule und nicht immer barrierefrei eingerichtet wird. Es geht um BRIEFWAHL, wo das Wählereinzugsgebiet eher keine Rolle spielt bei einer Sammlung/Auszählung, wo der Ort flexibel sein kann. Und da wird es doch wohl irgendwo etwas geben!
    So wird das nun abermals auf dem Rücken der Kinder u.des Lehrpersonals ausgetragen. Das ist wirklich skandalös und unwürdig, wie so vieles der Politikmisere der letzten (mind.) 20 Jahre alleine in diesem Bereich!

  4. Kenny

    @Christian,
    es geht so schnell das die Bevölkerungsentwicklung, also der Nettozuwachs in Pankow seit 2012/2013 bekannt ist. Auch für Ihre Wahrnehmungen zusammenfassend…. 2021 haben wir jetzt.
    Schade das kein Baumaterial für die gegenüberliegende Mehrzweckhalle übrig war. Die Ausschreibungen für letzteres Projekt ist ca. 15 Jahre in der Vergangenheit erfolgt.
    „Wie schnell das geht. Klasse!“ = echt jetzt???
    Sie leiden hoffentlich nicht unter Wahrnehmungsstörungen oder Verwirrtheit in XXL.

  5. Michael Mund

    Ehrlich? Die Dummheit und Ignoranz unserer Volksvertreter nimmt gigantische Ausmaße an!
    In der Klasse meines Sohnes wurde trotz voller Belegung die Möglichkeit geschaffen noch zwei Schüler aufzunehmen und jetzt sollen die Kinder weiter in den zu kleinen Klassenräumen unterrichtet werden, weil die Wahl überraschend über den Bezirk kommt?
    Wie skrupellos und ignorant sind die Abgeordneten eigentlich?
    Soviel Einfallslosigkeit und Faulheit gehört spätestens zur Wahl abgestraft!

  6. Wolly

    „Baer, Direktorin der Arnold-Zweig-Grundschule, … hat wegen der modularen Bauten und der acht zusätzlichen Klassenzimmer noch eine Klasse aus der Elizabeth-Shaw-Grundschule übernommen. Wo soll diese Klasse nun hin?“

    Wie wäre es, die Klasse ginge zum Schuljahreswechsel zurück an die Shaw? Dort ist gerade der zweite Erweiterungsbau aufgebaut worden.

    Man redet hier über zwei oder rauch drei Monate teilweiser nichtschulischer Nutzung des Erweiterungsbaus. Wo genau ist das Problem?

    1. Icke

      Wo das Problem ist????
      So ein Frage kann man in der Tat nur stellen, wenn man vom Schulbetrieb wirklich null Ahnung hat (aber trotzdem eine Meinung). Und ich weigere mich, das jetzt hier zu erklären, es wird Sie eh nicht ernsthaft interessieren.
      Ich fände dieses Ansinnen ja schon in normalen Zeiten eine Zumutung für alle Beteiligten. Aber zur Zeit, wo alle an Schule Beteiligten von einem Chaos ins nächste geschickt werden und immerzu erwartet wird, dass alle jeden Scheiß mitmachen, ist das einfach nur unverschämt.
      Die Frage der Rektorin ist absolut berechtigt: Wo bitte schön sollen die Kinder hin? Hätte die Shaw noch Platz, hätte sie mit Sicherheit keine Klasse abgegeben (könnte übrigends auch eine neue erste Klasse sein, die jetzt in der AZ statt in der ES eingeschult wird…). Aber vielleicht findet sich ja noch ein Besenkammer… oder aus der Parallelklasse nimmt jedes Kind eines auf den Schoß…
      Ehrlich, das Ganze zeigt wunderbar auf, wo die Prioritäten liegen…bei den Kindern und der Bildung mit Sicherheit nicht.

  7. Harald

    Es ist tatsächlich bitter zu hören, dass in Berlin extra ein Schulneubau für eine überfüllte Schule gebaut werden muss, um dort Briefwahlen durchführen zu können, während die Schüler, für die er eigentlich verfügbar sein soll, weiterhin und noch mehr beengt in den Klassenzimmern zusammengepfercht werden, nur weil in ganz Berlin kein anderes Objekt die Voraussetzungen für eine Briefwahl besitzt. Traurig.Ärgerlich.Nicht zu fassen.
    Hauptsache immer viel schlaues Zeug geredet und dann doch die Kinder wieder hängen lassen.
    Ist ja nur ein Beispiel von vielen in der Berliner Schulpolitik.
    Welcome in Berlin. Vor in die Vergangenheit.

  8. Oliver

    Hallo Harald,

    ganz so weit würde ich nicht gehen, die Vergangenheit war schon ein bisschen ganz anders und wenn du sie persönlich kennst, dann willst du sie nicht wieder haben!

    Aber ich frage mich, wo man denn bis jetzt so eine Stelle in Pankow hatte, warum die dann jetzt nicht mehr ausreicht oder ist das eine neue Erfindung, eine Briefwahlstelle? Ich wähle ja seit vielen Jahren nicht mehr – kenne mich da nicht aus und würde auch als Lehrer a. D., der ich nun mal bin, dem Herrn oder der Frau Icke (Aber ick finds jut! :)) nicht zustimmen, denn wenn es einen Zusammenhang namens „Corinna“ zwischen dem aktuellen Schulchaos und dem nun scheinbar erforderlichen Wahllokal gibt, ist dieser nur indirekt und vor allem ist die allgemeine Schulknappheit ja hausgemacht.

    Da werden gigantische Neubautempel für den „Nettozuwachs“ (und ICE-Bahnhöfe, weil?) in den Bezirk gepflanzt, die Bäume und Grünflächen und nebst Kleingartenanlagen dürfen nach und nach weichen, Bauzäune und nun „fliegende Klassenzimmer der Neuen Schönholzer Straße“ wohin das Auge reicht, auch bei youtube.de? Haben Sie alle nichts besseres zu tun, als diesen „Lebenskrampf“? Aber die Stadt muss ja wachsen, so wie alles wachsen muss? Der Lauf der Natur…

    PS: Guter Unterricht, steht und fällt mit der lehrenden Person! Im Modulbau ebenso wie im historischen Gebäude oder einer ollen DDR-Plattenbau-Schule und auch, wenn es 35 Schüler und 20qm Klassenraum sind. Aber Hauptsache „schick“? Klasse!

    1. Kenny

      @Oliver,
      Ihr Text hat mich sehr sehr beeindruckt und das kommt nicht so oft vor.
      Sie sind eine Person der Praxis, haben insofern einen gewissen oder guten Überblick für die Gesamtsituation dieses Themas.
      Jeden Ihrer Sätze möchte ich ausdrücklich unterstreichen und gleichzeitig als Realität feststellen.
      Ich weiß nicht ob ich froh sein soll in der heutigen Zeit, jetzt speziell hier im Umfeld, kein Lehrer zu sein. Ich vermute das es so ist. Ich habe lediglich 14 Azubis mit ausgebildet, also nach deren jeweiligen Theorie an der Schulbank.
      Es war sehr harte Arbeit mit noch mehr Zeitaufwand, auch weil mein Ziel stets war die Eltern kennen zu lernen.
      Mit 6 der 14 bin ich bis heute im Kontakt, obwohl teilweise bereits 20 Jahre vergangen sind.
      Und wissen Sie was? Das ehrt mich persönlich innendrin. Natürlich bin ich mit den 6 ehemaligen Azubis per „Du“ und aus allen ist etwas geworden, alle haben inzwischen eine „eigene“ Familie und zeigen mir ein wenig Dankbarkeit, auch für meine Strenge aus der Vergangenheit. Man grillt mal zusammen, mit einem nebst Fru und Kind verbrachte ich einen Urlaub in Kroatien usw.
      Um den Bogen zu spannen, Sie schrieben ja zu Beginn über Schulen der DDR wie ich meinte es zu verstehen.
      Halten Sie den Kopf oben, manch Dank kommt eben erst sehr nach hinten zeitversetzt.
      LG Kenny

  9. Max

    Ich hätte eine gute Idee: Man könnte den Ratskeller, der momentan als LAGER für Dokumente benutzt wird verwenden: in den verbleibenden vier bis sechs Monaten digitalisiert man die Dokumente und lagert sie anschliessend an einem angemesseneren Ort. Schon hat man Platz für ein Wahllokal mit extra Eingang und Landes-IT im Haus.

    Und danach macht man wieder ein Restaurant daraus, das wäre eine Bereicherung für die lokale Gastro.

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