Monats-Archiv: Februar 2014

Neuer Supermarkt in der Wollankstraße

Nicht ganz im Florakiez, aber hart an der Grenze, öffnet im April im ehemaligen Kaisers an der Wollankstraße im Wedding eine Filiale des deutsch-türkischen Lebensmittelhändlers NazarMarket. Zu kaufen gibt dann unter anderem frisches Obst und Gemüse, Kräuter, Tee, Fleisch, Brot, Oliven, Käse und auch Aufschnitt. Nazar, so nennt man im Türkischen übrigens das allgegenwärtige blau-schwarze Amulett, mit dem der böse Blick abgewendet wird. Beim NazarMarket dient es gleichzeitig als Firmenlogo.

Noch ein trauriger Anblick: die ehemalige Kaisers-Filiale an der Wollankstraße
Bei Rewe ist von Laufwegen über Musik und Anordnung alles darauf geeicht, den Käufer so einzulullen, dass er am Ende mit einem vollen Wagen nach Hause geht. Bei Edeka sind jetzt selbst die Fritten sexy. Nicht so bei der bereits bestehenden NazarMarket-Filiale an der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg. Sie trotzt allen modernen Markforschungsweisheiten und Shoppinganalysen. Vor der Filiale, dort wo ein durch die Dienstjahre heiser gewordener Heuteschönewassermelone-Rufer die Kunden freundlich versorgt, wartet immer eine Schar abgestellter Frauen, Männer und Kinder, die draußen bleiben sollen, während der Partner in den Laden geht. Mit dem Kinderwagen lässt es sich nur schwer durch die engen Gänge manövrieren. Mit dem Rollator geht es gerade noch um die Megafässer mit Olivenöl herum, so ist der Laden auch bei vielen Berlinerinnen der Generation 80+ beliebt. Türkische Mütter mit und ohne Kopftuch stehen an der Fleischtheke vor deutschen Finanzbeamten, die rasch fürs Abendessen ein paar gefüllte Weinblätter einkaufen.
Noch ist nicht bekannt, ob die NazarMarket-Betreiber das gleiche Konzept auch an der Wollankstraße umsetzen möchten. Eine willkommene Alternative zu den genormten Abläufen bei Kaufland und Co. wird der Laden auf jeden Fall darstellen.

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Fundstück: Schwere Kost

Gesehen am Donnerstag morgen auf dem Weg zur Arbeit. Ort: Florastraße auf Höhe der Bushaltestelle Görschstraße. Kein hungriger Besitzer weit und breit. Florakiez.de hat Wurst und Buch fotografiert, aber nicht mitgenommen.

 

Neue Wasserleitungen für den Florakiez

Man merkt es nicht, aber ein Teil des Florakiezes in Pankow wird derzeit über Ersatzleitungen mit Wasser versorgt. Die Berliner Wasserbetriebe haben den Kiez abgehängt, um alte Leitungen auszutauschen.

Ecke Flora-/Wollankstraße

Das ist auch der Grund, warum Anwohner immer wieder für ein paar Stunden ohne Wasser auskommen müssen. In dieser Zeit wird das Wasser zurück auf die neuen Leitungen umgelegt. Diese Sperrungen betreffen jeweils nur die Bewohner einiger Häuser, doch die Beeinträchtigungen für den Kiez werden zunehmen, warnt die zuständige Projektverantwortliche der Berliner Wasserbetriebe. In der Florastraße muss noch drei Mal „gequert“ werden. Betroffen sind die Florapromenade, die Heynstraße und die Gaillardstraße. Die Fahrbahn wird aufgerissen und Busse müssen umgeleitet werden. Die BVG nennt die Osterferien einen guten Zeitpunkt, da dann nicht so viele Schüler mit dem M27 unterwegs sind. Aber auch die Verkehrslenkung des Senats und das Tiefbauamt reden mit und so dauert alles wieder einmal länger als geplant.

Lagerplatz in der Görschstraße

Drei Viertel der Arbeiten sollen bereits erledigt sein, das lässt hoffen. Auch die Kreuzung Görschstraße/Florastraße ist bereits „gequert“ worden und fertig. Trotzdem können hier erst wieder Autos durchfahren, wenn alle Leitungen zwischen Mühlen- und Wollankstraße ausgetauscht wurden. Denn die Görschstraße wurde den Berliner Wasserbetrieben als „Baustelleneinrichtung“ zugewiesen. Im Zeitplan liegen die Bauarbeiten schon lange nicht mehr, jetzt wird Ende Juni als Termin genannt. Doch auch dann wird keine Ruhe im Florakiez einkehren. Im Gegenteil, die Lage verschärft sich.

Fußgänger müssen Slalom laufen

Parallel zum Austausch der Wasserleitungen werden seit längerem die Gewehge saniert. Die Bürgersteige werden abgesenkt und neue Platten verlegt. Zusätzlich starten demnächst auch noch Sanierungsarbeiten an der Fahrbahn. Denn die Florastraße ist „eine wichtige Ost-West-Verbindung für den Bezirk und daran wird sich auch nichts ändern“, so Baustadtrat Kirchner im Interview mit florakiez.de. Er geht davon aus, dass die Bauarbeiten bis Ende des Jahres dauern werden.

BER – die unendliche Geschichte geht weiter

Man ist geneigt, einen lauten Fluch auszustoßen. Die Schließung von Tegel wird 2015 wohl nichts, die Zeichen stehen auf 2016.

Das geht aus einem Brief von Flughafen-Chef Mehdorn an die brandenburgische Landesregierung hervor. Darin sagt er die Sanierung der nördlichen Landebahn in Schönefeld für das laufende Jahr ab und warnt gleichzeitig, „bei weiteren unvorhergesehenen Ereignissen“ sei eine Eröffnung des Hauptstadflughafens BER erst im Jahr 2016 möglich.

Im Vordergrund die Südbahn (Foto: Günter Wicker / Flughafen Berlin Brandenburg)

Einige Medien nennen das eine „erneute Verschiebung“. Da Mehdorn sich bisher aber nicht auf 2015 festgelegt hatte, ist es eher so etwas wie eine Präzisierung. Für Pankow und die Tegel-geplagten Berliner in anderen Bezirken bleibt es aber so oder so unerfreulich.

Für die Sanierung der maroden nördlichen Landebahn, die noch aus den Zeiten des alten DDR-Flughafens Schönefeld stammt, wollte Mehdorn noch 2014 die nagelneue Südbahn in Betrieb nehmen. Durch die scharfen Schallschutzauflagen für den BER fällt das aber flach. Zunächst müssen die Häuser der Anwohner nachgerüstet werden, erst dann können die Südbahn freigegeben und die Bauarbeiten an der Nordbahn begonnen werden.

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Umparkenimkopf – die neue Opelwerbung?

Normalerweise funktionieren Werbeplakte so einfach wie möglich, mit klaren Slogans und schönen und/oder bekannten Menschen, die ein beliebiges Produkt anpreisen – Urlaubsreisen, Autos, Handyverträge. Oder es wird um Öffentlichkeit und Spenden für einen guten Zweck geworben. Und hier?

Plakatwerbung am S-Bahnhof Wollankstraße

Bei diesem Plakat ist das nicht ganz so eindeutig. Zwar gibt es auch hier eine Botschaft: Klischees sollten hinterfragt werden. Ein Ansinnen, dem wohl jeder zustimmen kann. Doch wer steckt dahinter? Wer bezahlt all die schwarz-gelben Großplakate, die derzeit Berlin überschwemmen und es bis in den Florakiez geschafft haben?

Beim Öffnen der Internetseite  umparkenimkopf.de springen einem weitere Behauptungen entgegen, die sofort auf die gleiche Weise bloßgestellt werden. z.B.

„Aus Sicht der Physiker kann die Hummel unmöglich fliegen. Der Hummel ist das egal.“
 „18% der Deutschen mögen keine Oliven. 90% davon haben noch nie eine probiert.“
 „68 % aller Männer halten rothaarige Frauen für feuriger. 90% davon haben noch nie eine kennengelernt.“

Florastraße 76

Zur Unterstützung erzählen Schauspieler wie Joachim Krol und Nadja Uhl von ihren persönlichen Erfahrungen mit Vorurteilen. Ein Product Placement ist nicht zu entdecken, weder im Hintergrund noch in dem was sie erzählen. Auch sonst findet sich auf der Internetseite kein Hinweis auf ein Produkt oder eine Firma. Doch die Interviews sind offensichtlich professionell produziert – wie auch Plakte und Internetseite. Die sozialen Medien werden bespielt, und es ist sicher auch kein Zufall, dass Ex-Fußballprofi Thomas Hitzlsperger das Motiv über schwule Fußballer twittert. Im Impressum der Internetseite wird moccatactic genannt, eine Agentur für taktische Kommunikation mit Sitz in Frankfurt und Trier. Auch auf dieser Seite findet sich kein Hinweis auf den Auftraggeber, der sich die Kampagne offensichtlich einiges kosten lässt.

Doch florakiez.de ist sich sicher, dahinter steckt Opel und der Versuch eines Imagewechsels. Weg vom tendentiell langweiligen Produkt für ältere Herren, dem von Schließung bedrohten Problemhersteller hin zum trendigen Autobauer, der inzwischen auch vom amerikanischen Mutterhaus wieder gemocht wird.

Die Farben der Internetseiten von umparkenimkopf und Opel sind zufälligerweise identisch und der Agenturname moccatactic liegt doch recht nah am Opel Mokka. Bestätigt wurde uns das natürlich nicht, doch wir haben herausbekommen, dass die Dependance in Trier auch an Opelwerbung arbeitet – zufälligerweise.

In 8 Tagen, 1 Stunde und 32 Minuten wird das Rätsel wohl gelüftet, das legt der Countdown auf  umdenkenimkopf.de nahe. Dann werden wir erfahren, ob florakiez.de sich vielleicht geirrt hat. Kann ja sein. Denn wie heißt es bei umparkenimkopf so schön:

„Die Welt ist manchmal anders, als wir denken. Wer von Zeit zu Zeit die Bilder in seinem Kopf überprüft, hat viel zu entdecken“. 

Schreck im Kiez: Spielplatz weg?

Blick auf den namenlosen Spielplatz
Der verwirrende Lageplan

Ein Immobilienangebot sorgt rund um die Florastraße für Verwirrung. Ein Münchener Maklerbüro hat im Immobilienscout ein Baugrundstück „vis-a-vis des Ossietzky-Gymnasiums“ angeboten und dazu einen Lageplan veröffentlicht. Darauf sieht es sehr danach aus, als ob es sich bei der Offerte um den Spielplatz an der Ecke Florastraße/Görschstraße handelt. Der Spielplatz wird vom Bezirk schon seit Jahren vernachlässigt und hat dennoch besonders an lauen Sommernachmittagen einen eigenen Charme. Trotz des mäßigen Zustandes wäre es schade um die Freifläche.

Doch es kann Entwarnung gegeben werden. Die süddeutschen Anbieter haben das Grundstück falsch verortet. Tatsächlich handelt es sich um die Freifläche vor der weißen Villa neben dem Buchsegler in der Florastraße 87. Das Gelände wird momentan als privater Parkplatz genutzt, könnte aber offenbar mit einem Mehrfamilienhaus bebaut werden.

Ganz ohne Folgen wäre auch diese Variante nicht. Denn unmittelbar angrenzend befindet sich der „Pocketpark“ mit den steinernen Möbeln. Der ist zwar nicht gefährdet, ein Neubau würde dem Ensemble aber dicht auf die Pelle rücken. Sollte dennoch jemand interessiert sein: Das Baugrundstück soll inklusive der Villa und einer Remise zwei Millionen Euro zuzüglich Courtage, Notar und Grunderwerbsteuer kosten. Inzwischen wurde auch die Beschreibung geändert. Vom Gymnasium ist nicht mehr die Rede, jetzt preist der Anbieter die „herrlich sonnige Kiezlage“. Ein zweiter Makler hat das selbe Grundstück im Portfolio, liegt aber 100.000 Euro günstiger.

Im Vordergrund der Pocketpark, im Hintergrund der Verkaufsgegenstand

Busse und Bahnen kommen bald öfter

Einen Sitzplatz zu bekommen ist auf manchen Strecken keine Selbstverständlichkeit mehr –  egal ob im Bus, der Straßenbahn oder der U-Bahn. Das soll sich ändern.

Weil immer mehr Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, hat der Senat 4 Millionen Euro locker gemacht und bei der BVG mehr Leistungen bestellt. Auf 25 stark genutzten Linien werden in Zukunft mehr Busse und Züge fahren, auch in Pankow. Die Verbesserungen werden in zwei Schritten umgesetzt, einmal nach den Osterferien und dann noch einmal nach den Sommerferien.

Die Verbesserungen für den Florakiez:

M27 (nach den Osterferien, ab  27.April)
Der 6- bzw. 7-Minutentakt beginnt Mo-Fr bereits eine halbe Stunde früher, um 6.30 Uhr, und geht bis 20.00 Uhr durch (bisher 18.00 Uhr).

250
Deutlich spürbar wird die Veränderung beim 250er. Die Busse fahren dann Mo-Fr von 6.00-18.00 Uhr durchgängig im 10-Minuten-Takt, statt bisher teilweise im 20-Minuten-Takt.

U2 (nach den Sommerferien, ab 24.August)
Der 4-Minuten-Takt der Züge wird Mo-Do bis 19.15 Uhr verlängert, Fr bis 18.45 Uhr.
Auch der folgende 5-Minuten-Takt wird ausgedehnt: Mo-Fr bis 21.15 Uhr, Sa bis 22.45 Uhr.

Hier gibt es einen
Überblick des erweiterten Angebots ab 27.April
Überblick des erweiterten Angebots ab 24.August

Probebetrieb abgesagt und Tegel-Freunde nerven

Was den Fluglärm anbelangt, gibt es tendenziell schlechte Nachrichten für Pankow und die Florastraße.

rückwärts gewandt
Der für den Sommer geplante Testbetrieb am neuen Airport BER in Schönefeld ist abgesagt worden. Flughafen-Chef Mehdorn musste das Projekt jetzt beerdigen. Als Grund nennt er „nicht genügend Unterstützung“ im Aufsichtsrat. Ob es durch die Streichung des Testlaufs zu weiteren Verzögerungen in Sachen Eröffnung des BER und der Schließung von Tegel kommt, ist unklar – es spricht aber einiges dafür. Noch vor wenigen Wochen hatte Mehdorn sich sehr zuversichtlich geäußert, was den Probetrieb und eine mögliche Eröffnung des Hauptstadtflughafens im Herbst 2015 anbelangt.
Wenig erfreulich sind außerdem die Aktivitäten des Vereins „Tegel bleibt offen„. Die Mitglieder nerven Bundes- und Landespolitiker mit Briefen, in denen sie einen dauerhaften Weiterbetrieb des Flughafens fordern, obwohl der Schließungsbeschluss längst in Sack und Tüten ist. Für den Fall, dass ihre Forderung nicht erfüllt wird, wollen die TXL-Freunde angeblich den Versuch machen, ein Volksbegehren zu erwirken.
Doch auch die Fluglärm-Gegner sind aktiv. Die Bürgerinitiative „Tegel endlich schließen!“ plant für den 14. März eine Informations- und Diskussionsveranstaltung in Pankow. Thema ist „Die Wohnsituation rund um Tegel“. Mehr darüber demnächst auf florakiez.de.

Mehr zum Thema:
BER-Eröffnung: Termin wird erst ein Jahr vorher genannt
Mehdorn setzt weiter auf Tegel
BER wird 2014 fertig
Fluglärm für Fortgeschrittene: Grüne und rote Punkte 
Fluglärm für Fortgeschrittene: Ja, wie fliegen sie denn?
Tegel tost weiter: Ohren zu und durchhalten
Was fliegt denn da über der Florastraße?

Fundstück: Ein Luftbild vom Florakiez

Der Fluglärm macht es möglich, für irgend etwas muss er ja schließlich gut sein. Flugreisenden bietet sich mitunter ein beeindruckender Blick auf den heimischen Kiez in Pankow.
Leserfoto: Eine Maschine aus Göteborg im Anflug auf Tegel

Doch mit solchen Ansichten ist es irgendwann vorbei und dann werden wir sie (vielleicht) sogar ein kleines bisschen vermissen. florakiez.de möchte die Zeit nutzen und noch viele schöne Bilder sammeln. Wenn Sie öfter fliegen, als Geschäftsreisender oder Urlauber, bitte reservieren Sie sich einen Fensterplatz (für Westwind gilt: beim Starten auf der rechten Seite, beim Landen auf der linken), machen Sie aus der Luft ein Foto vom Florakiez und schicken es an kontakt (@) florakiez.de.

Auch ein Flugzeug, das über den Florakiez fliegt, wird irgendwann ein ungewohnter Anblick sein – auch solche Fotos sind willkommen. Wenn es dann ruhig geworden ist und keine Maschinen mehr über Pankow hinwegdonnern, werden wir nichts vermissen, denn dann gibt es die Bildergalerie von florakiez.de zum Erinnern.

Herzlichen Dank,
die florakiez.de-Redaktion

Mehr zum Thema:
Fluglärm für Fortgeschrittene: Ja, wie fliegen sie denn?

Kindesmissbrauch: Ein Informationsabend mit dem Landeskriminalamt

Seit Ende letzten Jahres kursieren diverse Mails, die von Eltern in Pankow von einer Schule zur nächsten weitergeleitet werden. Sie berichten von mehreren Fällen, in denen Kinder von Fremden angesprochen wurden. Durch die Polizei bestätigt ist bisher, dass ein Paketbote zwei Kinder in ihren Wohnungen sexuell belästigt haben soll. Für die Schulen eine schwierige Situation. Keiner der Fälle hat im direkten Umfeld einer Schule stattgefunden, doch die Sorge der Eltern ist so groß, dass auch sie reagieren müssen.
So hat die Gesamtelternvertretung der Arnold-Zweig Grundschule am Montag zu einem Informationsabend mit dem Kriminalhauptkommissar Michael Pawellek geladen. Er leitet eine Abteilung für Sexualdelikte im Landeskriminalamt. 70 Interessierte kamen in die Aula – vor allem Eltern aber auch Erzieher und Lehrer.An diesem Abend ging es vor allem um sexuellen Missbrauch durch fremde Täter. Die Zahl der angezeigten Übergriffe in diesem Bereich sei über die Jahre relativ konstant geblieben, so dass auch Zahlen von 2006 noch aussagekräftig seien. 642 Anzeigen habe es in Berlin gegeben, rund 320 Tatverdächtige wurden ermittelt und rund 870 Opfer ausgemacht. Auch wenn die meisten Opfer Mädchen waren, sei sexueller Missbrauch kein mädchentypisches Delikt, so Pawellek.

Fremde Täter würden auf drei Arten an ihre Opfer herantreten: Als Exhibitionist, der sich vor dem Kind entblöst; in Form eines Überfalls, was aber sehr selten vorkomme; oder der Täter versucht Kontakt zum Opfer herzustellen, um sein Vertrauen zu gewinnen. Dabei versuche der Täter meistens die Eigenschaften im Kind anzusprechen, die Eltern besonders fördern. So z.B. die Hilfsbereitschaft („Ich habe meinen Schlüssel verloren. Kannst du mir helfen, ihn zu suchen…“) oder die Neugierde („Ich habe zu Hause kleine Kaninchen, eine Playstation,…“).

Präventionsmaßnahmen

Ganz praktisch rät der Hauptkommissar, den Namen und die Anschrift nicht sichtbar an Kleidung oder Ranzen anzubringen, so dass ein möglicher Täter das Kind nicht schon mit Namen ansprechen kann. Außerdem sollten Kinder, die einen Hausschlüssel bei sich haben, diesen verdeckt tragen. Sonst signalisiert dieser Schlüssel, dass hier ein Kind allein zu Hause sein wird. Das gehört zu der Art von Information, die niemals preisgegeben werden sollte.

Vorallem empfiehlt der Hauptkommissar, das Gespräch mit den Kindern zu suchen. Wichtig sei, sie zu stärken, ohne sie zu verunsichern. Am besten lasse sich das einrichten, wenn eine Meldung in der Zeitung steht oder z.B. in der Abendschau läuft. Auch folgende Punkte helfen zur Vorbeugung:

Altersgemäße Aufklärung:
Ein Kind, das sich bewusst ist, dass es einen geschlechtlichen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt, wird nicht allein dadurch geschockt, das auch zu sehen. Außerdem sind Kinder neugierig und wenn sie Fragen zur Sexualität haben, sollten sie auch beantwortet werden. Sonst besteht unter Umständen die Gefahr, dass ihre Neugierde von Tätern ausgenutzt wird.

Vertrauensverhältnis:
Kinder wachsen mit Verboten auf. Kein Kind wird sich jedoch immer an alle halten. Wichtig ist, dass ein Kind dennoch ohne Angst vor Strafe den Eltern etwas anvertrauen kann, auch wenn es gegen Regeln verstoßen hat.

Selbstbewusstsein:
Kinder sollen sich trauen können, „Nein“ zu sagen. Beispielsweise, wenn jemand sie anfasst. Egal ob es ein Fremder ist, oder nur die Tante ein Küsschen geben möchte. Das Kind sollte selbst über diese Berührungen entscheiden dürfen.

Die weitergeleiteten Mails hatten an den Schulen zu heftigen Diskussionen geführt. Die einen sehen darin Panikmache, andere eine sinnvolle Warnung. Der LKA-Beamte rät davon ab, Mails ungeprüft weiterzuleiten. Dies führe zu einer unnötigen Verunsicherung. Gleichzeitig appellierte er an alle Anwesenden, achtsam zu sein. Wer den Verdacht hegt, ein Kind könne im Familienkreis mißbraucht werden, muss aktiv werden. Es gibt genug Hilfsorganisationen, an die man sich wenden kann, nicht nur das Jugendamt und die Polizei, sondern auch Vereine wie Wildwasser. Oft finde der Missbrauch über Jahre hinweg mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen statt.

Der Informationsabend gab keine genaue Auskunft darüber, ob Pankow bedrohter ist als andere Teile der Stadt. Aber insgesamt, so Pawallek, sei das Risiko gering, von einem Fremden sexuell missbraucht zu werden. Überall in der Stadt seien eigenartige Menschen unterwegs, die Kinder ansprechen. Gleichzeitig sei aber nicht jeder, der ein Kind anspricht, ein Täter. Am wichtigsten ist, dass es niemals die Schuld des Kindes ist, wenn es zu einem Übergriff kommt – auch wenn es vorher Regeln missachtet hat.

Die Berliner Polizei hat eine Liste mit Hilfsorganisationen zusammengestellt.

Autorinnen: Natalie Tenberg und Cathrin Bonhoff

Garbátyplatz, da war doch was?

Der „Platz“ heute

Gegenüber dem S-Bahnhof Pankow, dort wo jetzt der schwarze Klotz mit EDEKA und dm steht, war
ehemals der Garbátyplatz. Streng genommen ist der Platz immer noch da und er heißt auch noch so. Nur ist er auf die Fläche rund um den U-Bahnausgang geschrumpft.

Früher stand hier eine Art Denkmal, das an den Namensgeber erinnert. Josef Garbáty war ein wichtiger Pankower Bürger, Unternehmer, Arbeitgeber und Mäzen. Ihm gehörte die Zigarettenfabrik an der Berliner Straße. Das Denkmal jedenfalls, ein großer Schriftzug, ist während der Bauarbeiten demontiert worden und bis heute verschwunden.

By Jochen Jansen (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons
So sah das Denkmal aus (Foto: Jochen Jansen)

Das soll sich jetzt ändern. Das Bezirksamt hat in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der SPD bestätigt, dass das Denkmal wieder auf dem Platz aufgestellt werden soll. „Das Tiefbau- und Landschaftsplanungsamt wurde darüber informiert, dass zurzeit die Beauftragung einer entsprechenden Firma erfolgt“, erklärte Baustadtrat Kirchner. Mit dem Bauherrn des schwarzen Geschäftshauses seien Abbau, Einlagerung und Wiederaufbau vereinbart gewesen.

Einziges Problem: Der metallene Schriftzug braucht einen neuen Schutzanstrich und momentan ist nicht klar, wer dafür aufkommt. „Derzeit wird nach Finanzierungsmöglichkeiten gesucht“, so Kirchner weiter.

Die Familie Garbáty musste 1939 in die USA emigrieren. Josef Garbáty selbst starb mit 88 Jahren in seiner Villa in Pankow. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee.

Mehr zum Thema:
Interview mit Baustadtrat Kirchner

Nähcafé in der Florastraße

Wer schon immer damit geliebäugelt hat, mal etwas selber zu nähen, bekommt jetzt Unterstützung: Im Nähcafé in der Sesam-Bäckerei in der Florastraße 31 in Pankow.

Der Durchblick kommt beim Nähen

Egal ob Piratenkostüm oder ein Rock aus alter Bettwäsche; egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene,
im Nähcafé sind alle willkommen. Vergangenen Donnerstag ratterten die Nähmaschinen zum ersten Mal. Vier Frauen saßen im Gastraum der Bäckerei und probierten sich an Faschingskostümen, wie z.B. Marienkäferchen. Angeleitet wurden sie von Diplom-Designerin Cora Lie, die bereits mehrere Nähkurse gegeben hat und Andrea Baewert, leidenschaftliche Hobbynäherin und mobile Reiseberaterin. Die beiden kennen den Besitzer der Sesam-Bäckerei und der hatte nichts dagegen, dass sich in seinem nicht ganz ausgelastetem Gastraum abends ein kreatives Chaos breit macht. Das Nähcafé ist ein Versuchsballon. Wenn er angenommen wird, könnte die Einrichtung vielleicht eine Institution werden und wer weiß… auch einen Stoffladen könnten sich Lie und Baewert in der Florastraße gut vorstellen.

Am kommenden Donnerstag (20. Februar) geht das Nähcafé von 19 bis 22 Uhr erst einmal in die zweite Runde. Interessierte können sich per Mail anmelden. Gut wäre es, bereits eine Idee zu haben und mit Schnitt und Stoff vorbeizukommen. Nähmaschinen sind vorhanden, wenn man lieber auf der eigenen näht, kann man die aber auch gerne mitbringen – Platz ist vorhanden. Der Abend kostet 20 Euro oder 8,50 pro Stunde. Dafür bekommt man professionelle Hilfestellung, Geselligkeit und das gute Gefühl, etwas Eigenes geschafft zu haben.

Nähcafé 
Sesam-Bäckerei
Florastraße 31
Donnerstag, 20. Februar, 19-22 Uhr
 
Anmeldung unter: liebelle2@web.de