Monats-Archiv: November 2015

Baba Sultan: Köfte mit Renault König

Mehr Luftballons gehen nicht, ist der erste Gedanke. Was sind das für Kränze, der zweite. Dass die Leuchtreklame gerade nachts recht grell ist, hat man auch schon gehört. Egal, jetzt wo das Baba Sultan frisch eröffnet hat, wird es auch getestet. Also nichts wie rein. Drinnen dann: Cooler Grill. Der raucht bisweilen sehr beeindruckend, dank Glasscheibe und Abzug stört das im Gastraum aber nicht. Etwas irritierender sind da die drei (noch) nicht angeschlossenen Spielautomaten im hinteren Raum. Der Gastraum ist sauber, die Tischdecken aus Stoff. Die Beleuchtung, die verzierten Kacheln und die steinerne Wandverzierung sind weit weg von Bauhaus, aber insgesamt recht dezent. Viel los ist wenige Tage nach Eröffnung nicht.

Die Karte ist völlig frei von Überraschungen. Als Budget-Variante gibt es Köfte, Fleischspieß, Halloumi und Co. mit Brot und Salat für vier bis sechs Euro. Daneben gibt es noch ausgebaute und umfangreichere Varianten für deutlich mehr Geld (zehn bis 14 Euro). Süßspeisen sind noch nicht erhältlich, dafür aber ein sehr aufmerksam vorgeschlagener Spontan-Kinderteller jenseits der Karte (Köfte, Reis, Gurken- und Tomatenscheiben). Die Köfte waren lecker, das Brot auf dem Erwachsenen-Teller auf dem offenen Grill geröstet, die Salatbeilage solide.

Renault König auf türkisch

Trotz der Bitburger-Bierdeckel im Erdinger-Halter und der Zapfanlage hinter der Theke gibt es keinen Alkohol im Baba Sultan. Ob das so bleibt oder zunächst an Lizenz oder Lieferant liegt, ließ sich nicht klären. Der vom sehr aufmerksamen Personal angebotene Tee war eine nette Gratis-Zugabe nach dem Essen.

Das Baba Sultan ist ein Ableger eines Ladens am Leopoldplatz im Wedding. Weitere Filialen sollen folgen. Eine sehr stilechte Lernerfahrung gab es dank der dezenten Radiobeschallung. Renault König schaltet Werbespots auch auf Türkisch. Fast schade, dass der Sender im Verlauf des Besuchs von einer schnöden türkischen Musik-CD abgelöst wurde.

Wer auf einfache, ehrliche türkische Grill-Küche steht, für den könnte sich ein Besuch im Baba Sultan lohnen.

Baba Sultan
Florastraße 32
Öffnungszeiten: Zunächst später Vormittag bis etwa Mitternacht

 

Marode Kanäle – die Baustellen ziehen weiter

Es sieht zwar immer noch nicht danach aus, aber Ende November wollen die Berliner Wasserbetriebe (BWB) nun wirklich in der Florastraße fertig sein (statt Ende Oktober). Seit August werden hier die Schmutz- und Regenwasserleitungen aus den 50er Jahren saniert. Noch sind die Löcher tief, der Bagger schaufelt und schweres Gerät liegt auf der gesperrten Fahrbahn. Der Plan erscheint ambitioniert.

Auch nachdem die BWB die Kanalarbeiten abgeschlossen haben werden, wird die Florastraße nicht gleich wieder freigegeben. Erst einmal muss die Fahrbahn wieder hergestellt werden. Immerhin konnte das Tiefbauamt die Straßensperrung nutzen und mit den Arbeiten für den Zebrastreifen auf Höhe der Görschstraße beginnen. So wurde die Mittelinsel wieder gebaut und die Masten für die blauen Schilder bereits aufgestellt. Noch im November soll der neue Fußgängerübergang fertig sein. (Könnte ja mal stimmen…)

Heynstraße

Heynstraße

Für die Florastraße ist also Entlastung in Sicht, die Einbahnstraße soll bald ein Ende haben und der M27er wieder wie gewohnt fahren. Anders die Linie 250, denn jetzt ist die Heynstraße dran. Auch dort drohen marode Kanäle im Untergrund brüchig zu werden, so dass sie dringend erneuert werden müssen. Also wird die Heynstraße gesperrt und die Fahrbahn in den nächsten Tagen aufgerissen. Offizieller Fertigstellungstermin ist hier der 8. Januar, internes Ziel der BWB dagegen Weihnachten. Je weniger Frost, desto früher fertig.

Und dann? Ohne Baustelle der Berliner Wasserbetriebe ist es doch auch irgendwie langweilig im Florakiez. Und deswegen ist im Januar die Schulzestraße dran. „Tut uns ja auch leid“, sagt der zuständige Bauleiter, Herr Radau.

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Aus der BVV: Attacke, Feinkost, Schulweg

Blick in den BVV-Saal

Die Neuwahl des Vorstehers und viel Kleinkram haben die November-Ausgabe der Bezirksverordnetenversammlung am Mittwoch geprägt. Weil die bisherige BVV-Vorsteherin Sabine Röhrbein (SPD) nach Brandenburg umgezogen ist, musste sie Amt und Mandat niederlegen. Die Aufgabe übernimmt ihr Parteikollege Ronald Rüdiger.

Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) griff den Senat in seinem Bericht des Bezirksamts erneut scharf an. Grund ist die Beschlagnahmung der Sporthalle in der Driesener Straße in Prenzlauer Berg für die Unterbringung von Flüchtlingen. Sozialsenator Mario Czaja (CDU) solle sich endlich um die Unterkünfte kümmern, über deren Nutzung seit Monaten gesprochen werde. Geeignete Immobilien gebe es genug, unter anderem das ehemalige Seniorenheim in Buch. Köhne warf Czaja „Organisationsversagen“ vor. Das Ansehen der Verwaltung in der Bevölkerung nehme Schaden. Der Regierende Bürgermeister dürfe das nicht länger hinnehmen. Insgesamt sind jetzt vier Pankower Sporthallen dem Schul- und Vereinssport durch den Senat entzogen worden.

Die wenigen kiezrelevanten Themen in aller Kürze:

  • In den Ausschuss überwiesen wurde die Aufforderung an das Bezirksamt, sich für den Erhalt des Feinkost- und Obststandes am S-Bahnhof Pankow einzusetzen.
  • Die Formulare des Standes- und Wohnungsamtes sollen verständlicher formuliert und komplizierte Fachbegriffe möglichst vermieden werden.
  • Die zuständigen Ausschüsse werden sich mit den „skandalösen Zuständen“ in den Bezirksämtern befassen. Die Behörden sind völlig überlastet, so dass über Wochen und Monate keine Termine zu bekommen sind.
  • Für die Elisabeth-Shaw-Grundschule wird es keine zusätzlichen Maßnahmen zur Schulwegsicherung in der Grunow- und Schulstraße geben.  Begründung: „Bei Verkehrsbeobachtungen zu Schulbeginn konnten keine Verkehrsbehinderungen, insbesondere für die Schulkinder, festgestellt werden. Der Verkehrsablauf ist geordnet und die gefahrenen Geschwindigkeiten der motorisierten Verkehrsteilnehmer augenscheinlich angemessen.“

Die nächste Sitzung findet am 16. Dezember statt.

Carsharing im Kiez

Der schlammfarbene Flitzer

Die Parkplätze sind knapp, das Publikum ist interessiert und teilweise grün angehaucht: der Florakiez wirkt wie eine Bilderbuch-Gegend für Carsharing. Anders als DriveNow oder Car2Go, deren Autos man in einem großen Gebiet an einer beliebigen Stelle abstellen kann (Free Floating), hat bisher keiner der klassischen Anbieter sein Glück rund um die Florastraße versucht. Stadtmobil macht jetzt mit einem einzelnen Auto den Anfang. Der Opel Adam ist ab sofort im Florakiez stationiert. Er hat keinen festen Stellplatz sondern darf überall im öffentlichen Straßenraum des Vielecks Wollankstraße, Breite Straße, Mühlenstraße, Berliner Straße, S-Bahn, Brehmestraße abgestellt werden (siehe Karte). Das macht das Angebot flexibel, könnte bei der Rückgabe des Wagens besonders abends aber für Verdruss sorgen. Die Parkplatzsuche ist hier bekanntermaßen kein großes Vergnügen.

Registrierte Kunden können den Wagen über die Webseite stadtmobil.de oder per Smartphone unter mobil.stadtmobil.de buchen. Pro Stunde kostet das 2,50 Euro, hinzu kommen 25 Cent pro Kilometer inklusive Benzin, ab dem 100. Kilometer 19 Cent. Die maximale Mietdauer beträgt drei Tage. Dafür werden 62 Euro plus Kilometer fällig. Für Vielnutzer gibt es den Profitarif (1,80 Euro / 24 & 18 Cent / 47 Euro). Die oben erwähnten Konkurrenten sind mit ihrer Minutenabrechnung meist deutlich teurer.

Hier darf geparkt werden

Stadtmobil versteht sich als Alternative zum eigenen Auto, nicht als Ersatz für Taxifahrten oder den öffentlichen Nahverkehr. Es gibt in Berlin außerhalb des Florakiezes etliche Stationen mit Fahrzeugen in allen Größen. Vom Kleinwagen über die Mittelklasselimousine bis hin zum Transporter. Möchte man über das Wochenende wegfahren, kann beispielsweise ein familentaugliches Auto gebucht werden.

Wer sich neu bei stadtmobil anmeldet und den Florakiez erwähnt, spart die Aufnahmegebühr von 39 Euro im Standardtarif.

Fundstück: Noch ein Neubau

Gesehen im Rettigweg

Aber nur ein ganz kleiner. Keine Wohnungen, keine Tiefgarage. Dafür bunt und mit Vergnügungspotential. Die Runderneuerung des Eulen-Spielplatz nimmt langsam Form an. Der Rutschen-Turm steht bereits. Wenn alles glatt läuft, kann der Spielplatz Ende des Jahres wieder teilweise geöffnet werden.

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Fahrräder UND Feinkost – eine Zwischenlösung am Bahnhof Pankow

Der Wagen bleibt erst einmal vor dem Bahnhof

Stammkunden wollen auf den Feinkostwagen nicht verzichten

Zwei Meter, die eine komplizierte Situation entspannen. Wenn die S-Bahn demnächst die ersten Doppelstockparker für Fahrräder am S- und U-Bahnhof Pankow aufstellen lässt, wird Faruk Fadan seinen Feinkostwagen zwei Meter nach rechts Richtung S-Bahneingang schieben. Darauf hat er sich mit seinem Vermieter (DB Services) geeinigt. Damit ist seine Kündigung erst einmal vom Tisch.

Das klingt nach einer guten Nachricht, doch richtig glücklich ist Fadan damit nicht. Er befürchtet, dass aus der Interimslösung ein Dauerzustand werden könnte und der würde dem Platz vor dem Bahnhof gar nicht gut tun. Die geplanten Doppelstockparker seien viel zu nah an der Straße geplant. Um das obere Fahrrad einzuparken, muss eine Schiene ausgezogen werden, die weit auf den Bürgersteig reicht. Eine Kollision mit Fußgängern sei so programmiert. Zusammen mit Taxistand und Bushaltestelle werde sich das Chaos vor dem Bahnhof nur verschlimmern. Mit seinem Gegenvorschlag eines Pavillions und einer anderen Anordnung der Stellplätze, will Fadan den Bahnhofsvorplatz „aufräumen“. Ob sein Konzept umgesetzt und damit das der S-Bahn modifiziert wird, ist weiterhin offen. Alle Beteiligten sind noch miteinander im Gespräch.

Am nächsten Mittwoch (11. November) kommen Gemüsestand und Feinkostwagen erst einmal auf die Tagesordnung der Bezirksverordnetenversammlung. Denn die Unterstützer von Faruk Fadan werden mehr. Neben seinen Stammkunden und Cord Meyer von der DB Netz AG, der ein Teil der betroffenen Flächen gehören, hat jetzt auch die Pankower SPD-Fraktion das Thema aufgegriffen. In einem Antrag fordern Gregor Kijora und Rona Tietje das Bezirksamt Pankow auf, dafür „Sorge zu tragen“, dass durch die Errichtung von Fahrradstellplätzen am Bahnhof Pankow kein „mobiles Gewerbe“ vertrieben wird. Gleichzeitig begrüßt die SPD-Fraktion, so wie vermutlich fast jeder im Florakiez, die Schaffung von neuen Fahrradstellplätzen und setzt indirekt ihre Priorität. „Im Fall einer nötigen Nutzungskündigung oder nicht neu zu erteilenden Nutzungsgenehmigung, welche ggf. durch die Baumaßnahmen bedingt sind“ fordert sie den Bezirk auf, „einen vergleichbaren Ausweichstandort zu gleichen Konditionen anzubieten“. Zur Begründung heißt es: „Beide mobilen Gewerbe erfreuen sich großer Beliebtheit bei der Bevölkerung und werden gerne und viel genutzt.“

Das konnte man auch in den Leserkommentaren auf unseren Artikel „Droht dem Feinkostwagen vor dem Bahnhof Pankow vor dem Aus?“ feststellen.

 

Anbau_Simmulation

Vorschlag von Faruk Fadan ©Olesch&Partner Architekten

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Buchsegler in der Abendschau

Im August gab es für die Kinderbuchhandlung an der Florastraße eine besondere Auszeichnung: Wiebke Schleser vom Buchsegler erhielt als eine von 108 Buchhändlerinnen und Buchhändlern aus ganz Deutschland den Deutschen Buchhandlungspreis. Hier werden kleine, inhabergeführte Läden ausgezeichnet, 16 davon kamen 2015 aus Berlin. Anlass für die rbb-Abendschau, mal genauer auf das Geschäft in der Florastraße zu schauen. Am Mittwoch wurde gedreht, am Freitag wird der Buchsegler in der Sendung, die um 19.30 Uhr im rbb läuft, vorgestellt.

buchsegler (1)

Dreharbeiten im Buchsegler

Pankows Grüne stellen Wahlkreis-Kandidaten auf

Die Pankower Grünen haben am Mittwoch im ehemaligen jüdischen Waisenhaus ihre Direktkandidaten für die Abgeordnetenhauswahl im nächsten Jahr gewählt. Für den Florakiez (als Teil des Wahlkreises Pankow 3, Pankow-Nord, Niederschönhausen-Süd, Französisch-Buchholz-West) wurde die Pankower Kreisvorsitzende Cordelia Koch nominiert.

In ihrer Bewerbungsrede stellte sie neben den Flüchtlingen die Herausforderungen eines lebenswerten Stadtteils in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Sie sprach sich unter anderem mit Bezug auf den geplanten Krieger-Bau am Pankower Tor gegen „gesichtslose Shopping-Malls“ aus. Bei den beiden vorangegangenen Wahlen wurde der Wahlkreis  jeweils von Torsten Schneider (SPD) deutlich gewonnen.

Im angrenzenden Wahlkreis 5 (Grenzverlauf etwa von Esplande bis Berliner Straße) tritt die Landesvorsitzende Bettina Jarrasch an, die dort der Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Sandra Scheeres (SPD), „einheizen will“, die den Wahlkreis bei den vergangenen Wahlen direkt gewann. Jarasch ist neben den amtierenden Fraktionsvorsitzenden im Berliner Abgeordnetenhaus und ihrem Co-Landesvorsitzenden auch Mitglied des Berliner Spitzen-Quartetts für die Abgeordnetenhauswahl am 18. September nächsten Jahres.

(Transparenzhinweis: Der Autor ist Mitglied der Grünen)