Tegel schließt am 8. November 2020

Von | 29. November 2019

Die Vorfreude wächst. (© Flughafen Berlin Brandenburg / Günter Wicker)

Nicht mal mehr ein Jahr. In 336 Tagen. Am Samstag, dem 31. Oktober 2020, wird der BER eröffnet. Das hat Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup am Freitag nach der entscheidenden Sitzung des Aufsichtsrats versprochen. Über Pankow wird es dann schnell ruhig, denn der komplette Umzug der Fluglinien von Tegel nach Schönefeld soll innerhalb von einer Woche über die Bühne gehen. Der Flughafen Tegel schließt am 8. November 2020.

Wenn es wirklich so kommt, geht die unendliche Geschichte vom Bau des BER doch noch zu Ende. Wenn auch mit neun Jahren Verspätung und vielen Milliarden höheren Baukosten.

Von Mitleidsbekundungen für Tegel bitten wir an dieser Stelle abzusehen. Ja, TXL ist ein Flughafen der kurzen Wege. Ja, die Architektur ist großartig. Ja, die Wege sind kurz und ja, man kommt aus Pankow in einer guten halben Stunde hin. Aber in der Innenstadt hat ein Flughafen heute nichts mehr verloren. Das Ding ist zu klein, völlig verschlissen und macht Krach. Außerdem werden die Flächen für Wohnungsbau, die Beuth-Hochschule und möglicherweise ein Hertha-Stadion gebraucht.

Wir nehmen aber Wetten an, dass folgende Kommentare hier oder auf Facebook trotzdem kommen: „Eine Stadt wie Berlin braucht mindestens drei Flughäfen.“ „Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Ich höre die Flugzeuge gar nicht mehr.“ „Lärm gehört dazu.“ oder „Zieht doch auf die Schwäbische Alb (zurück)/nach Brandenburg.“

Nützliches zum Thema Fluglärm:
Ist Pankow der Fluglärm egal?
Keine Lärmschutzzone: Ohren zu und durchhalten
Messergebnisse im Internet: Grüne und rote Punkte zeigen den Geräuschpegel
Start nach Westen oder Osten: Ja, wie fliegen sie denn?
Flugbewegungen live: Was fliegt denn da über der Florastraße?

Hanno Hall

Lebt seit 1997 in Berlin und seit 2010 im Kiez. Verantwortet ntv.de und die ntv Apps. Interessiert sich für Baustellen, Flughäfen und Politik. Geht zu Fuß, fährt Rad, BVG und Auto.

28 Kommentare zu “Tegel schließt am 8. November 2020

  1. Max

    Wette gewonnen!

    „Eine Stadt wie Berlin braucht mindestens drei Flughäfen.“
    1,5 wär gut gewesen,einen Verkehrs- und einen City-Flughafen mit einer kurzen Landebahn für General Aviation, Regierung und Hubschrauber. Und für Notfälle. Dann hätte man immer noch genügend Platz für andere Nutzungen übrig gehabt.

    „Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Ich höre die Flugzeuge gar nicht mehr.“
    Hätte man tatsächlich, wenn die Industrienation Schland es geschafft hätte, ein modernes Instrumenten-Landesystem installiert zu bekommen.

    „Lärm gehört dazu.“
    Für die Rentner-Republik zunehmend nicht.

    „Zieht doch auf die Schwäbische Alb (zurück)/nach Brandenburg.“

    Wegziehen werden tatsächlich viele, aus finanziellen und anderen Gründen.

  2. Kenny

    Es ist schon sehr mutig von Herrn Lütke Daldrup, ohne Baufertigstellungsanzeige einen genauen Eröffnungstermin zu nennen. Da kann man nur viel Glück wünschen.
    Da könnte man fast Wetten annehmen, ob es dieses mal wenigstens „pünktlich“ funktioniert .

  3. Himmel über Berlin

    Ich kaufe seit ein paar Jahren kein Feuerwerk mehr, der Feinstaub nervt mich.
    Aber dieses Silvester besorge ich mir genau 1 Rakete und heb sie auf 🙂

    1. Max

      Vielleicht noch ne Kerze kaufen für St. Florian und die Schönefelder die in der Schneise wohnen.

  4. Maja

    „Von Mitleidsbekundungen für Tegel bitten wir an dieser Stelle abzusehen.“ Wer ist WIR? Wer ist TEGEL?

    Andere Meinung? Nichts wert! Kennnen wir, wolllen wir nicht hören. Wo bleibt eigentlich der Wetteinsatz? VOLKSENTSCHEID? Nichts wert!
    Über den Wolken muss die Freiheit…
    Der bisher umweltreundlichste Flughafen der Welt soll nun auch zur Dreckschleuder werden? Grund zum Jubeln?
    Und überhaupt: Warten wir mal ab, vielleicht galoppieren da noch Pferde vor die Apotheke.

    1. Hanno Hall Post author

      Sind Sie etwa dem Fake-Volksentscheid der FDP auf den Leim gegangen?

      1. Max

        ich hätte eher gesagt der Umgang mit dem Volksentscheid war fake. Weil nicht mal so getan wurde, also wollte man versuchen sich daran halten, obwohl das die Mehrheit sinnvoll fand.

        Wenn Volksentscheide fürn Ausgang sind, dann sollte man sofort das Tempelhofer Feld bebauen, und zwar sollte man die 3000000 qm in 200000 kleine Parzellen aufteilen, da könnte dann jeder ein Tiny house haben, das ist voll im Trend und die nervötende Mietdiskussion wäre auch erledigt. Und streng genommen wäre das auch gar keine Bebauung, die Häuserl wären ja mobil.

        1. Hanno Hall Post author

          Der Unterschied: Der Tempelhof-Entscheid war ernst gemeint und es wurde über einen konkreten Gesetzentwurf abgestimmt.
          Beim Tegel-Entscheid wurde über einen unverbindlichen Appell abgestimmt. Das hat die FDP gemacht, weil ihr klar war, dass die Sache juristisch und politisch sowieso aussichtslos war. Eine Luftnummer für den Wahlkampf. Das Marketing hat sogar funktioniert und den schwächelnden Liberalen ein paar Schlagzeilen gebracht.

          1. Poltergeist

            Ach herrje, stimmt. Das war doch Herr Sebastian Czaja der FDP damals, selbst überhaupt nicht betroffen vom Fluglärm übrigens, mit seinem super Gehirnfurz?
            Da hat nur noch gefehlt, dass er mit dem sogenannten Sebastianmobil um Stimmen kämpfte. „Spaßwahlkampf“ 2.0 sozusagen.
            Nie wieder etwas von Herrn Czaja gehört…

          2. Max

            Dass die Pankower für die Schliessung sind ist mir auch klar, ich bin ja selber betroffen.

            Aber wieso unterstellen Sie einer Wirtschaftspartei, dass wirtschaftliche Vernunft nicht ernst gemeint sei? Ich sehe aber nicht wie man das in diesem Fall in Gesetzesform hätte giessen können.

            Dennoch kam der Volkswille klar zum Ausdruck:

            „Der Flughafen Berlin-Tegel „Otto-Lilienthal“ ergänzt und entlastet den geplanten Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ (BER). Der Berliner Senat wird aufgefordert, sofort die Schließungsabsichten aufzugeben und alle Maßnahmen einzuleiten, die erforderlich sind, um den unbefristeten Fortbetrieb des Flughafens Tegel als Verkehrsflughafen zu sichern!“

            – Wortlaut des Volksentscheids am 24. September 2017 in Berlin

            Es wäre angemessen gewesen sich zumindest ernsthaft damit zu beschäftigen, zumal es Gutachten gab die den Weiterbetrieb möglich sahen

            Mit Bund und Brandenburg hätte man zumindest verhandeln können, die hätten nämlich beide auch Vorteile daraus gehabt.

          3. Hanno Hall Post author

            Ist doch passiert:
            „Der Senat hat sich mit dem Ergebnis des Volksentscheids intensiv auseinandergesetzt. Zur Prüfung einer möglichen Umsetzung des Volksentscheides wurde eine umfassende Folgenabschätzung eines möglichen Weiterbetriebs des Flughafens Tegel erstellt. Die darin festgestellten rechtlichen, betriebswirtschaftlichen, finanziellen und stadtentwicklungspolitischen Folgen sowie die Auswirkungen auf Umwelt, Verkehr und Gesundheit sprechen gegen eine Übernahme der Inhalte des Volksentscheides.“
            https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2018/pressemitteilung.688337.php

  5. K. S.

    War nicht der Volksentscheid der Versuch, die politischen Entscheidungsträger zu nötigen, ein sehr eindeutiges und verbindlich gegebenes Versprechen zu brechen? (Dass das täglich tausendfach geschieht, ist für vernünftige Menschen nicht wirklich ein Gegenargument, oder?)

    Warum um alles in der Welt hätte man also so tun sollen, als wollte man versuchen sich an sowas zu halten???
    Auch wenn – um so schlimmer – es die Mehrheit sinnvoll findet das zu tun?

    Klaus

    1. Max

      „Wer sich auf Wahlversprechen verlässt, der ist ja nun wirklich unzurechnungsfähig“ Franz Müntefering

      Ich der Politik gibt es keine Versprechen, nur Entscheidungen, und die waren bei BER alle ziemlich falsch:

      https://www.tagesspiegel.de/berlin/alternative-sperenberg-mueller-sieht-ber-standort-als-geburtsfehler/11572774.html
      https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/flughafen-berlin-fehler-6-die-standortwahl/6724430-7.html?ticket=ST-48340197-mYo9GwMw0nZFZt9bVkb4-ap6

      Das Problem ist nur, dass immer wenn man den Fehler bemerkt stur weitergemacht wird.

  6. Kenny

    Alle am Feiern in der Umgebung des BER .
    [youtube=https://www.youtube.com/watch?v=q0hyYWKXF0Q&w=640&h=360]
    So kommt es vielleicht, nach diesem genialen Song…..

  7. K. S.

    Franz Müntefering hat traurigerweise ziemlich Recht mit seiner – wenn auch sehr pointiert formulierten – Sicht. Aber zu den Sachverhalten, über die wir hier sprechen, hat er nix beizutragen: Wüsste niemanden in diesem Gesprächsfaden, der zu „Wahlversprechen“ etwas gesagt hätte.
    Vielmehr impliziert der Konsensbeschluss dreier doch ziemlich gewichtiger Vertragspartner unvermeidlich auch ein ebenso gewichtiges politisches Versprechen. So unvermeidlich, dass ich dachte, das könne jeder selbst erkennen. Da das nicht so zu sein scheint, weise ich aber gern auch noch mal kurz darauf hin.
    Dass die politischen Entscheidungen bei BER alle ziemlich falsch gewesen seien, ist jetzt mal eben so eine hingeschriebene Behauptung, die hier nicht begründet wird. Entsprechend viel ist sie wert. Weil allerdings das schlichte Hinschreiben so schön einfach ist: Die Entscheidung, außerhalb des dicht besiedelten Ballungszentrums Berlin einen Großflughafen zu bauen, damit innenstädtische Flughäfen verschwinden können, ist eine der besten und vor allem richtigsten Entscheidungen der letzten 30 Jahre. Das ist ja sonnenklar, oder? Muss also nicht begründet werden. Und nun?

    Klaus

    1. Max

      Doch, Sie haben das Wort Versprechen eingebracht, wenn auch nicht im Zusammenhang mit einer Wahl.
      Ich wollte nur noch mal verdeutlichen, dass Politiker sich nicht an ihre „Versprechen“ gebunden fühlen, warum sollten sie es in diesem Fall, vor allem wenn es neue stichhaltige neue Erkenntnisse oder Änderung der Grundlagen gibt?
      Aber der Drops mit Tegel ist gelutscht, die Diskussion ist müßig.

      Nur zur Standortwahl noch ein paar Worte:
      Der Konsensbeschluss war 1996! Seither ist viel Wasser die Spree hinuntergeflossen.

      Zu den Gründen warum Schönefeld falsch ist ein paar Stichworte:
      – keine ausreichende Ausbaumöglichkeit
      – kein Nachtflugbetrieb, somit kein Drehkreuz
      – Ist immer noch zu innerstädtisch, die Lärmschutzdiskussion ist noch nicht geklärt, viele haben keinen bekommen, und es gibt viele Betroffene, mit der angedachten Änderugen der Flugrouten wird es weitere Klagen geben.
      – Aufgrund der ganzen Wider- und Einsprüche hat alles viel länger gedauert, in Sperenberg wäre der FH wahrscheinlich
      schon vor 10 Jahren in Betrieb gegangen. da wären seit dem Beschluss immerhin 15 Jahre ins Land gegangen.

      wer mehr lesen will bitte hier lang:
      http://www.bertrug.de/Konsensbeschluss
      vielleicht ein wenig einseitig, aber trotzdem erhellend.

      Grüsse Max

      1. K. S.

        „Aber der Drops mit Tegel ist gelutscht, die Diskussion ist müßig.“
        Gut – einverstanden!

        „Nur zur Standortwahl noch ein paar Worte:
        (…)
        vielleicht ein wenig einseitig, aber trotzdem erhellend.“
        Pardon, ich hatte nicht erkannt, dass es bei Ihren Bemerkungen um die damalige Standortwahl für den neuen Hauptstadtflughafen ging, da wir ja beim Thema ‚Tegel schließen oder nicht‘ bzw. ‚Volksentscheid‘ waren. Egal – dann sind wir uns im Wesentlichen ja offenbar einig! Um so besser.

        Grüße,
        Klaus

        1. Max

          Fein.

          Aber der Kampf geht weiter. Wenn die nicht am folgenden Tag, nachdem das letzte Flugzeug abgehoben hat, mit dem Spaten dastehen und Wohnungbau beginnen, werde ich echt stinkig, weil die Pläne sollten mittlerweile in der Schublade liegen und ein Jahr Vorbereitung sollte ja mehr als genug sein.

  8. Mike Raumann

    Freude über die nun kommende Ruhe kommt auf, doch auch der Gedanke daß der Lärm nur verlagert wird.
    Pankow wird ruhiger, sicherlich auch teurer.
    Wieder werden einige die nächste Mieterhöhung nicht mehr aufbringen können.
    Doch auch an den Rändern der Stadt wird es nicht günstiger, hinzu kommt der evtl. längere Weg zur Arbeit.

    1. Kenny

      @Mike Raumann
      Streng genommen ist es der Wegfall des Minderungsgrundes „Fluglärm“ in Sachen Miete. Das tröstet natürlich Betroffene wenig.

      1. Max

        Das ist praktisch, denn es werden immer mehr senkrechtstartende E-Flugzeuge und Drohnen entwickelt. Vielleicht gibt es ja einen Zubringerdienst nach Schönefeld wie in Dubai. Man darf ja noch träumen, im Gegensatz zu hier denken die Emiratis zukunftsorientiert und wirtschaftlich 😉

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