Monats-Archiv: November 2013

Eine Ecke mit Potential!

Die Bäckerei in der Florastraße 15/Ecke Görschstraße hat zugemacht. Die türkischen Betreiber nennen mehrere Gründe, warum sie ihr Geschäft nach rund 10 Jahren aufgegeben haben: Gesundheitliche Probleme, die steigende Miete und die Konkurrenz durch den Supermarkt Rewe, „wo ´ne Schrippe nur noch 12 Cent kostet. Da kann doch keiner mithalten“.

Sehr einladend war die Gestaltung nicht

Wer oder was dem mäßig frequentierten Laden folgt, ist noch ungewiss. Derzeit konkurrieren mehrere Makler um eine erfolgreiche Neuvermietung samt Provision. Schwer wird es ihnen vermutlich nicht fallen, einen neuen Mieter zu finden. Die Ecke ist prädestiniert für ein Café: Noch schnell einen Milchkaffee mit zur Bushaltestelle nehmen; in der Schulpause ein Brötchen kaufen; auf der Terrasse in der ruhigen Görschstraße selbst gebackenen Kuchen essen, Zeitung lesen und die Nase Richtung Sonne recken…

Es könnte schön werden.

Kiezgesicht: Johannes Kühne

Hier stellen wir in loser Folge bekannte Gesichter aus dem Florakiez und der Florastraße in Pankow vor. Menschen, die jeder von uns schon gesehen hat und die zu unserer Gegend gehören wie der M27er-Bus. Diese Woche hat Johannes, der Wirt der wiedereröffneten Traditionskneipe „Eiche“ in der Wollankstraße 127 auf unsere Fragen geantwortet.

Johannes in der Eiche

Funktion:
Kaum zu glauben, aber im Jahr 2013 so etwas wie ein Pionier in Sachen Ausgeh-Kultur. Denn die Zahl der schönen Kneipen für ganz normale Florakiez-Bewohner ist überschaubar.

Im Kiez seit…
…August 2007.

Mag am Kiez…
…die relative Ruhe in einer Großstadt, dass dieser noch gut durchmischt ist und die Gentrifizierung langsamer voranschreitet als in anderen Teilen Berlins. Die vielen Spielplätze und die wenigen Touristen.

Ist genervt von…
…zu wenig Parkplätzen, der zu viel und vor allem zu schnell befahrenen Florastraße und den überteuerten Neubauten.

An dem Tag, an dem TXL schließt,…
…muss ich einen weiteren Weg zum Flughafen fahren, wenn ich selber fliege oder Leute bringe oder abholen muss, kann nicht mehr die tief fliegenden Flugzeuge mit meinen Kindern beobachten und werde die noch mal steigenden Miet- und Immobilienpreise hassen. Meine Prognose zu TXL: Wir werden ihn noch eine ganze Weile behalten dürfen.

Wenn nicht im Florakiez, dann möchte ich am liebsten leben in…
Kabelvåg auf den Lofoten

Ich wünsche mir, dass…
…Weltfrieden herrscht und alle gut, zufrieden und glücklich leben können. Realistisch betrachtet, dass der Kiez sich positiv weiterentwickelt und ich in absehbarer Zeit eine preiswerte größere Wohnung für meine kleine Familie finde.

Spaziergang zu Stolpersteinen in Pankow

Am Samstag, den 9. November lädt die Stolpersteingruppe Pankow zu einem Spaziergang durch Alt-Pankow ein. Während der etwa anderthalbstündigen Tour von der Kissingenstraße bis zur Florastraße wird Stein für Stein gereinigt und so den Opfern des NS-Terrors gedacht. Interessierte treffen sich um 14 Uhr am S-Bahnhof Pankow.

Stolperstein vor der Görschstraße 42

Erst im September diesen Jahres hat sich die Stolpersteingruppe Pankow gegründet. Die Initiative geht auf das Ehepaar Maili und Gerhard Hochhuth zurück, das sich in den vergangenen Jahren für die Verlegung von Steinen an der Schulzestraße stark gemacht hatte. Wie in allen Berliner Bezirken kümmern sich nun auch in Pankow sowohl eine ehrenamtliche Gruppe wie auch eine Koordinierungsstelle des Bezirks, hier das Museum Pankow, um Verlegewünsche.

Bisher liegen im Stadtteil Pankow (nicht dem Großbezirk) 22 Steine des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Wenig im Vergleich zu anderen Stadtteilen Berlins oder gar anderen Städten. Das liegt nicht am geringen Engagement der Bürger, wie Hochhuth erklärt, sondern vor allem daran, dass es in Pankow bereits eine lebendige Erinnerungskultur und zahlreiche Gedenktafeln gibt, mit denen die Steine nicht in Konkurrenz treten sollten.

Stolpersteine vor der Florastraße 42

Hochhuth hat in den vergangenen Monaten aus dem Berliner Adressbuch, den Daten der Volkszählung 1939 und anderen Quellen die Adressen der NS-Opfer herausgearbeitet. So ist die Gruppe erste Anlaufstelle für diejenigen, die wissen möchten, ob es in ihrer Nachbarschaft Opfer gab, derer sie gedenken können. Die messingüberzogenen Stolpersteine, die pro Stück 120 Euro kosten, werden alle handgefertigt, so dass von der Idee bis zum Einbau Jahre vergehen können. Vielleicht erklärt dieser lange Zeitraum auch, weshalb in der nächsten Zukunft keine weiteren Stolpersteine in Pankow gesetzt werden.

Insel verschwunden – und jetzt?

Auf einmal war sie weg, die Mittelinsel an der Kreuzung Florastraße Ecke Görschstraße. Die Bauarbeiter haben sie vor zwei Wochen mitgenommen oder „abgeordnet“, wie es offiziell heißt. Seitdem ist das Überqueren der Florastraße noch gefährlicher geworden. Eltern halten ihre Kinder fest an der Hand und warten auf die Lücke, die sich im morgendlichen Berufsverkehr nicht gerade aufdrängt.

Und jetzt? Die Mittelinsel soll wohl wiederkommen, wenn die Bauarbeiten an der Kreuzung abgeschlossen sind. Offiziell bestätigen will das der Bezirk bisher aber nicht.

Eigentlich wäre das die Gelegenheit, der ehemaligen Mittelinsel einen Zebrastreifen folgen zu lassen; doch das längst eingleitete Verfahren hängt in den Mühlen der Verwaltung fest. Schon im April hatte das Tiefbau- und Landschaftsplanungsamt den Antrag für die Einrichtung eines Zebrastreifens an die zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt weitergeleitet, damit dort in der AG „Förderung des Fußgängerverkehrs“ darüber beraten wird. Seither hat sich aber nichts getan.

Überhaupt stehen die Chancen schlecht, den Verkehr in der Florastraße zu beruhigen, oder sie als Einbahnstraße vom Durchgangsverkehr zu befreien. Im Gegenteil, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt sieht die Florastraße offensichtlich als Ost-West-Route für den Schwerlastverkehr vor – so weiß es zumindest die Grünen-Fraktion Pankow zu berichten.

Keine guten Nachrichten!

Bezirksverordnetenversammlung kompakt

Die 18. ordentliche Tagung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow von Berlin am 06. November hatte keine kiezbewegenden Dinge auf der Tagesordnung.

Die Themen reichten vom Bericht über die 4. Pankower Sicherheitstage über drohende Stellenstreichungen bei den Sozialarbeitern an Schulen außerhalb des Kiezes bis hin zur möglichen Bebauung des Pistoriusplatzes in Weißensee.

Blick in den BVV-Saal

Die meiste Redezeit wurde für das wenig relevante Randthema „Straßensheriff-App“ verwendet. Das Bezirksamt hatte sich in einer ungeschickten Aktion per Pressemitteilung freudig erregt gezeigt, dass eine Berliner Software-Firma eine Smartphone-Anwendung entwickeln will, mit der Falschparker gemeldet werden können. Der für das Ordnungsamt verantwortliche CDU-Stadtrat Kühne musste dafür viel Kritik einstecken, auch wenn er seinen Widersachern rhetorisch überlegen war.

Eine Nachricht von Bezirksbürgermeister Köhne (SPD) betrifft immerhin den Weg aus der Innenstadt in den Florakiez: Pankow wird sich dafür einsetzen, die S-Bahnstation „Bornholmer Straße“ in „Platz des 9. November 1989“ umzubenennen.

Renee van Bavel: „Ich spiele mit der Sprache“

Am Freitag tritt Renee van Bavel (32) während der 9. Weltmusiktage im Zimmer 16 in der Florastraße in Pankow auf. Mit florakiez.de sprach die Niederländerin über ihre Musik und den Neubeginn in Deutschland.
Renee am Flügel

florakiez.de: Renee, wie würdest du deine Musik beschreiben?
Renee van Bavel: Das ist für mich schwer zu beschreiben. Ich kann auf jeden Fall sagen, wie es aussieht. Und zwar sitze ich an einem Flügel und spiele, singe meine eigenen Texte zu Musik, die ich selbst geschrieben habe.Während meiner Auftritte erzähle ich außerdem alles, was mir so einfällt. Meine Musik klingt ein wenig melancholisch und es geht meistens um das was ich sehe, um Dinge, die mir auffallen.
Du lebst nun in Deutschland. Wie unterscheidet sich deine Arbeit hier von der in den Niederlanden? 
Ich bin seit Februar in Berlin. Hier spiele ich meistens auf kleinen Festen und in Theatern. In den Niederlanden habe ich seit ich 19 war vor Publikum gespielt und inzwischen in allen möglichen Locations.
Wer sind deine Vorbilder?
Ich habe nicht das eine Vorbild, sondern sammele mir die Teile von Vorbildern zusammen.Was mich beeindruckt, ist beispielsweise wie einfach Herman van Veen Grenzen überschreitet. Das war für mich inspirierend. Letzten Sommer habe ich auf einem Dorf in der Nähe von Berlin bei einem Trödelmarkt eine alte, niederländische Platte von ihm gesehen und da fiel mir diese Eigenschaft an ihm wieder auf.
Wie wirst du in Berlin aufgenommen?
Es ist nicht einfach, es gibt hier sehr viele Künstler. Das ist gut, denn so muss man sich bei der Arbeit fokussieren. Aber insgesamt kommt es voran. Ich spiele oft bei Lesebühnen, es wächst und der eine empfiehlt mich an den anderen weiter, so werde ich wieder eingeladen.
Wie bist du nach Berlin gekommen?
Ich fand die Sprache schön, und als ich mal zu Besuch in Berlin war, fragte ich mich wie ich es organisieren könnte, dass ich öfter hier bin. Das ist doch ein Abenteuer, etwas Neues, oder? Nun lebe ich hier, fahre aber häufig zurück in die Niederlande. Dort gebe ich Unterricht in Gesang und Performance.
 

Was wirst du am Freitag spielen? 

Ich habe in der letzten Zeit viele neue Lieder auf Deutsch geschrieben, die werde ich spielen. Vorher habe ich hauptsächlich auf Niederländisch geschrieben und dann übersetzt. Jetzt fange ich an auf Deutsch zu schreiben, das ist eine schöne Spielerei mit den Sprachen. Aber keine Sorge, ich werde auch etwas auf Holländisch singen.
Was hören wir als Nächstes von dir und wo kann man deine Musik kaufen?
Ich bin fast fertig mit dem Schreiben einer neuen Platte, danach beginnt eine Crowdfunding-Aktion, damit ich meine erste deutsche CD schön aufnehmen kann. Meine bisherigen CDs kann man beim Konzert im Zimmer 16 oder auf meiner Website kaufen.
Das Konzert findet am 8. November um 21 Uhr im Zimmer 16 in der Florastraße in Pankow statt. Karten kosten 12 Euro.
Die 9. Weltmusiktage laufen vom 7. bis zum 17. November. Weitere Teilnehmer sind unter anderem Delia Kassi, Banda Chuka, Drei Liter Landwein und das Gjusti Dus Orchestra.

Volksbegehren gescheitert, Stecker bleibt drin

Denkbar knapp ist auch daneben. Der Volksentscheid über die Rekommunalisierung des Berliner Stromnetzes ist durchgefallen.

Wäre es nach den Bewohnern des Großbezirks Pankow gegangen, sähe die Sache aber anders aus. Das Quorum wurde deutlich erreicht: 28,1 Prozent der Stimmberechtigten, das sind 88,1 % der Teilnehmer, haben ihr Kreuz bei „Ja“ gemacht.

Auf Florastraße und Florakiez lassen sich die Pankow-Zahlen nicht 1:1 übertragen. In den beiden Wahllokalen fiel das Ergebnis unterschiedlich aus. Zu beachten ist allerdings, dass die Briefabstimmer nicht in die Werte der Wahllokale einfließen.

 

Neue Mode für den Florakiez

Mehrere verwaiste Ladenlokale im Florakiez in Pankow werden bald wieder mit Leben gefüllt sein. In der Görschstraße 9 eröffnet in den nächsten Wochen ein neues Modeatelier mit angeschlossenem Geschäft (s. Bild). In der Florastraße kündigt sich in der Nummer 31 ein Jackengeschäft für die ganze Familie an. Der Fotograf neben dem Schlüsseldienst in der Nummer 86 ist in den Kleidergarten an der Heynstraße gewandert, in sein Lokal zieht ein Yoga- und Ayurvedastudio.

Noch fast tausend Tage Tegel

Auch diese Woche überrascht das Berliner Flughafen-Desaster mit neuen schlechten Nachrichten. Die sowieso schon vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Kosten für den BER steigen weiter. Inzwischen rechnet man mit 5,7 Milliarden (5.700.000.000) Euro. Wetten darauf, dass die 6-Milliarden-Marke fällt, werden angenommen. Zur Erinnerung: 2001 war noch von 6 Milliarden Mark (!) die Rede.

Was nach Vergangenheit aussieht, ist leider weiter aktuell. (Foto: Flughafengesellschaft)

Was für den Steuerzahler im Allgemeinen unerfreulich ist, missfällt dem Florakiez im Speziellen. Denn nicht nur die Summen steigen und steigen, sondern auch die Lebenszeit von Tegel. Der Umbau der fehlgeplanten Entrauchungsanlage in Schönefeld wird sich offenbar hinziehen und so dürfen die Flieger weiter fröhlich Tag und Nacht über Pankow lärmen.

Die Flughafengesellschaft selbst will erst im neuen Jahr einen Eröffnung- bzw. Schließungstermin nennen. Fachleute rechnen aber schon jetzt damit, dass es erst im Frühjahr 2016 soweit sein wird.