Monats-Archiv: Dezember 2014

Schlechte Nachrichten für die Weiße Villa

Die Villa im November

Die Villa im November

Die Hoffnungen der Initiative „Florakiez erhalten“ haben sich zerschlagen. Die „Weiße Villa“ in der Florastraße 86 wird nicht zum Denkmal erklärt. Das Landesdenkmalamt teilte dem Sprecher der Initiative, Thomas Rötschke, kurz und knapp mit, dass das Gebäude „nicht die Voraussetzungen zur Aufnahme als Baudenkmal in die Denkmalliste Berlin erfüllt“. Damit wird ein Abriss des Gebäudes wahrscheinlicher.

Bild: Präger Richter Architekten

Der geplante Neubau (Bild: Präger Richter Architekten)

Der Eigentümer möchte die 1892 erbaute Villa und Grundstück zu Geld machen und bietet beides seit geraumer Zeit zum Kauf an. Eine Baugruppe plant den Erwerb des Grundstücks und will entlang der Florastraße unmittelbar neben dem Pocketpark einen massiven Neubau mit Eigentumswohnungen errichten. Das Haus soll tief in das Grundstück hineinreichen. Dem steht die Villa im Weg. Für das Grundstück besteht ein Baurecht nach §34 Baugesetzbuch. Das bedeutet, dass sich ein Vorhaben in die “Eigenart der näheren Umgebung” einfügen muss. Das sind in der Florastraße Vorderhäuser entlang der Straße, teilweise mit Hinterhäusern und Seitenflügeln.

Ein Abriss der Villa stößt im Kiez auf wenig Gegenliebe. Ob Denkmal oder nicht, das Haus gehört zur Florastraße. Ein Neubau wäre ein weiteres Symbol für die (zu) schnelle und teilweise architektonisch fragwürdige Veränderung der Gegend.

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Mehdorn wird den BER nicht eröffnen

Hartmut Mehdorn (Foto: Günter Wicker / Flughafen Berlin Brandenburg)

Hartmut Mehdorn
(Foto: Günter Wicker / Flughafen Berlin )

Kaum hat Flughafenchef Hartmut Mehdorn die Öffentlichkeit mit einem Eröffnungstermin (oder genauer gesagt: einem Terminband) überrascht, schon kommt der nächste Paukenschlag.

Mehdorn gibt seinen Posten spätestens im kommenden Sommer auf. „Für mich schließt sich mit der Entscheidung für das Terminband zweites Halbjahr 2017 vom vergangenen Freitag ein Kreis: Als ich im März 2013 den Posten des Vorsitzenden der Geschäftsführung der FBB übernahm, herrschten Chaos und Stillstand auf der Baustelle. Nun ist die Baustellenorganisation geordnet, die technischen Kernfragen sind entschieden, und ein neues Managementteam für BER und FBB ist an Bord.“, erklärte der 72-jährige am Montag. „Trotzdem musste ich in den zurückliegenden Wochen zur Kenntnis nehmen, dass im Aufsichtsratsumfeld Spekulationen zu meiner Person angestellt wurden, die das für mich vertretbare Maß überstiegen. Ich bedauere meinen Rücktritt persönlich sehr, da er weder meinem Pflichtbewusstsein noch meinen persönlichen Zielen entspricht. Der Schritt ist für mich aber in Abwägung der Gesamtlage notwendig geworden.“

Wer 2017 Pankow vom Fluglärm erlösen wird, ist noch unklar. Genannt wurden bisher der Chef des Flughafens Köln/Bonn, Michael Garvens und der Münchener Flughafenmanager Thomas Weyer. Außerdem werden dem Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba Ambitionen nachgesagt.

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EDV-Beratung macht in „lauter schönen Sachen“

Vorne Schnickschnack, hinten EDV-Beratung

Der erste Blick täuscht

Die Florastraße hat einen neuen Schnick-Schnack-Laden. Nur ist er nicht so leicht als solcher auszumachen, denn der grüne Schriftzug der EDV-Beratung 2F ist recht dominant. Seit 21 Jahren nun schon betreibt Frank Florl seine Firma, damit habe er den ältesten Computerladen in Pankow. Jetzt könnte auch mal etwas anderes kommen, schließlich habe er sich genügend Nachwuchs rangezüchtet, der die EDV-Beratung sehr gut alleine leisten könne, da müsse der „alte Mann“ nicht mehr ran. Nun also „lauter schöne Sachen“,  wie es auf der Schaufensterscheibe steht. Im Internet heisst es schicker floragalerie.de. Figuren, Töpferwaren, Wohnaccessoires stehen in dem frisch renoviertem Ladenlokal in der Florastraße 13; an den Wänden hängen Bilder von Architekt und Künstler Uwe Mücklausch, dem „letzen Ossi vom Zionskirchplatz“ in Prenzlauer Berg.

Frisch eingeräumt

Frisch eingeräumt

Der Laden für alles, was Flierl selbst gefällt, ist ein Experiment. Was wird im Kiez ankommen, was wird einstauben? Das wird sich zeigen. Florl ist offen für alles, auch Künstler aus der Nachbarschaft könnten Objekte vorbeibringen, vorausgesetzt er hat Platz. Dabei gilt: Entweder die Werke finden Abnehmer, oder sie gehen zurück, angekauft wird nichts.

Früher war in der Florastraße 13 ein Küchenstudio und Florl saß mit seiner Computerfirma dort, wo heute die Schnittschwestern arbeiten. Als das Küchengeschäft pleite ging, zog er um. Seit dem wirkt die EDV-Beratung in den Hinterräumen, vorne -im Ladengeschäft- hatte er zeitweise einen Copyshop. Doch der rechnete sich nicht. Als der Eigentümer das Haus kürzlich verkaufte und wegzog, nutzte Florl die Gelegenheit und mietete das Ladengeschäft erneut an. Im hinteren Bereich wird – wie die Jahre zuvor – die Computerberatung weiterlaufen.

Floragalerie
Florastraße 13
„Probeöffnungszeiten“:
Mittwoch: 14:00-18:00
Donnerstag + Freitag: 10:00-18:00
Samstag: 10:00-14:00

Der BER eröffnet 2017

Baustellenmaskottchen Armin die Ameise war 2007 noch zuversichtlich (Foto: Alexander Obst / Marion Schmieding, Flughafen Berlin)

Baustellenmaskottchen Armin die Ameise war 2007 noch zuversichtlich
(Foto: Alexander Obst / Marion Schmieding, Flughafen Berlin)

Hartmut Mehdorn bleibt am Ruder und es gibt einen Termin. Die lang erwartete Aufsichtsratssitzung des Flughafens ist am Freitag mit zwei wichtigen Nachrichten zu Ende gegangen.

Der BER werde im zweiten Halbjahr 2017 an den Start gehen, teilte Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider mit. Wann genau, ist aber unklar. Laut „Tagesspiegel“ nannte Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn das zweite bis dritte Quartal als realistisches „Terminband“. Ob er dann noch im Amt sein wird, bleibt offen. Für den Moment sprachen die Gesellschafter dem Manager ihr Vertrauen aus. Mehdorns Vertrag endet Anfang 2016.

Mit der Eröffnung wären für den Flughafen Tegel die Tage endgültig gezählt. Er muss spätestens sechs Monate nach Inbetriebnahme des BER geschlossen werden.

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Mal wieder Aufregung um den BER
Tegel-Schließung erst 2017?
Tegel wird geschlossen!
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Mehdorn setzt weiter auf Tegel
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Kiezgesichter: Franziska Lichtenberg und David Berry von Cavaìsimo

Hier stellen wir in loser Folge bekannte Gesichter aus dem Florakiez in Pankow vor. Menschen, die jeder von uns schon einmal gesehen hat, die zu unserer Gegend gehören wie der M27er-Bus. Diese Woche haben Franziska Lichtenberg und David Berry auf unsere Fragen geantwortet. Sie betreiben an der Florastraße nicht nur einen Verkauf von spanischem Schaumwein, nämlich dem Cava, sondern auch noch eine Sprachschule und einen Verlag.IMG_3689

Funktion: Bei Cavaìsimo? Oh da sind wir Importeure, Verkäufer und vor allem Aufklärer und Vergnügungsbereiter: Wer weiß schon, was Cava ist und welch Vergnügen er bereitet? Dafür gibt es regelmäßig die vergnüglichen Tastings CAVAZACKI und KURZWEINIG – der letzte dieses Jahr ist am 18.12.2014. Bei DAVID BERRY LANGUAGES: Sprachtrainer, Übersetzer, Organisatoren. Bei unserem Verlag Der Rosenthaler: da sind wir Verleger, Autoren, Zeichner, Übersetzer. Und außerdem: Wir haben Familie, feiern, entwickeln Ideen, Doppelkopfen, es geht auf und ab… aber immer alles gemeinsam – seit 20 Jahren.

Seit wann im Kiez? Im Frühjahr 2011 sind wir mit Hund und zwei unserer Söhne (15 und 17, unser 26-jähriger wohnt mit Freundin im fernen Charlottenburg) von Mitte nach Niederschönhausen gezogen. Der Florakiez hat uns als deutsch-englische Familie überzeugt, hier gibt es Platz für unsere Ideen! So wie die mit dem Import von Cava: Bei unserer englischen Freundin in Barcelona, die wir seit 20 Jahren besuchen, haben wir uns in Cava verliebt!

Mögen am Kiez: Viele liebe Leute, prima Gewerbetreibende, man/frau kommt einfach ins Gespräch. Irgendwie Großstadt und Dorf in einem, praktisch.

Sind genervt von… denen (gibt es leider auch viele), die den Kiez toll finden und lobpreisen mit seinen schönen Läden, Cafés, buntem Treiben … – aber dann bei Amazon Kinderbücher bestellen (Buchsegler!!!), sich mit einer Freundin bei Starbucks am Hackeschen verabreden (Tiriki!!!) und gar nicht mal so billige Weine im Supermarkt kaufen – bei uns fängt’s bei 5,90€ an, darunter ist kaum ein Wein vernünftig und fair zu produzieren.

An dem Tag, an dem Tegel schließt,… gehen wir mit unserem bunten Hund im Bürgerpark spazieren, nehmen aus dem Laden viel Schokolade, außerdem eine Flasche kühlen Cava und zwei Gläser … ein Fest des Vergnügens!

Wenn nicht im Florakiez, dann möchten wir am liebsten leben… in der Uckermark (kein Fluglärm und vieles andere nicht), Spanien (Cava im Restaurant ist Standard – ein Paradies) oder in Cornwall/England (schön grün und sehr schön very British) – am besten immer abwechselnd.

Wünschen sich, … dass noch ein paar mehr Leute erkennen, dass es wunderbar, vergnüglich und manchmal romantisch ist, abends zusammenzusitzen und eine oder auch mal zwei Flaschen Cava zu teilen! Auf die nächsten 20 Jahre – im Florakiez!

Es war einmal….

Maximilianstraße

Maximilianstraße, 3.12.2014

Ich fühle mich einsam. Seit vielen Jahren hänge ich nun schon unter der Eisenbahnbrücke in der Maximilianstraße und immer seltener kommen Kinder mit ihrem Taschengeld angerannt. Seit einiger Zeit steht zwar eine Ersatzbushaltestelle in meiner Nähe, aber die langweilt sich auch. Stattdessen laufen immer mehr Mamas oder Papas mit Kinderwagen oder Kleinkindern an der Hand an mir vorbei. Der Nachwuchs kennt mich noch nicht und darüber sind die Eltern auch ganz froh. Denn wenn ich erst einmal entdeckt werde, dann haben sie keine Ruhe mehr – während ich Hoffnung schöpfe. Neugierige Kinderblicke untersuchen meinen Inhalt. „Darf ich?“ , „Bitte, bitte.“ In diesem Moment fühle ich mich großartig, begehrt.

Mal was anderes als ein Vampirgebiss

Zähne für jeden Anlass

Ich bin zwar in die Jahre gekommen, aber ich habe immer noch Ausstrahlung. Und mal im Ernst, ich habe keine albernen Plastikringe im Angebot, ich habe gruselige Zähne. Und natürlich Kaugummis, schon immer, ohne die geht es nicht, nur heißen sie jetzt RainForest Fruit Flavour Bubble Gum. Doch meine Euphorie währt nur kurz. Denn jetzt werde ich noch einmal begutachtet, dieses Mal mit kritischen Erwachsenenaugen: Sind die Kaugummis überhaupt noch gut? Zugegeben, ich bin mir auch nicht sicher. Früher wurden meine vier Behälter regelmäßig ausgetauscht. Aber das ist schon eine Weile her. Und die Halbwertzeit von Kaugummis? 6 Jahre? Na, vielleicht schmecken sie nicht mehr, wenn ich ehrlich bin, haben sie noch nie geschmeckt, aber sterben tut das Kind daran auch nicht.

Der skeptische Elternblick wandert weiter über mein rotes Gehäuse, um meinen Gesamtzustand zu analysieren. Nun ja, dabei komme ich nicht gut weg. Wie auch. Ich bin offensichtlich vernachlässigt und mehrfach misshandelt worden. Mir fehlen zwei Klappen, das eine Ausgabefach ist verklebt, ich wurde bemalt und getreten. Ich tue mir selbst leid. Meistens passiert es, wenn es dunkel ist. Seit dem es mich und meine Artgenossen gibt, haben sich Generationen von Kindern gefragt, wie komme ich an möglichst viel Inhalt, ohne zu bezahlen? Anfangs war das für mich ein unterhaltsames Spiel. Schließlich wurde ich auch immer wieder aufgebaut, psychisch und physisch. Da hält man einiges aus. Doch die Methoden sind mit den Jahren härter geworden, die Kinder älter. So scheint es mir. Vielleicht täusche ich mich auch. Vielleicht fehlt mir auch nur die gewohnte Fürsorge? Ich glaube, man hat mich vergessen. Zwar hängt in meinem Gehäuse ein Zettel mit einer Telefonnummer, doch wie soll ich…. Letztens hat dann doch jemand dort angerufen und ein paar Tage später wurde ich komplett leergeräumt. So leer fühlte ich mich noch nie, nun hängt nur noch meine Hülle an der Wand hängt. Fraglich wie lange. So hatte ich mir meine Zukunft nicht vorgestellt.

Der trostlose Rest

Der trostlose Rest, 9.12.2014

Shoppen mit Spätbetreuung

Wer am Donnerstag die langen Öffnungszeiten in der Florastraße ausnutzen möchte, ohne dass der Nachwuchs vor Müdigkeit zwischen den prall gefüllten Tüten kollabiert, kann die Kinder zur Spätbetreuung anmelden. Das Drehwerk hat noch einige Plätze frei. Für 19,80 Euro werden die Kinder von 17.30 Uhr bis spätestens 21.30 Uhr im Wortraum in der Görschstraße betreut. Alles weitere dazu findet man hier.

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Mein Berlin, dein Berlin

In „Mein Berlin, dein Berlin“ stellen die Fernsehjournalisten Tim Evers und Jens Staeder Paare zusammen, die einander Orte aus ihrer Berliner Jugend zeigen. Das besondere daran: Jeweils ein Ostler und Westler ziehen gemeinsam los, so dass die Teilung der Stadt, die DDR und das alte West-Berlin auch immer Thema sind. Evers, selbst in der Nähe von Potsdam aufgewachsen, lebt heute im Florakiez.

Wie entstand die Idee zu diesem Film und was ist da in Zukunft noch geplant?

Die Idee stammt von Jens, der ein richtiger West-Berliner ist und aus Hermsdorf stammte. Wir arbeiten sonst für Formate wie „Bauer sucht Kultur“ mit Max Moor zusammen. Eines Tages erzählte er mir von seiner Idee, einen Film über das alte West-Berlin zu machen – Leute zeigen einander die Orte, die wichtig für ihre Jugend waren, machen daraus einen Wettbewerb, was der coolere Ort ist. Ich fragte dann irgendwann, warum es denn nur West-Berliner sein sollten, die da miteinander losziehen.

Und dann?

Dann stellten wir das Konzept der Redaktion vor und es kam gut an, passte ja auch gut zu 25 Jahre Mauerfall. Wenn dieser erste Film jetzt ankommt und Beachtung findet, könnte es sogar sein, dass es weitere Folgen gibt. Das kommt ein bisschen auf die Resonanz an.

flake hagen dach

Zwei Musiker auf dem Dach: Hagen Liebing trifft Christian Lorenz

Hast du bei den Dreharbeiten auch ein Stück Pankow entdecken können?

In unserem Film haben wir ja drei Paare zusammengestellt: Barnaby Metschurat mit Marion Brasch, Christian „Flake“ Lorenz (Rammstein) mit dem Ex-Bassisten der Ärzte, Hagen Liebing, und dann noch Meret Becker mit Andrej Hermlin. Hermlin stammt aus Niederschönhausen und lebt dort auch noch im Haus seines Vaters Stephan Hermlin, da haben wir auch gedreht. Er sagte, dass bei ihm zu Hause die DDR so war, wie sie hätte sein sollen. Weltoffen, kritisch, mit Auslandsreisen und der FAZ im Abo. Und während Meret Becker erzählte, dass ja nicht nur die DDR, sondern auch ihr altes West-Berlin verschwunden ist, hat Andrej Hermlin nicht das Gefühl, dass er etwas verloren hat. Normalerweise ist es ja immer andersherum…

Du selbst kommst aus der Gegend von Potsdam. Was war während du aufgewachsen bist Berlin für dich?

Damals war Berlin für mich ein Sehnsuchtsziel, das für mich erst nach dem Mauerfall zum Ausgehen richtig erreichbar wurde, in dem Moment, in dem wir die S-Bahn von Wannsee aus nehmen konnten. Ich bin 1973 geboren, da war die Zeit um 1990/1992 prägend. Wir sind dann immer zu Orten gefahren, wo man eher dazu gehören wollte, als wirklich dazu gehört hat, beispielsweise das „Obst und Gemüse“ mit seinen Künstlertypen. Die fanden wir toll, waren aber keine Künstler, sondern 17.

Funktioniert euer Format eigentlich nur mit dem Gegensatz zwischen Ost und West?

Nein, das ist im Grunde in jede Richtung erweiterbar. Es ist immer dort interessant, wo man seine Jugend verbracht hat. Dabei ist egal, ob man diese Orte genau so wiederfindet, wie sie waren, oder ob man sie überhaupt wiederfindet. Als ein Freund von mir geheiratet hat, sind wir auf den Spuren seiner Jugend durch Berlin gezogen. Einer seiner prägenden Orte war die Kulturbaracke am Hackeschen Markt, hinter dem S-Bahnhof.

Und steht die noch? 

Nein, wo die war, befindet sich heute eine Straßenbahnhaltestelle.

„Mein Berlin, dein Berlin“ läuft am Dienstag, den 9. Dezember, um 21.00 Uhr im rbb. Da der Film aus rechtlichen Gründen nicht in die Mediathek gestellt werden kann, sollte man ihn auf keinen Fall verpassen.

Tim Evers, Jahrgang 1973, lebt seit kurzem im Florakiez. Der Fernsehjournalist hat an der HU Theater- und Kulturwissenschaften studiert. Seit dem Jahr 2000 arbeitet er im Fernsehbereich, vor allem für den rbb. Im Florakiez gefallen ihm vor allem die Atmosphäre entlang der Florastraße und dass sich hinter jedem Haus eine grüne Oase verbirgt.

Neues von Hartmut Mehdorn: „Warten Sie’s ab.“

Gespenstische Ruhe am Terminal. (Foto: Alexander Obst/Marion Schmieding, Flughafen Berlin)

Gespenstische Ruhe am Terminal.
(Foto: Alexander Obst/Marion Schmieding, Flughafen Berlin)

Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn hat sich gemeinsam mit Technik-Chef Jörg Marks in einem durchaus lesenwerten „Tagesspiegel“-Interview zu den Problemen beim BER geäußert. Es geht um Politik, verzehnfachte Rauchklappen, viele fertige Gebäude und die weltweit einzigartige Entlüftungsanlage. Das für den Florakiez wesentlichste Thema, der Eröffnungstermin, bleibt unklar.

„Warten Sie’s ab“, lautet Mehdorns Antwort auf die Frage, ob angesichts der aktuellen Probleme 2018 zu schaffen sei. Der Tagesspiegel wiederholt die Frage in einigen Variationen. „Wann eröffnet der BER?“ beantwortet der Manager mit: „Es bleibt dabei: Wir werden nur einen Termin nennen, von dem wir auch überzeugt sind. Da wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht alle Unwägbarkeiten aus dem Weg geräumt haben, wird es auf ein Terminband hinauslaufen, das wir im Aufsichtsrat diskutieren werden.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs kommt dann indirekt das Jahr 2019 ins Spiel. Auf die Frage, ob beim Schallschutz für Tegel noch etwas passieren müsse, antwortet Mehdorn, das komme auf den Umzugstermin an. Kritisch werde es wegen der Ausnahmeregelung für den bestehenden Flughafen erst 2019.

Einen Umzug zum BER in einer Nacht, wie es 2012 geplant war, wird es mit Mehdorn nicht geben: „Wir halten das für viel zu risikoreich. Wir machen das schrittweise. Wie genau, werden wir mit unseren Airline-Kunden noch abstimmen.“

Die immer wieder zu lesende Behauptung, es wäre besser gewesen, den Flughafen abzureißen oder zu entkernen, ist aus Sicht von Technik-Chef Marks Unsinn: „Einfach alles rauszureißen wäre falsch gewesen. Bei der Kabeltrassensanierung haben wir in Teilbereichen 50 Prozent der Kabel erneuern müssen. Mit Stand Oktober haben wir bereits rund 1400 Kilometer Kabel neu gezogen. 2200 Kilometer liegen noch vor uns.“ Da er nicht sagt, wann die Kabeltrassen in Angriff genommen wurden, lässt die Aussage Raum für neue Termin-Spekulationen.

Am 12. Dezember tagt der Aufsichtsrat. Dann wird die Öffentlichkeit ein „Terminband“ erfahren oder erneut vertröstet werden.

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Neues Café: Liebes Bisschen

In unserem Kiez gibt es schon einige sehr schöne Cafés, seit einer guten Woche ist nun an der Berliner Straße an der Ecke zur Schulstraße das Café Liebes Bisschen dazu gekommen. Im hellen Ecklokal stehen einige Stühle an der Theke im Fenster, es gibt gewöhnliche Tische, an die man sich setzen kann, aber auch knallorangene Sitzsäcke zum Rumlümmeln. Der helle Holzboden sorgt für Wärme und eine anheimelnde Atmosphäre.

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Neu an der Espressomaschine: Gregor Weinhold

Betrieben wird der schlichte Laden von Gregor Weinhold, er bereitet hinter der Theke Chai, grüne Smoothies oder Café Latte zu. „Ich war lange als Organisator von Veranstaltungen tätig. Man kann auch sagen als Eventmanager, aber das Wort mag ich irgendwie nicht“, meint der freundliche T-Shirt- und Bartträger. Die Idee zum Lieben Bisschen habe immer in seinem Kopf herumgeschwirrt, als diffuse Idee. Aber dann, als er merkte, dass er mit über 40 in seiner Branche zum alten Eisen gehörte und er dann auch noch in eine alte Pfarrerswohnung nach Pankow umzog, da wurde daraus ein konkretes Vorhaben.

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Hier kann man sitzen und auf die Berliner Straße heraus schauen

Auch nach der Eröffnung wartet noch ein Stück Arbeit auf den gebürtigen Lausitzer. Sein jetziges Angebot aus Paninis, Kuchen, Müsli, Croissants und Natas möchte er möglichst bald durch Suppen und andere Angeboten für ein schnelles Mittagessen ergänzen. Weiterhin plant er, einen gut gefüllten Zeitschriftenständer zu installieren und mindestens eine Tageszeitung auszulegen, so dass man im Lieben Bisschen zum Café auch ein wenig schmökern kann.

Insgesamt macht das „Liebes Bißchen“ einen einladenden Eindruck. Zum Kaffee trinken und lesen sowieso, wenn bald auch noch ein paar Speisen dazu kommen, dann hat der Kiez an einer ehemals verlassenen Ecke ein Café dazu gewonnen, das die Besucher nicht durch ein ambitioniertes Konzept überfordert und das ohne viel Chichi auskommt.

 

Liebes Bisschen, Berliner Straße 6, 13187 Berlin-Pankow, Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, www.liebes-bisschen-berlin.de, W-Lan, Café Latte 2,90 EUR, Nuss Nougat Croissant 1,20 EUR. Über Weihnachten und Silvester sind die Öffnungszeiten etwas eingeschränkt

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Hell und schlicht, aber gemütlich: der Gastraum

 

Privat und doch öffentlich: In den Floragärten

Jemand hatte etwas gegen die Privatstraße

Jemand hatte etwas gegen den Hinweis „Privatstraße“

Die Straßenschilder standen schon lange, doch durchgehen durfte man nicht. „In den Floragärten“ diente als Baustellenzufahrt, wer trotzdem durchstiefelte, fing sich einen Rüffel ein oder wurde mit missbilligenden Blicken bedacht. Um die Baustelle zu sichern, wurde das Tor zur Görschstraße abends geschlossen. Mittlerweile wird nur noch auf einer Straßenseite gebaut, das Tor ist verschwunden, Bäume wurden gepflanzt und Laternen beleuchten nachts den Weg.

Der Florakiez hat also eine neue Straße. „In den Floragärten“ ist eine Privatstraße und doch profitiert auch die Allgemeinheit von ihr. Zwar dürfen nur die Eigentümer und Mieter der Wohnanlage mit dem Auto durchfahren, doch es gibt ein öffentliches, sogenanntes Wegerecht für Fußgänger. Es war ein gewolltes Sanierungsziel des Bezirks, einen Durchgang vom Rettigweg zur Görschstraße zu schaffen, und so mancher Anwohner nutzt die Straße denn auch als Abkürzung auf dem Weg zum S-Bahnhof Wollankstraße oder – als er noch nicht gesperrt war – zum Eulenspielplatz.

Zufahrt Görschstraße

Von der Görschstraße kommt man nicht weit

Gleichzeitig müssen sich die unmittelbaren Nachbarn keine Sorge machen, dass der Durchgangsverkehr deutlich zunehmen wird. Die Zufahrt zu den drei Tiefgaragen erfolgt ausschließlich über die Gaillardstraße. Zudem ist „In den Floragärten“ eine Einbahnstraße, so dass die Bewohner über die Gaillardstraße rein- und über die Görschstraße rausfahren – und das auch nur im Schritttempo, denn „In den Floragärten“ ist eine Spielstraße. Einzig die künftigen Bewohner der sechs Reihenhäuser, die derzeit hinter der Kita Zipfelmütze entstehen, können noch vor dem Beginn der Einbahnstraße links abbiegen. Die neue Straße ist also durchaus ein Gewinn für die Nachbarschaft, und es dürfte die Eigentümer nicht stören, wenn Spaziergänger durchlaufen.

Schwieriger ist das mit dem neuen Spielplatz in den Floragärten. Der ist ebenfalls Privatbesitz und genau genommen nur für die Kinder der Bewohner, die schließlich auch für Wartung und Pflege der Spielgeräte aufkommen. Doch wie soll verhindert werden, dass auch andere Kinder auf den Trampolinen hüpfen? Das wird sicher ein Thema für die Eigentümerversammlung werden. Und die wird vorraussichtlich Anfang 2016 vollzählig sein. Dann sind in rund 5 Jahren insgesamt 280 Wohnungen und 220 Parkplätze auf dem ehemaligen Fabrikgelände an der Gaillardstraße entstanden.