Darauf müssen sich die Pankower verlassen können

Von | 16. Juli 2017

Qatar-Maschine über dem Florakiez

Berlin und Brandenburg wollen das Kapitel Tegel beenden. Das haben der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Ministerpräsident Dietmar Woidke in einem Interview mit dem Tagesspiegel bekräftigt. „Die Politik hat den Menschen von Falkensee bis Pankow versprochen, dass der Flughafen schließt – darauf müssen sie sich verlassen können“, so Woidke wörtlich. Der von der FDP initiierte und der CDU und der AfD unterstützte Volksentscheid sei unseriöse, populistische Stimmungsmache.

Müller äußerte Verständnis dafür, dass viele Berliner an Tegel hängen und den Flughafen verklären.
Die Bedingungen in Tegel seien aber schon jetzt jenseits aller Romantik grenzwertig, sowohl für die Passagiere als auch die Airlines und die Beschäftigten. „Politik ist dafür da, eine Perspektive für die nächsten 30 oder 40 Jahre zu formulieren, und da ist kein Platz für einen innerstädtischen Flughafen.“

Was den Eröffnungstermin des BER anbelangt, machte Müller nur Andeutungen. „Wenn mir jetzt von den Verantwortlichen gesagt wird, es kann Ende 2018 oder Anfang 2019 sein, muss ich das akzeptieren und sehen, wo Dinge noch beschleunigt und optimiert werden können.“ Lustig finde er die Situation nicht. Tegel werde erst zugemacht, wenn Schönefeld läuft, nämlich ein halbes Jahr nach dem der BER in Betrieb gegangen ist.

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14 Kommentare zu “Darauf müssen sich die Pankower verlassen können

  1. Maja Wiens

    NTV: http://www.n-tv.de/wirtschaft/Macht-das-BER-Drama-Tegel-unentbehrlich-article19938649.html

    Meine Güte, so oft wie hier der Flughafenstreit Thema ist, könnte man meinen, es gäbe keine anderen Probleme.

    Ich wünschte, Herrn Müller und seinen Leuten (und den Betreibern dieses Blogs) wäre die Beseitigung von Kinderarmut in Berlin ein so wichtiges Thema, wie die Schließung des Flughafens in Tegel. Und „die Menschen in Pankow“, denen man etwas versprechen könnte, gibt es ebenso wenig wie sonstige aus Argumentationsgründen zur Gruppe erklärten Gemeinschaften von Frauen, Männern, Ungarn, Deutschen, Kurden oder Christen.
    Der BER wird zu klein und kostet jeden Tag!
    Berlin ist Armutshauptstadt und etwa jedes 3. Kind ist arm – und dieses Armut vererbt sich! Allerdings machen arme Kinder nicht so viel Lärm wie Flugzeuge.

    1. H Thernoth

      Kinderarmut ist im Florakiez kein großes Thema, sollte deshalb auf Florakiez.de auch keine große Rolle spielen. (Jaja, auch ich kenne Ausnahmen.)
      Kinderlärm hingegen schon!
      Und Kinderfahrräder! Mit Klingeln!

      Und wenn ich mir noch ein Thema wünschen dürfte: Fußgänger- und fahrradfahrerunfreundliche Ampelschaltungen am Anger. Bitte auf die Agenda der Herren Müller und Leute (und Damen und Herren Blogbetreiber) setzen.

    2. Heike

      Liebe Maja, ich weiß ja, dass Ihnen die sozialen Belange vieler Mitmenschen am Herzen liegen, das ist auch gut so!
      Nicht so gut finde ich es, ein Interesse gegen ein anderes auszuspielen.
      Man kann gegen Tegel sein und gleichzeitig auch Probleme sozialer Ungerechtigkeiten erkennen und sich dagegen engagieren. Ich sehe hier jedenfalls keinen Widerspruch.
      Und noch etwas: würde Tegel tatsächlich offen bleiben für „kleine“ und „leise“ Flugzeuge, dann dürften hier vor allem Privatflieger landen und starten, also z.B. reiche Scheichs, die sich mal eben eine neue Niere „abholen“ wollen oder Business Menschen für innerdeutsche Flüge. Normalverbraucher müssten für Ferienflieger nach Schönefeld. Nicht sehr gerecht, oder?

    3. Hans

      Jetzt werden laufend Prognosen veröffentlicht, deren methodische Grundlagen vollkommen im Dunkeln bleiben. Und alle greifen diese Fluggast-Horoskope auf, als seien sie gedruckte Wahrheit.

      Ob der BER zu klein, zu groß oder gerade richtig sein wird, entscheidet nicht die FDP, nicht die SPD und auch nicht der deutsche Verband der Geschäftsflieger. Stattdessen wird sich das am Markt herauspendeln, und wir alle beeinflussen diesen Markt mit Angebot, Nachfrage und mit politischen Rahmenbedingungen.

      Als Weltgemeinschaft haben wir vereinbart, den CO2-Ausstoß zu begrenzen, wir wollen lebenswerte Städte, wir wollen weniger Lärm und Stress, wir wollen nachhaltigen Tourismus, wir wollen den Bahnverkehr stärken, wir wollen Risiken durch Flugzeugunfälle minimieren. Es wäre doch folgerichtig, dementsprechend die Kapazitäten der Berliner Flughäfen knapp zu halten.

      Die für den wirtschaftlichen Austausch wichtigen Geschäftsleute werden ihren Weg finden. Sei es mit dem Zug oder dem leicht verteuerten Flugticket. Und wenn dann ein paar weniger Urlaubsreisen in die DomRep stattfinden, wäre das denn ein Verlust?

      1. André

        @Hans: Ihr Wort in der Diskutanten Ohr. Ich sehe das genau so. Mehr+mehr+mehr von allem kann nämlich nicht DIE Lösung sein.

        1. Hans

          Die Zustimmung der Berliner Tegel zu schließen, ist in den letzten 6 Wochen um ca. 14% gestiegen und liegt jetzt bei etwa 40%. Ich weiß nicht, ob diese Zahlen von Morgenpost und Civey belastbar sind, aber es ist ein Indiz.

          Das zeigt, wie gut die Argumente der öffentlichen Debatte auf die noch Unentschlossenen wirken. Lassen Sie uns alle im Bekanntenkreis außerhalb von Pankow über Tegel sprechen. Dann schaffen wir auch die 51%!

    1. Hans

      Die Satire vom Postillion trifft die Sache immer hart und gut. Die Postillion-Redation will jedoch nicht, dass wir ihre Vorschläge befolgen, sondern sie will uns zum Handeln aufrütteln. Was schlagen Sie konkret vor?

  2. Max Müller

    Der BER wird irgendwann in geeigneter Form fertig. Dann kann man Tegel zumachen. Aber erst dann.

    Bis dahin sollte Tegel – in starke reduzierter Form – offen bleiben. Nu eine Startbahn, Nebenterminals verwenden. Hauptterminal umbauen für Beuthschule und TechRepublic.

    Dieter Faulenbach da Costa hat diesen Vorschlag gemacht

    1. Hans

      Keine Partei im Abgeordnetenhaus will Tegel schließen, solange der BER noch im Bau ist. Die Diskussion dreht sich ausschließlich um die Zeit nach der Eröffnung.

      Den Vorschlag von Herrn Faulenbach da Costa habe ich gelesen. Auch er bezieht sich auf die Zeit nach der Eröffnung. In einer idealen Welt würde ich mir eine sofortige Umsetzung wünschen. Aber ich bin Realist.

      1. Nachbar

        Ein bisschen Flughafen ist nicht. Kein noch so substanzloser Quark, den FdC ablässt, der nicht auch Medienaufmerksamkeit erhält. Wenn der BER am Netz ist, kann er auch die Geschäftsflieger, die Regierungsflieger, die Postflieger und Ambulanzflüge aufnehmen. Der Platz reicht. Ganz unabhängig davon, dass der Lärm, das Absturzrisiko und Tanklasterverunfallungsgsrisiko damit aus der Innenstadt verschwinden, für das Areal in Tegel – größer als das des früheren Flughafens Tempelhof – gibt es dringenden Nachnutzungsbedarf. Das ist auf der bestehenden Rechtslage seit Jahren einschlägige Planungsgrundlage. Die Beuth Hochschule waret, die Feuerwehr wartet, der Berliner Wohnungsmarkt wartet und so weiter. Also: TXL schließen!

  3. Stef

    Tegel ist das einzige minimale Bollwerk gegen die Villen-Millionäre. Seit ca. 2000 gibt’s den Run der Wessis und des Geldes auf Pankow. Wie die alle früher den Osten ausgelacht und bemitleidet haben und jetzt kommen alle.
    Bitte geht einfach alle wieder. Hier war es viel angenehmer ohne dieses Gequatsche von Besserwissern. Scheiß auf Neureiche, Ökos und blanke überteuerte Häuser wo eh nur dem schnöden Mammon gefrönt wird.

    1. Heike

      Au ja Stef: lass uns dran arbeiten die gute alte DDR wieder einzurichten – mit den wunderbaren grauen Fassaden, dem bröckelnden Putz, den undichten Fenstern, Klo auf halber Treppe, gelber Luft im Winter vor lauter Braunkohlelduft , stinkigen Trabis, der Jagd nach frischem Obst und anderen Dingen, mit den Privilegien für die Funktionäre die gleicher waren als die anderen – aber glücklicherweise ohne schnöden Mammon ( du scheinst dich ja gut auszukennen mit diesen Leuten ) und lass uns weiter den Traum träumen von Tegel als minimalem Bollwerk gegen die Villen Millionäre.
      P.S. Du kennst doch hoffentlich die Geschichte vom „Städtchen“

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